Im aktuellen exxpressTV-Interview spricht Dr. Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens und Aufsichtsratsvorsitzender der ÖBAG, über die wirtschaftlichen Herausforderungen des europäischen Luftverkehrs – und spart dabei nicht mit Kritik an der EU-Regulierung.

Ofner erklärt, dass der Flugverkehr insgesamt zwar wieder auf Wachstumskurs sei – in Wien stieg das Passagieraufkommen im ersten Halbjahr um rund 2,5 %, auf Beteiligungsebenen wie Malta sogar um über 10 %. Doch geopolitische Unsicherheiten im Nahen Osten sowie massive Regulierungen in Europa bremsen das Wachstum. Besonders hart treffe es den deutschen Markt, wo hohe Gebühren und Steuern die Low-Cost-Carrier vertrieben hätten – mit spürbaren Folgen für Preise, Verbindungen und Wettbewerbsfähigkeit.

Ein besonderer Dorn im Auge ist Ofner die geplante Ausweitung des Emissionszertifikatehandels auf den gesamten Flugverkehr sowie die unfaire Belastung europäischer Airlines mit Vorgaben zu nachhaltigem Flugbenzin (SAF). Während ein Direktflug von Wien nach Tokio rund 200 Euro an Zusatzkosten verursacht, könnte eine Route über Istanbul – ökologisch nachteiliger – günstiger sein, da sie außerhalb des EU-Regulativs liegt. „Das ist ziemlich absurd“, so Ofner.

Kritisch äußert er sich auch zur generellen Überregulierung in der EU. Statt dringend notwendige Vorhaben wie ein einheitliches europäisches Luftraumsystem umzusetzen – das seit über 20 Jahren geplant ist –, verliere man sich in Detailvorgaben ohne echten Nutzen. Diese lähmende Bürokratie wirke sich direkt auf Investitionen, Wachstum und Beschäftigung aus.

Österreich sei durch seine enge wirtschaftliche Verflechtung mit Deutschland besonders betroffen. Dennoch sieht Ofner Chancen: Durch Strukturreformen, weniger bürokratische Hürden und ein attraktives Steuerumfeld könne man wieder mehr Dynamik erzeugen. „Ohne Wachstum lassen sich weder Sozialstaat noch Sicherheit noch Klimaziele finanzieren“, betont er zum Schluss.