Israels Premier Netanjahu hat Trump offiziell für den Friedensnobelpreis nominiert – und ihm die Nominierung am Montag im Weißen Haus persönlich überreicht. „Du solltest ihn bekommen“, sagte Netanyahu. Trump: „Wow. Vielen Dank, Bibi.“

Doch was Trumps Anhänger feierten, stieß bei vielen Medien auf Skepsis – und bei seinen Gegnern auf Spott oder offene Ablehnung. Von einem „Geschenk mit Symbolwert, doch ohne zusätzliches Gewicht“ spricht der Standard. Die schärfste Kritik kommt jedoch ausgerechnet aus dem Umfeld von Friedensnobelpreisträger Barack Obama.

„Erbärmliche Schleimerei“ – Obama-Team schießt gegen Trump und Netanyahu

Tommy Vietor, ehemaliger Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats unter Obama, nennt Netanjahus Nominierung von Trump auf X „eine erbärmliche Schleimerei und einen PR-Stunt“ – und bezweifelt, „dass das Nobelpreiskomitee große Fans von Netanjahu sind.“

Noch spöttischer reagierte Ex-Berater David Axelrod: „Netanjahu, Putin, die Sultane und Prinzen – sie alle haben das leichteste Rätsel der Welt gelöst: Trumps Ego zu streicheln. Mit ihm kommt man mit Schmeichelei immer weiter!“

Obama bekam den Preis – wofür?

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen: Barack Obama erhielt den Friedensnobelpreis bereits im Oktober 2009 – nach nicht einmal neun Monaten im Amt. Eine nennenswerte diplomatische Leistung konnte er bis dahin nicht vorweisen. Das Nobelkomitee begründete seine Entscheidung mit der „Vision einer Welt ohne Atomwaffen“ und einem „neuen Klima“ in der internationalen Diplomatie.

Kritiker sahen darin vor allem Symbolpolitik – einen politischen Vorschuss auf mögliche Taten, die jedoch weitgehend ausblieben. Im Gegenteil: Obamas Präsidentschaft (2009–2017) war von Eskalationen, Fehleinschätzungen und neuen Konflikten geprägt.

Trumps Vorschlag: „Ich mach den Frieden – du nimmst den Preis?“ Zwei Präsidenten, zwei Welten.APA/AFP/ROBERTO SCHMIDT

Bilanz eines Friedenspreisträgers? Mehrere Kriege eskalierten unter Obama

Wer Obamas Friedensnobelpreis rechtfertigen will, muss sich einer unbequemen Frage stellen: Was wurde unter seiner Präsidentschaft wirklich friedlicher? Die Antwort fällt ernüchternd aus. Viele der schwersten Konflikte des 21. Jahrhunderts nahmen unter seiner Führung Fahrt auf – oder wurden durch sein Handeln befeuert.

Afghanistan & Libyen: Eskalation statt Stabilität

In Afghanistan setzte Obama zunächst auf eine massive Truppenaufstockung („Surge“) – von rund 30.000 auf mehr als 100.000 US-Soldaten. Das Ziel: Die Taliban entscheidend zu schwächen. Doch der Erfolg blieb aus. Am Ende seiner Amtszeit war der Krieg weiter ungelöst, Tausende US-Soldaten waren noch im Einsatz.

Noch folgenreicher: die NATO-Intervention in Libyen 2011, maßgeblich von Obama mitgetragen. Der Sturz Gaddafis stürzte das Land ins Chaos. Milizen, Islamisten und Menschenhändler übernahmen die Kontrolle. Ein dauerhafter Bürgerkrieg, eine sich zuspitzende Flüchtlingskrise und Waffenexport in die ganze Region sind die Folgen. Obama selbst sprach später von seinem „größten Fehler“.

Syrien & Irak: Vom Zögern zur Katastrophe

In Syrien wirkte Obamas Politik oft zögerlich, chaotisch, unausgegoren: Nach einem Chemiewaffenangriff 2013 durch das Assad-Regime verzichtete er auf eine militärische Antwort, obwohl damit seine eigene „rote Linie“ überschritten wurde. Ein fatales Signal und ein enormer Prestigeverlust. Das syrische Regime überlebte, Russland griff ein, der Krieg eskalierte. Parallel stieg der IS auf – teils als Folge des US-Abzugs aus dem Irak.

Dort hatte Obama 2011 alle Truppen abgezogen – doch der „Erfolg“ war trügerisch. Das Machtvakuum füllte der IS – mit verheerenden Folgen. 2014 sahen sich die USA unter Obama genötigt, zurückzukehren – mit Bomben, Drohnen und Spezialkräften. Ein Ende des Terrors brachte das nicht.

Ukraine – Kriegsbeginn ohne klare US-Strategie

2014 annektierte Russland die Krim – damit begann der Krieg im Donbass. Die Reaktion der Obama-Regierung blieb zahm: Es folgten Sanktionen gegen Moskau, aber keine militärische Hilfe für Kiew. Gleichzeitig gelang aber keine Einigung mit Putin. Die USA unterstützten das Minsker Abkommen, setzten sich jedoch kaum für dessen Umsetzung ein. Obamas notorisch zögerliche Politik und eine halbherzige Diplomatie schufen ein Vakuum, in dem der Donbass zum eingefrorenen Dauerbrand wurde – und zur Vorstufe künftiger Großoffensiven.

Im Rückblick markiert Obamas Präsidentschaft den Beginn einer Ära globaler Instabilität: Rückzüge ohne Planung, Interventionen ohne Nachsorge, Symbolpolitik statt Strategie. Daran sollten sich Trumps Kritiker erinnern – bevor sie über Netanjahus Nominierung spotten.

Bruch mit Israel macht Nahen Osten kein bisschen friedlicher

Dass Israel dem früheren US-Präsidenten Obama nicht nachtrauert, überrascht kaum. Sein Verhältnis zu Premier Netanyahu war von Beginn an angespannt – persönlich wie politisch. 2015 besiegelte der Iran-Deal das Zerwürfnis: Obama schloss ihn ohne Absprache mit Israel, trotz massiver Sicherheitsbedenken. Damit wurde Teheran wirtschaftlich gestärkt und agierte in der Region noch aggressiver – vor allem über seine Verbündeten Hisbollah, Hamas, Huthi-Rebellen und in Syrien. Ergebnis: Das Mullah-Regime ist heute in weiten Teilen des Nahen Ostens verhasst.

„Also Barack, hier zählt Realpolitik – herrschaftsfreie Diskurse gibt’s in Columbia-Seminaren.“APA/AFP/POOL/menahem kahana

Zum Eklat kam es kurz vor Obamas Abschied: Im Dezember 2016 ließ er im UN-Sicherheitsrat eine extrem israelkritische Resolution passieren – durch Stimmenthaltung. Netanyahu sprach von einem „Hinterhalt“. Für Jerusalem war das ein diplomatischer Tiefpunkt, für viele in Washington ein Bruch mit jahrzehntelanger US-Politik.

Gleichzeitig fühlten sich auch sunnitisch-arabische Partner wie Saudi-Arabien von Obama brüskiert. Die USA verloren Vertrauen in der Region – ohne greifbare strategische Erfolge. Vom erhofften Frieden war weit und breit nichts zu sehen. Obamas Nahost-Politik schwächte verlässliche Allianzen und stärkte aggressive Akteure. Der Region brachte sie keinen Frieden – sondern mehr Instabilität.

Friedensnobelpreis für Trump – Netanyahu: „Keiner hätte es mehr verdient“

Und Trump? Netanyahus Büro veröffentlichte mittlerweile das Schreiben, das den jetzigen US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vorschlägt. Darin heißt es, Trump habe „standhafte und außergewöhnliche Hingabe gezeigt, um Frieden, Sicherheit und Stabilität weltweit zu fördern“. Netanyahu würdigt insbesondere Trumps „entscheidende Rolle“ bei den Abraham-Abkommen, die zur Normalisierung der Beziehungen Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und später weiteren Staaten führten. Es sei ein „historischer Schritt in Richtung Frieden und regionaler Stabilität“.

Netanyahus Fazit: „Nur wenige Führungsfiguren haben in so kurzer Zeit so greifbare Fortschritte für den Frieden erzielt. In dieser Zeit des Wandels fällt mir niemand ein, der den Friedensnobelpreis mehr verdient.“

Auch Pakistan: „Ein echter Friedensstifter“

Nicht nur Israels Premier Netanjahu hält Trump für einen würdigen Kandidaten – auch Pakistan schlug den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vor. Der Grund: Trumps Rolle bei der Beilegung des bewaffneten Konflikts mit Indien im Mai 2025.

Die pakistanische Regierung erklärte laut Reuters, Trump habe „große strategische Weitsicht und herausragende Staatskunst“ gezeigt. Seine diplomatischen Bemühungen mit Islamabad und Neu-Delhi hätten „eine rasch eskalierende Lage deeskaliert“. Wörtlich heißt es: „Diese Intervention steht als Beweis für seine Rolle als echter Friedensstifter.“

Trump hatte in jenem Mai überraschend einen Waffenstillstand zwischen den beiden Atommächten verkündet – nach vier Tagen Kampfhandlungen an der Grenze. Er selbst sprach später davon, er habe „einen Atomkrieg verhindert und Millionen Leben gerettet“ – werde dafür aber „nicht gewürdigt“.

Nicht nur in Indien, sondern auch in Pakistan zweifeln Analysten nicht daran, dass Trump die Eskalation entscheidend gestoppt hat – trotz kritischer Haltung zum Iran und Israels jüngsten Militäraktionen.

Noch mehr Nominierungen – weltweit

Tatsächlich wurde Donald Trump bereits mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Im Juni 2025 reichte Rep. Buddy Carter (R, Georgia) eine Nominierung ein – wegen Trumps Rolle bei einem überraschenden Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran, nach US-Schlägen gegen iranische Nuklearanlagen. Carter lobte Trumps Einsatz dafür, „den größten staatlichen Terror-Sponsor am Bau einer Atombombe zu hindern“.

Zuvor hatten auch Rep. Darrell Issa (Kalifornien, März 2025) und Rep. Claudia Tenney (New York, Jänner 2024) Nominierungen eingereicht. Alle betonten Trumps außenpolitisches Engagement für Frieden und Abschreckung. Bemerkenswert ist auch die Einreichung von Anat Alon-Beck, israelischstämmige Jus-Professorin an der Case Western Reserve University. Sie begründete ihre Nominierung mit Trumps Einsatz zur Befreiung von Geiseln, seinem klaren Kurs gegen Antisemitismus und den historischen Friedensverträgen im Nahen Osten.

Frühere Nominierungen kamen von einem finnischen EU-Abgeordneten (2020), australischen Professoren (2020), dem japanischen Premier Shinzo Abe (2019), einem US-Bürger (2016) und dem norwegischen Abgeordneten Christian Tybring-Gjedde (2018 & 2020).

Trump mag polarisieren – aber im Gegensatz zu Barack Obama hat er tatsächlich Frieden gestiftet, statt ihn nur zu versprechen. Der eine bekam den Preis fürs Lächeln. Der andere verdient ihn für Ergebnisse.