Als ebenso wichtig bezeichnete er die schnelle und passgenaue Versorgung der Truppen an der Front mit den gelieferten ausländischen Rüstungsgütern. “Das Leben und die Gesundheit der Soldaten waren und bleiben der wichtigste Wert der ukrainischen Armee”, schrieb Syrskyj. Er trat für eine Rotation der Truppen zwischen Kampfeinsätzen und Ruhe- und Ausbildungsphasen ein. Dafür müsse ein Gleichgewicht gefunden werden.

Über den Austausch der erschöpften Fronttruppen und die Mobilisierung neuer Soldaten wird derzeit in der Ukraine heiß diskutiert. Ein Gesetzentwurf liegt im Parlament. Die Mobilisierung war ein Punkt, an dem sich Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mit dem am Donnerstag entlassenen früheren Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj einig geworden war.

Russland zeigt sich betont unbeeindruckt

Nach der Entlassung veröffentlichte das Präsidialamt in Kiew einen Erlass, mit dem der Präsident aber Saluschnyj den Ehrentitel Held der Ukraine verlieh. Der General wurde geehrt für “bedeutende persönliche Verdienste um den Schutz der staatlichen Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine, den selbstlosen Dienst am ukrainischen Volk”. Zugleich erhielt der Kommandant des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, den Titel Held der Ukraine.

In Russland reagierte der Kreml nur knapp auf den Wechsel der ukrainischen Militärführung. “Wir sehen nicht, dass das Faktoren sind, die etwas am Gang der Spezialoperation ändern”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. “Sie wird fortgeführt bis zum Erreichen ihrer Ziele.” Moskau bezeichnet den Angriffskrieg, mit dem es das Nachbarland seit fast zwei Jahren überzieht, offiziell als militärische Spezialoperation.

Oleksandr Syrskyj (links) mit Walerij Saluschnyj während der Schlacht von Kiew, 2022Wikipedia

Fünf Fakten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wechselt nach der gescheiterten Offensive 2023 die Armee-Spitze aus. Walerij Saluschnyj wurde abgelöst, neuer Oberbefehlshaber wird Generaloberst Oleksandr Syrskyj. Fünf Fakten über ihn:

HERKUNFT

Syrskyj wurde im Juli 1965 in der Region Wladimir im heutigen Russland geboren, damals wie die Ukraine ein Teil der Sowjetunion. Seit den 1980er Jahren lebte er in der Ukraine. Er hat an der Armee-Hochschule in Moskau studiert, genau wie viele Altersgenossen, die heute Kommandanten in der russischen Armee sind. Syrskyj machte seinen Abschluss im Jahr 1986 und trat in das sowjetische Artillerie-Korps ein.

DER “SCHNEE-LEOPARD”

2019 wurde Syrskyj Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte. Davor hatte er die ukrainischen Truppen befehligt, die gegen die von Russland unterstützten Aufständischen in der Region Donezk und Luhansk in der Ost-Ukraine kämpften. Dort erhielt er den Kampfnamen “Schnee-Leopard”.

GRÖSSTE ERFOLGE

Syrskyj verantwortete einige der größten Erfolge gegen die russische Armee im laufenden Krieg. Er organisierte die erfolgreiche Verteidigung der Hauptstadt Kiew in den ersten Monaten und wurde im April 2022 zum “Held der Ukraine” ernannt, der höchsten Ehrung für einen Militär.

Im Sommer 2022 startete er die erfolgreiche Gegenoffensive in der Region Charkiw, bei der die Ukraine die Russen überraschte und große Teile der besetzten Gebiete befreite.

BACHMUT

Anfang 2023 übernahm Syrskyj die Verteidigung der Stadt Bachmut, wo Tausende Soldaten auf beiden Seiten fielen. Es war bis dahin eine der blutigsten Schlachten im Krieg. Einige Militäranalysten stellten die Frage, ob die Verteidigung einer so stark zerbombten Stadt Tod oder Verwundung so vieler Menschen rechtfertigte. Syrskyj entgegnete, der zähe Widerstand habe Russlands Kampfkraft geschwächt und die damals Söldnertruppe Wagner über lange Zeit gebunden.

TRUPPENMORAL

Syrskyj hat den Ruf, dass die Moral seiner Truppen für ihn besonders wichtig ist. So wird er häufig bei Frontbesuchen gesehen. In Interviews sagte er, er schlafe jede Nacht nur 4,5 Stunden und entspanne sich beim Sport. Syrskyj ist verheiratet und hat zwei Söhne.