Fake-Videos im Gebühren-TV: Selenskyjs Botschafter fordert vom ORF "Konsequenzen"
“An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts”, schreibt der bekannte ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz nach heftigen Attacken des ukrainischen Botschafters – der ORF musste sich aber nun entschuldigen, weil falsche Videos aus der Ukraine gezeigt worden sind.
“Wir haben eine manipulative Berichterstattung gesehen”, kritisierte der Botschafter der Ukraine in Wien, Vasyl Khymynets, öffentlich auf der Social-media-Plattform Twitter außergewöhnlich scharf den ORF. Und: “Nun warten wir einmal ab, für was sich der ORF entscheidet: für Glaubwürdigkeit oder russische Propaganda?”
Wie der eXXpress berichtet hat, wurde von einigen Twitter-Usern eine Debatte darüber gestartet, ob der ORF Fake News, also falsche nachrichten über die Ukraine verbreite: Dass in der ZiB1 (absolut korrekt) über aktuelle Maßnahmen gegen die Korruption in Kiews Rekrutierungsbüros ein Beitrag lief, dürfte einige Unterstützer der Ukraine extrem verärgert haben – obwohl genau dies auch von Wolodymyr Selenskyj in einer Video-Botschaft selbst gesagt worden ist.
Dann kamen im ORF noch Video-Szenen von angeblichen brutalen Rekrutierungsmaßnahmen der ukrainischen Armee. Dabei dürfte der ORF-Nachrichtenredaktion ein Fehler passiert sein: Denn diese Szenen stammten von einer Verhaftung eines angeblichen Agenten. Auch wenn Dutzende derartiger gewaltsamer Rekrutierungsmaßnahmen junger Ukrainer im Web kursieren – die vom ORF veröffentlichten Aufnahmen zeigten etwas anderes.
ORF-Redakteur: "An der Richtigkeit des Beitrags ändert das nichts"
Nach mehrstündigen Überlegungen entschloss sich die ORF-Führung dann, sich für die Fake-Videos zu entschuldigen: “Weiterführende Recherchen des ORF und eine nochmalige Überprüfung haben ergeben, dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der “Zeit im Bild” vom 16. August transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert.”
Der bekannte Ukraine-Korrespondent und Außenpolitik-Journalist Christian Wehrschütz sieht das aber dann doch etwas anders – er schreibt auf Twitter: “In der ZiB1 zur Korruption in der Ukraine wurden Videos verwendet, die ich nicht zusätzlich überprüft habe, weil sie aus seriöser Quelle stammten. Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent. An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts!”
Botschafter der Ukraine fordert weitere Konsequenzen
Der Botschafter der Ukraine in Wien gab sich mit der Entschuldigung des ORF noch nicht zufrieden. Vasyl Khymynets fordert auf Twitter “Konsequenzen”: “Wobei die Frage weiter bleibt, wie kann es möglich sein, dass der ORF-Journalist in der Ukraine seine Berichterstattung manipuliert. Mit welchen Konsequenzen muss er rechnen? Hoffentlich werden sie nicht ausbleiben, denn es geht um Journalismus und nicht um Propaganda.”
Der langjährige Journalist Christian Wehrschütz ist bei den ORF-Sehern bekannt für seine stets neutrale, objektive Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine – das dürfte ihm nicht nur Freunde eingebracht haben.
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