„Hamas-Propaganda schlimmer als Goebbels“: Polit-Berater Daniel Kapp im exxpress-Interview
Israel-Kenner und PR-Profi Daniel Kapp rechnet gnadenlos ab: Mit UNO, NGOs, linken Parteien und Medien, die Hamas-Propaganda mittragen – und mit Europas Steuermilliarden, die den Hass in Nahost befeuern. Ausgerechnet rechte Parteien zeigen für ihn heute öfter Realitätssinn.
Daniel Kapp: Linker Antisemitismus nimmt zu – und Europas Zwei-Staaten-Träume befeuern den Hass auf Israel.APA/WERNER STREITFELDER/GETTY IMAGES/Kryssia Campos
Dies ist Teil 1 des Interviews. Teil 2 folgt am Montag.
Die Hamas hat ein Video der völlig abgemagerten israelischen Geisel Evyatar David veröffentlicht – und behauptet, sein Leiden sei Folge des Hungers in Gaza. Was bezweckt sie damit?
Die Hamas instrumentalisiert das Thema Hunger schon seit Wochen propagandistisch. Ja, die Versorgungslage ist schwierig – allerdings nicht nur wegen der allgemeinen Kriegslage, sondern auch weil die Hamas seit Jahren die Lebensmittelverteilung als Machtinstrument gegen die eigene Bevölkerung einsetzt. Ich habe zudem den Eindruck, dass einige UN-Organisationen dabei eine fragwürdige Rolle spielen – fast wie Komplizen.
Israel versucht seit Monaten, diesen Einfluss der Hamas auf die Versorgung zu durchbrechen – und ist dabei nicht nur mit der Hamas, sondern auch mit UNO, dem World Food Programme und anderen NGOs in Konflikt geraten. Da muss man sich schon fragen: Auf wessen Seite stehen diese Organisationen eigentlich – und wofür fließt unser Steuergeld?
Israels Ziele sind klar: die Hamas entmachten, die Geiseln befreien und verhindern, dass es je wieder zu einem 7. Oktober kommt. Wer anderes von Israel erwartet, agiert fernab der Realität israelischer Politik.
„Genozid“-Vorwurf ist absurd
Es mehren sich aber die Stimmen, die sagen: Israel wolle Gaza systematisch aushungern. Ist da was dran?
Völliger Unsinn. Wochenlang standen Hilfslieferungen bereit, die Israel zur Verfügung gestellt hat – aber die UNO hat sich geweigert, sie abzuholen. Wenn es eine Versorgungsknappheit gibt, ist sie künstlich erzeugt – durch das Zusammenspiel von Hamas und UNRWA. Israel hat keinerlei Interesse, die Bevölkerung auszuhungern – diese Behauptung ist absurd.
Und das Gerede von einem „Genozid“? Gaza ist offenbar der einzige Ort, wo eine Bevölkerungsgruppe unter „Völkermord“ wächst statt schrumpft. Das ist doch eine groteske Verfälschung des Begriffs.
NGOs als Komplizen der Hamas?
Sie würden tatsächlich sagen: Unzählige NGOs unterstützen die Hamas indirekt? Wie ist das möglich?
In Gaza sind Hunderte NGOs aktiv. Man fragt sich wirklich: Wo kommen die alle her – und wem dienen sie eigentlich? Sie sitzen neben angeblich hungernden Kindern – aber anstatt zu helfen, werden Bilder für die Propaganda produziert.
Ja, es gibt Engpässe – aber das ist Krieg. Zeigen Sie mir einen anderen Staat, von dem erwartet wird, während eines Krieges Strom und Lebensmittel ins Feindgebiet zu liefern – und der es auch tut. Israel tut genau das.
Die Rolle der NGOs muss dringend hinterfragt werden – bis hin zu den großen internationalen Organisationen. Auch deren Finanzierungsquellen gehören offengelegt. Vielleicht wird dann klarer, warum ihre politische Haltung oft so einseitig ist.
Israels Fund für Gaza – gegen die Hamas und ihre Helfer
Israel hat einen eigenen Gaza Humanitarian Fund eingerichtet. Eine Konkurrenz zu den NGOs?
In erster Linie ist der Fund eine Konkurrenz zur Hamas – weil er ihr das wichtigste Machtinstrument entzieht: die Kontrolle über die Lebensmittelversorgung. Und zur Hamas zählen eben auch ihre Helfershelfer – ob willentlich oder nicht. Dazu gehören viele NGOs – und leider auch Teile der UNO.
Milliarden an Steuergeldern fließen in ein künstlich verlängertes Problem
Seit 1994 sind weit mehr als 40 Milliarden Euro in die palästinensischen Gebiete geflossen. Was wurde mit diesem Geld erreicht?
Faktisch wurde damit ein Problem künstlich am Leben gehalten – mit massiver Hilfe westlicher, auch österreichischer Steuergelder. Es gibt weltweit keine andere Gruppe, die den Flüchtlingsstatus über Generationen vererben kann. Aus zirka 750.000 Flüchtlingen im Jahr 1947/48 wurden rund sechs Millionen – allein durch diesen absurden Sonderstatus.
Die Palästinenser sind die einzige Bevölkerungsgruppe mit einer eigenen UN-Behörde. Völker in Sudan, in der Westsahara oder in Myanmar würden sich eine solche Sonderbehandlung wünschen – sie bekommen sie nicht.
Dieses Geld floss nicht in Friedensentwicklung, sondern in die Verfestigung des Konflikts. Solange Hamas – und auch viele Palästinenser – die Existenz eines jüdischen Staates zwischen Jordan und Mittelmeer ablehnen, wird es keine Lösung geben. Doch genau diese Verweigerung wird seit Jahrzehnten von Europa finanziert – und das ist ein schwerer Fehler.
Linker Antisemitismus wächst, bei Rechten mehr Klarblick
Es gibt Antisemitismus von rechts, aus islamistischen Milieus – und von links. Wird gerade der linke Antisemitismus zur dominanten Strömung?
Ja, leider. Es ist bemerkenswert: Ausgerechnet die FPÖ stellt sich klar gegen die Hamas – mit einem nüchternen Blick auf die Realität. Auch Jean-Marie Le Pen oder Geert Wilders sehen die Dinge erstaunlich klar – da spricht schlicht der gesunde Menschenverstand.
Und dann sehen wir das Gegenteil bei linken und progressiven Regierungen – allen voran Spanien. Man fragt sich wirklich: Hassen sie die Juden mehr, als sie den politischen Islam fürchten?
Für mich ist dieser Gleichklang zwischen radikalem Islam und linker Woke-Ideologie nicht nachvollziehbar. Dass die gemeinsam agieren, ist irrational.
Warum Hamas-Propaganda weltweit übernommen wird
Am 7. Oktober verübte die Hamas ein Massaker an unschuldigen Zivilisten – unter dem Jubel ihrer Anhänger. Trotzdem übernehmen viele Medien weiter die Angaben der Hamas – etwa aus deren Gesundheitsministerium – fast ungeprüft. Als Kommunikationsexperte: Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Die UNO und einige NGOs spielen eine zentrale Rolle beim Weißwaschen von Hamas-Informationen. Es ist eine regelrechte Informationswaschmaschine: Sobald ein UNO-Stempel drauf ist, wirkt alles glaubwürdig – auch wenn im Kleingedruckten steht, dass die Zahlen vom Hamas-kontrollierten „Gesundheitsministerium“ stammen.
Antisemitismus? Linker Journalismus misst oft mit zweierlei Maß
Und auf Social Media?
Da geht es längst nicht mehr um Wahrheit, sondern um Lautstärke und Penetranz. Wiederholt man eine Lüge oft genug, wird sie auf TikTok zur Realität. Zuerst war von 60.000 Toten die Rede – viele davon waren Hamas- oder Dschihad-Kämpfer. Mittlerweile kursieren absurde Zahlen von 200.000 oder mehr – völlig unbelegt, aber sie erzeugen Wirkung.
Und hier liegt ein grundlegendes Problem: Wenn Journalisten von „Qualitätsjournalismus“ sprechen, dann müssen sie mehr leisten, als bloß Twitter-Gerüchte aufzuwärmen. Dann erwarte ich, dass sie prüfen, differenzieren und einordnen.
Gerade im linken Spektrum des österreichischen Journalismus wird auffällig mit zweierlei Maß gemessen. Gegenüber bürgerlichen Politikern oder der FPÖ wird jedes Wort abgewogen – was völlig legitim ist. Aber wenn’s gegen Israel geht, bei Hamas-Quellen, wird alles akzeptiert, weil es ins ideologische Weltbild passt. Das ist keine journalistische Arbeit mehr, das ist Propaganda. Und wer so arbeitet, soll sich nicht Journalist nennen.
Die Berichterstattung eines ORF-Korrespondenten ist einseitig
Denken Sie an konkrete Beispiele?
Es gibt auch positive Beispiele. Im ORF etwa Tim Cupal oder Nikolaus Wildner – beide haben mit klarem Blick über Israel berichtet, auch über die Siedlungspolitik – aber immer differenziert und fair. Ganz anders sieht das bei Karim El-Gawhary aus – freier Mitarbeiter beim ORF, formal „Korrespondent für den arabischen Raum“.
Seine Berichte mögen auf den ersten Blick ausgewogen wirken – in Summe aber haben sie eine klare Schlagseite: pro-palästinensisch, mit auffälliger Nachsicht gegenüber der Hamas. Ich frage: Wo sind seine Berichte über den Missbrauch ziviler Infrastruktur in Gaza durch die Hamas? Wo bleibt die Kritik am Diebstahl von Hilfslieferungen? Oder ein Wort zu den Massakern an den Drusen in Syrien – bei denen Israel den Drusen gegen die Islamisten zur Seite stand?
Solche Themen tauchen bei ihm nicht auf. Und genau deshalb ist diese Berichterstattung nicht ausgewogen. Es gibt Journalisten, die beide Seiten kritisch beleuchten – und andere, die sich einseitig positionieren. Das sollte man auch klar sagen dürfen.
Warum Israel die Medienschlacht verliert
Der Informationskrieg rund um Israel und Gaza ist nicht neu. Auch die Rolle von Social Media ist bekannt. Und doch hat man den Eindruck, dass Israel viel zu spät reagiert hat. Hat die israelische Regierung diesen Krieg auf kommunikativem Terrain unterschätzt?
Da sind zwei Aspekte. Erstens: Ja, ich denke, das israelische Militär und die politische Führung haben die Dynamik von Social Media massiv unterschätzt. Zweitens: Israel wollte diesen Krieg nicht. Es hat ihn nicht begonnen – und wurde von der Hamas völlig unvorbereitet hineingezogen.
Aber die Medienschlacht um die Deutungshoheit – die hat Israel klar verloren. Und ich sehe derzeit nicht, dass sich daran viel ändern wird.
Die Hamas darf lügen – und es wird geglaubt
Aber woran liegt das konkret?
Kommen wir zum Kern des Problems: Israel ist ein Rechtsstaat. Es wird an Fakten und rechtlichen Maßstäben gemessen – jede Aussage der Armee oder Regierung landet sofort auf der Goldwaage. Die Hamas hingegen kann hemmungslos lügen, Propagandavideos veröffentlichen, Zahlen erfinden – und es wird trotzdem weltweit übernommen.
Ein Beispiel: In der zweiten Kriegswoche – kurz nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober – schlug eine Rakete des Islamischen Dschihad auf einem Parkplatz des Al-Ahli-Spitals ein. Sofort hieß es aus Gaza: Israel hat das Krankenhaus bombardiert. Diese Lüge wurde stundenlang weltweit verbreitet – ohne Beleg.
Die IDF sagte: „Wir prüfen das.“ Doch Medien titelte trotzdem: „Israel bestreitet die Vorwürfe.“ Erst Tage später wurde klar – und heute ist es unbestritten –, dass es sich um eine Fehlrakete aus Gaza handelte. Aber da war der Schaden längst da: 400 Tote, israelischer Angriff – so lauteten die ersten Schlagzeilen, frei erfunden, aber weltweit geglaubt.
Emotionalisierung statt Wahrheit – mit tödlicher Wirkung
Würden Sie den Medien pauschal vorwerfen, hier zu wenig nachzurecherchieren?
Besonders linke Medien – etwa The Guardian in Großbritannien – sind geradezu bereitwillig, solche Falschmeldungen zu übernehmen, wenn sie sich gegen Israel richten lassen. Dasselbe Muster erleben wir aktuell wieder – etwa mit dem Vorwurf, Israel lasse Kinder verhungern. Auch das ist Teil eines strategisch gesteuerten Informationskriegs, bei dem Emotion über Wahrheit siegt.
Die Wahrheit ist: Die humanitäre Krise in Gaza ist ganz wesentlich von der Hamas selbst herbeigeführt – durch Blockade von Lieferungen, Verteilung an Kämpfer, bewusste Unterversorgung. Und dieser Manipulationsapparat der palästinensischen Seite zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Konflikt – und geht mittlerweile weit über das hinaus, was Goebbels und die Nationalsozialisten je propagandistisch zustande gebracht haben.
Daniel Kapp ist ein österreichischer PR-Berater und Managing Partner von Kapp | Hebein | Partner. Bekannt wurde er als langjähriger Sprecher führender ÖVP-Politiker, darunter Wilhelm Molterer und Josef Pröll, den er bis in die Zeit der Finanzkrise begleitete. Nach dem Rückzug aus der Politik 2011 wechselte Kapp in die strategische Kommunikationsberatung.
Er engagiert sich stark für Israel, ist Generalsekretär der Österreichischen Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem und Beirat der European Jewish Association. 2025 erhielt er einen Sonderpreis des Israel Friendship Award für seine Rolle bei der Befreiung der Hamas-Geisel Tal Shoham.
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