Felix Baumgartner: Gecancelt bis in den Tod
Sie hätten kaum unterschiedlicher sein können – der gefeierte deutsche Theaterregisseur Claus Peymann und der waghalsige österreichische Extremsportler Felix Baumgartner. Beide sind diese Woche verstorben. Doch beim politischen Österreich trauert man offenbar selektiv.
Diese Woche verstarben gleich zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten: Claus Peymann, ein vielfach ausgezeichneter deutscher Theaterregisseur – von Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X (vormals Twitter) als „großer Zauberer des Theaters“ geehrt – und ein Mann aus Salzburg, der durch seine waghalsigen Rekorde für internationale Schlagzeilen sorgte: Felix Baumgartner, der vor allem mit seinem Stratosphärensprung Geschichte schrieb.
Während der Tod des Theatermannes von höchsten politischen Stellen, unter anderem Bundeskanzler Christian Stocker und Bundespräsident Van der Bellen, öffentlich betrauert wird, blieb es um Baumgartner erstaunlich still. Kein Wort, kein Kondolenz-Posting der Bundesregierung. Lediglich die FPÖ äußerte öffentlich ihr Beileid (exxpress berichtete).
Mit dem Tod von Claus Peymann verlieren wir einen streitbaren Theatermacher, der unbequeme Wahrheiten nicht gescheut hat. Über Jahrzehnte hinweg hat er bewegt, Veränderungen herbeigeführt und seinem Publikum die Augen geöffnet.
— Christian Stocker (@_CStocker) July 16, 2025
Er wird fehlen. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie…
Kondolenz nur, wenn's ins Weltbild passt?
Einige mögen einwenden: Baumgartner war polarisierend. Er äußerte sich in den vergangenen Jahren kritisch zu Corona-Maßnahmen, sprach sich gegen die Impfpflicht aus, nahm sich auf Social Media kein Blatt vor den Mund. Doch ist das ein Grund, einem der größten österreichischen Sportabenteurer der letzten Jahrzehnte die Anerkennung im Tod zu verweigern?
Van der Bellen verfasste gleich drei Threads zum Tod des Regisseurs auf der Plattform X– zu Baumgartner: kein Wort. Muss man politisch genehm sein, um in Österreich posthum gewürdigt zu werden?
Die Ära Peymann ist zu Ende gegangen, der große Zauberer des Theaters ist tot. Über lange Jahre hat Claus Peymann auf den deutschsprachigen Bühnen nicht nur Theatergeschichte, sondern Geschichte geschrieben. (1/3) pic.twitter.com/pDFAffAI8t
— Alexander Van der Bellen (@vanderbellen) July 16, 2025
Wo bleibt die überparteiliche Größe?
Gerade Amtsinhaber wie der Bundespräsident sind zur politischen Neutralität verpflichtet. Umso bemerkenswerter ist es, wenn das Staatsoberhaupt offenbar mit zweierlei Maß misst. Die Frage drängt sich auf: Ist das Mitgefühl des Staates selektiv geworden? Wird über das Ableben nur dann gesprochen, wenn es ideologisch ins Konzept passt?
Es geht hier nicht darum, Kritik an Meinungen oder Aussagen auszuschließen. Aber im Tod sollte der Mensch im Vordergrund stehen – und nicht das politische Lager, dem man sich zugehörig fühlt.
Felix Baumgartner hat mit seinem Sprung aus 39 Kilometern Höhe weltweit für Staunen gesorgt. Das offizielle Österreich aber schweigt.
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