Die parlamentarische Anfrage der FPÖ brachte es ans Licht: Zwischen 2019 und 2024 flossen knapp 193.000 Euro Steuergeld an Global 2000 – jenen Umweltverein, den Leonore Gewessler bis zu ihrem Wechsel in die Politik leitete. Die offizielle Tabelle des Landwirtschafts-, Klima- und Umweltministeriums bestätigt: 111.000 Euro gingen in der vorigen Gesetzgebungsperiode an die NGO, 82.000 Euro in der jetzigen.

Die Nähe zwischen Ministerin und Förderempfänger sorgt nun für Kritik – auch wenn das Ministerium betont, dass sämtliche Zahlungen strengen gesetzlichen Regelungen, Vergabeverfahren und Kontrollmechanismen unterliegen.

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft/Screenshot

Global 2000 – und die grüne Vergangenheit

Gewessler führte Global 2000 bis 2019 als Geschäftsführerin. Kurz darauf wurde sie Klima- und Umweltministerin. Dass ihr ehemaliger Arbeitgeber nun Förderungen erhielt, sorgt vor allem bei politischen Gegnern für Aufsehen.

Die Debatte dreht sich weniger um die Summe – andere NGOs wie das Klimabündnis Österreich (1,54 Millionen Euro) oder der Umweltdachverband (2,01 Millionen Euro) erhielten weit höhere Beträge – sondern um den möglichen Interessenkonflikt.

Im Juli 2014 als Geschäftsführerin von Global 2000 beim damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer (r.) mit dem 2000. „Tschernobyl-Kind“ Valeriia Yermolaienko, Christoph Otto, Leiter des GLOBAL 2000 Tschernobyl-Kinder-Projektes.GLOBAL 2000/Christoph Liebentritt

Noch mehr Brisanz: Parteischule im Fokus

Noch mehr Zündstoff bringt ein zweiter Fall: Die grüne Parteiakademie FREDA erhielt 2023 Zahlungen aus dem Sozialministerium – offiziell für den Lehrgang „Politisch Verhandeln“. Politisch verantwortlich war Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz wirft den Grünen in diesem Zusammenhang eine „systematische Begünstigung“ vor. Sein Vorwurf: „Die Grüne Akademie hat mehrfach zusätzlich zur normalen Förderung kassiert!“

„Nicht Normförderung – sondern zusätzliche Gelder“

Schnedlitz betonte: „Es geht nicht um die ‚normale‘, etwas über 9 Millionen Euro umfassende Akademieförderung, die jede Partei erhält. Es geht vielmehr um weitere Zahlungen, die mit der ‚Normförderung‘ nichts zu tun haben, beispielsweise zwei Zahlungen aus dem damals grünen Sozialministerium, die rechtlich jedenfalls prüfenswert sind.“

Schnedlitz: „Man stelle sich vor, Kickl hätte als Innenminister Ministeriumsgelder für die Freiheitliche Akademie verwendet.“APA/MAX SLOVENCIK

Laut Anfragebeantwortung erhielt FREDA 2023 Gelder mit dem Verwendungszweck „Politisch Verhandeln“, Vertragsart „Sonstige Verträge“. Schnedlitz dazu: „Es stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck, wenn man öffentliche Gelder eines Ministeriums verwendet und damit allem Anschein nach Ministeriumsmitarbeiter auf die grüne Parteischule schickt – und das war mutmaßlich mehrfach der Fall.“

NGO oder Parteiakademie?

Ein zusätzlicher Streitpunkt: FREDA habe sich auf einem NGO-Jobportal als NGO registriert. Schnedlitz: „Das wirft Fragen auf, ob die Grüne Akademie auch andernorts als NGO um Unterstützungen geworben und diese erhalten hat und inwiefern das einer ohnehin auf gesetzlicher Basis staatlich unterstützten Organisation zusteht.“

Der FPÖ-Generalsekretär kritisiert zudem die mediale Aufarbeitung: „Man muss sich nur das umgekehrte Szenario vorstellen: Hätte Herbert Kickl als Innenminister Ministeriumsgelder für Aufträge an die Freiheitliche Akademie verwendet. Das mediale Trommelfeuer und der Aufschrei würden das ganze Land erschüttern. Aber wenn die Grünen offenbar in den Futtertrog greifen, wird jene Partei attackiert, die diesen Missstand aufdeckt. Diese Doppelmoral ist unerträglich!“

Die FPÖ fordert deshalb „volle Transparenz und eine lückenlose Aufklärung“. Schnedlitz: „Es kann nicht sein, dass Ministerien zu Selbstbedienungsläden für die eigene Partei werden. Wir bleiben dran – ob es den Systemparteien und ihren Hofberichterstattern passt oder nicht!“

Die große NGO-Liste

Das Ministerium legte eine lange Übersicht vor. Insgesamt wurden über 40 Organisationen im Bereich Klima und Umwelt unterstützt – von Caritas (598 Euro) bis WWF Österreich (264.400 Euro). Spitzenreiter ist die Österreichische Energieagentur mit fast zehn Millionen Euro.

Damit zeigt sich: Global 2000 ist keineswegs der größte Empfänger, aber durch die persönliche Verbindung zur grünen Spitzenpolitikerin steht die NGO nun besonders im Rampenlicht. Vor allem entsteht der Eindruck von grüner Freunderlwirtschaft. Global 2000 und FREDA zeigen, wie schnell bei Förderungen der Verdacht von Parteibegünstigung im Raum steht.