"Hohe Preise entzweien Europa": USA will mit "Gasbrücke" helfen
Strom, Gas und Öl werden immer teurer und drohen zum Spaltpilz für Europa zu werden. Nun wollen die USA helfen. Sie sehen die russischen Verzögerungen bei den Gaslieferungen als Hauptursache. Man sucht nun nach Alternativen zu Nord Stream 2.
Die Strom-, Gas-, und Ölpreise schießen in Europa in die Höhe. Doch der Engpass wird auch für die USA zu einem geostrategischen Problem. „Durch die gezielte Reduzierung seiner Gaslieferungen übt Russland eine starke Hebelwirkung aus”, meinte Amos Hochstein, Sonderbeauftragter der Energiesicherheit des US-Außenministerium. Nachsatz: “Im Falle einer russischen Invasion in die Ukraine müssen wir den Effekt auf die Energiepreise abmildern.“
Wie die “Welt” berichtet, befürchten die Vereinigten Staaten dabei, dass Russland seine Position auf dem Gasmarkt als „Waffe“ einsetzt. Russland wolle mit seiner Zurückhaltung Druck aufbauen, um die Genehmigung für die fertig verlegte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu erhalten.
Braucht eine langfristige Lösung für die Ukraine
Laut Hochstein sei die Pipeline kein wirtschaftliches, sondern ein geostrategisches Projekt Russlands. Die stark zunehmenden Preise für Gas und für Elektrizität hätten das Ziel, Europa zu entzweien. „Wir sind entschlossen, auf Bedrohungen mit kraftvollen Sanktionen zu reagieren. Dabei sind sich die USA, die EU und die Nato einig”, unterstrich Holstein. Lediglich der milden Witterung sei zu verdanken, dass Europa trotz der niedrigen Füllstände der Gasspeicher – diese liegen aktuell bei 38 Prozent – durch den Winter gekommen ist. Jedoch könne es schwierig werden, die Speicher bis zum nächsten Winter wieder hinreichend aufzufüllen.
Es brauche eine langfristige Lösung für die Ukraine. Dafür müssten Europa und die USA die Investitionen in die Produktion erneuerbarer Energien in der Ukraine erhöhen. Darüber hinaus könne man alternative Pipelines aus nichtrussischen Quellen vergrößern. Auch nehmen immer mehr LNG-Tanker mit Flüssiggas aus den USA, Nordafrika oder dem Mittleren Osten Kurs auf Europa. Die USA könnten helfen, noch mehr Lieferungen auf den Weg zu bringen.
Bau der Unterwasser-Pipeline gescheitert
Europa hatte eigentlich andere Pläne und wollte unabhängiger von Russland werden – diese machten jedoch ausgerechnet die USA zunichte: In der vergangenen Woche zog Washington die Unterstützung der EastMed-Pipeline zurück. Diese hätte Erdgas aus Israel, Zypern und Ägypten nach Griechenland bringen sollen.
Die Pipeline hätte fünf Prozent der Importe decken können. Allerdings machten die geologischen Bedingungen die Voraussetzungen sehr schwierig. Der Bau der Unterwasser-Pipeline galt deshalb als sehr teuer und kaum wirtschaftlich.
Türkei fühlt sich umgangen
Ein entscheidender Grund für die Absage der USA waren zudem die Proteste der Türkei. Diese wollte ihre Ansprüche auf das Gasvorkommen im Meeresgrund vor Zypern erheben und fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Für die USA ist das eine schwierige Situation – die Türkei spielt für sie eine wichtige geostrategische Rolle im Konflikt mit Russland. Dies dürfte auch ein entscheidender Grund für den Rückzieher Washingtons gewesen sein.
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