Der Schriftsteller Claudio Mancini wuchs in Italien auf, lebt aber in Deutschland. Dem Radiosender “Kontrafunk” schildert er, wie unter Regierungschefin Giorgia Meloni mit jenen Migranten verfahren wird, die mit dem Wunsch nach Asyl übers Mittelmeer nach Italien kommen – und zu großen Teilen in Deutschland landen.

Aus italienischen Kasernen direkt nach Deutschland

Mancini: “Es ist vielleicht für Sie ganz interessant zu wissen, wie das hier läuft: Wenn die hier ankommen, werden sie sofort kaserniert, sie werden nur mit dem Notwendigsten ausgestattet. Sie bekommen nach einer bis maximal zwei Wochen einen Ausweisungsbefehl vom Staat. Das heißt, die Flüchtlinge müssen innerhalb einer Woche Italien verlassen. Das funktioniert auch recht reibungslos, wenngleich das nicht in Deutschland kommuniziert wird.”

Weiter sagt Mancini: “Die Menschen werden in Züge gesetzt, in Richtung Österreich gefahren und dann an der deutsch-österreichischen Grenze abgesetzt. Und dort rufen sie Asyl und dürfen rein. Allerdings gibt es ja jetzt auch erhebliche Widerstände in Deutschland. Und dort hat sich meiner Meinung nach auch das Blatt ziemlich gewendet.”

Zurzeit steht der damalige italienische Verkehrsminister Matteo Salvini vor Gericht, weil dieser im Jahr 2019 ein Flüchtlingsboot vor der italienischen Insel Lampedusa über mehrere Wochen festgesetzt und nur mit dem Nötigsten versorgt hatte. Die Anklage wirft ihm vor, dass es aus humanitären Gründen nicht rechtens gewesen sei, die Migranten nicht einreisen zu lassen. Salvini hält dagegen, nur Italien verteidigt zu haben – gegenüber einer EU, die ihre Außengrenzen nicht schützt. Der Fall wird in Italien kontrovers diskutiert.

Das Durchwinken von Flüchtlingen ist altbekannt

Das Vorgehen Italiens, Asylbewerber nach Deutschland durchzuwinken, ist nicht neu. Schon 2015 berichtete Welt, wie “Italien Flüchtlinge nach Deutschland umleitet”. Damals hieß es bereits, Italien lasse in Ignoranz gegenüber den EU-Verpflichtungen “Flüchtlinge problemlos weiter in die nördlichen Staaten der Europäischen Union (EU) reisen”.

Weiter berichtete Welt damals: “Lange Zeit wollte kaum einer in der Bundesrepublik dieses Verhalten mit Blick auf die Kooperation auf EU-Ebene öffentlich anprangern. Angesichts von voraussichtlich rund 200.000 Asylbewerbern in diesem Jahr und verschiedenen weltweiten Krisenherden hält sich aber auch die Bundesregierung kaum noch zurück.”

Was daraus wurde, ist offensichtlich: Grundsätzlich geändert hat sich auch nach zehn Jahren nichts. Die meisten Asyl-Migranten gelangen von Italien nach Deutschland, wo sie in der Regel bleiben.