Häusliche Gewalt: In diesen Bezirken gibt es die meisten Betretungsverbote
Er schrie, tobte, bedrohte seine Frau – und verletzte sogar eine Polizistin: In Wien-Favoriten kam es daher zu einem Betretungsverbot. Ungefähr 4.000 Betretungs- und Annäherungsverbote gibt es in Wien. In drei Bezirken häufen sie sich.
Die Vorsitzende des österreichischen Frauenrings warnt: Die Dunkelziffer von Fällen häuslicher Gewalt sei um einiges höher als die offiziellen Zahlen.IMAGO/IMAGO / Zoonar
Erneut eskaliert die Gewalt hinter verschlossenen Türen – diesmal in einem Mehrparteienhaus im Wiener Bezirk Favoriten. Als die Polizei eintraf, drang bereits lautes Geschrei aus einer Wohnung. Ein 27-jähriger tobte, Möbel lagen am Boden, seine Fäuste zielten auf seine Ehefrau. Doch damit nicht genug: Bei seiner Festnahme verletzte er auch noch eine Polizistin, wie der Kurier berichtet.
Die Beamten reagierten sofort und verhängten ein Betretungs- und Annäherungsverbot – eine Maßnahme, die maximal zehn Tage gilt, um Opfer vor weiteren Angriffen zu schützen. Der Fall zeigt einmal mehr, wie brisant das Thema häusliche Gewalt bleibt – und wie oft die Polizei eingreifen muss.
Wegweisungen leicht gesunken
Ein Blick in die aktuellen Zahlen verrät: Die Zahl der sogenannten Wegweisungen ist im Vorjahr in Wien leicht gesunken – von 4.266 im Jahr 2023 auf 4.018 im Jahr 2024. Eine Wegweisung ist eine polizeiliche Anordnung, die eine Person aus ihrer Wohnung und deren unmittelbarer Umgebung verweist, um eine Gefahr von einer anderen Person abzuwehren.
Bezirke, die besonders betroffen sind: Floridsdorf, Favoriten und Donaustadt. Die Vorsitzende des österreichischen Frauenrings, Klaudia Frieben, meint gegenüber dem Kurier allerdings, man müsse diese Zahlen in Relation sehen, da diese Bezirke flächenmäßig sehr groß sind. Diese drei Bezirke sind auch die bevölkerungsreichsten: Die Donaustadt hat 2025 laut Statista 228.158 Bewohner, Favoriten 223.190 und Floridsdorf kommt auf 189.551.
Besonders auffällig: In Liesing und Simmering steigt die Zahl der Wegweisungen – möglicherweise, weil dort Nachbarn häufiger Alarm schlagen. Frieben mahnt jedoch: Die Dunkelziffer sei hoch. Nicht alle Opfer trauen sich, zur Polizei zu gehen – viele würden im Schnitt sieben Anläufe brauchen, um sich Hilfe zu holen, so Petra Warisch vom Büro für Gewaltschutz.
Auch österreichweit gingen die Zahlen von Wegweisungen zurück. 2020 sprach die Polizei 11.652 Betretungsverbote aus, einen Höchststand gab es 2023 mit 15.115. 2024 sank die Zahl dann wieder auf 14.583.
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