„Ich kam von einem Treffen mit dem Teufel zurück“, sagte der 21-Jährige mit zittriger Stimme im israelischen Fernsehen (Channel 13). Seine Schilderungen zeichnen ein erschütterndes Bild des Grauens, das er 738 Tage lang erdulden musste.

Die Tortur der palästinensischen Terroristen veränderte Braslavski.X/Screenshot

Zwei Jahre in der Hölle von Gaza: Der junge Israeli Rom Braslavski hat das Unvorstellbare überlebt – und spricht nun erstmals öffentlich über die grausame Folter und den sexuellen Missbrauch, den er während seiner Gefangenschaft durch die Terrorgruppe Islamischer Dschihad erleiden musste.

Sieben Folterrunden am Tag

Braslavski beschreibt, wie er täglich siebenmal jeweils 20 Minuten lang gefoltert wurde – mit Schlägen, Hunger, Schlafentzug und psychischer Quälerei. „Sie schlugen mich mit allem, was sie fanden – mit Stöcken, mit einem Radio, mit der Peitsche. Das Metall der Peitsche bog sich vor lauter Schlägen.“

Zwei Jahre lang musste die Mutter um ihren Sohn zittern.IMAGO/Photo News

Er wurde gezwungen zu tanzen, zu lachen, sich „zu unterhalten“, während sein Körper vor Schmerz zitterte. Wochenlang war er taub und blind, nachdem ihm Steine mit Nägeln in die Ohren gedrückt und die Augen verbunden worden waren. „Ich schrie, aber sie hörten nicht auf – sie drückten die Steine nur tiefer hinein.“

Selbst im Schlaf gab es keine Ruhe. „Um sechs Uhr morgens – Taschenlampen, laute arabische Musik, ‚Allahu Akbar, was für ein glücklicher Tag!‘ – und dann begann die nächste Runde.“ Er versuchte bewusstlos zu werden, um der Folter zu entkommen, „aber sie ließen dich nicht ohnmächtig werden – sie rissen dich hoch und machten weiter.“

Bei einer Kundgebung hält ein Bub ein Schild von Rom Braslavski.IMAGO/ UPI Photo

„Ich wurde als Jude geboren, ich werde als Jude sterben“

Besonders grausam war der psychische Terror. Die Entführer verspotteten ihn, gaukelten ihm den Tod seines Vaters vor und aßen demonstrativ vor seinen Augen, während er hungerte. Als sie ihn drängten, zum Islam zu konvertieren, weigerte er sich. „Wenn du zum Islam übertrittst, bekommst du reichlich zu essen und darfst bei uns leben,“ versprach ihm einer seiner Peiniger. Braslavski antwortete: „Ich wurde als Jude geboren, ich werde als Jude sterben.“

Die Umarmung: endlich wieder zurück bei der Familie!X/Screenshot

Daraufhin verschärften sich die Misshandlungen. Wasser wurde auf einen halben Liter pro Tag reduziert, Toilettenpausen nur dreimal in 24 Stunden erlaubt. Für Braslavski steht fest: „Sie folterten mich nur aus einem Grund – weil ich Jude bin. Nicht wegen Netanjahu, nicht wegen Ben Gvir. Nur weil ich Jude bin.“

Sexuelle Gewalt als Waffe

Zum ersten Mal berichtet ein männlicher Überlebender offen über sexuelle Gewalt in Hamas-Gefangenschaft. „Sie zogen mir alle Kleider aus, fesselten mich nackt und misshandelten mich. Ich betete zu Gott, mich zu retten. Es war sexuelle Gewalt – mit dem Ziel, mich zu erniedrigen.“ Sein erschütternder Befund: „Sie wollten meine Würde brechen. Und das ist ihnen gelungen.“

Videoaufnahmen aus der Geiselhaft. APA/AFP/Islamic Jihad Media Office

Er sagte weiter: „Selbst die Nazis hätten so etwas nicht getan. Während Hitlers Zeit hätten sie das nicht gemacht.“ Seine Worte markieren ein erschütterndes neues Kapitel in den Berichten der Geiseln – und brechen ein Tabu, über das viele Männer aus Scham schweigen.

„Jeden Tag in der Hölle überlebt“

„Man betet nur, dass es endlich aufhört. Jeden Tag, jeden Schlag, jede Nacht sagt man sich: Ich habe einen weiteren Tag in der Hölle überstanden. Morgen früh wache ich zu noch mehr Hölle auf, und noch mehr Hölle, und noch mehr Hölle. Es ist nicht vorbei.“ Während seiner Haft verlor Braslavski das Zeitgefühl, die Orientierung und fast seinen Glauben. „Ich fühlte mich, als würde ich lebendig verbrennen.“

Israels Präsident Isaac Herzog hält ein Foto von einem Video, das Rom Braslavski in Geiselhaft zeigt.APA/AFP/Gints Ivuskans

Als er versuchte, seine Peiniger an Gott zu erinnern, eskalierte die Gewalt erneut. „Willst du mich etwas über Gott lehren?“ soll einer der Entführer gesagt haben, bevor die nächste Folterrunde begann. In Momenten der Verzweiflung flehte er: „Nehmt euer Falafelbällchen, lasst mich verhungern – aber hört auf, mich zu schlagen.“

Rückkehr nach Israel

Im Oktober 2025 kam Braslavski im Rahmen eines von den USA vermittelten Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas frei. Nach seiner Freilassung wurde er in einer Klinik in Ramat Gan behandelt. Eine Spendenkampagne sammelte fast vier Millionen Schekel (rund 935.000 Pfund) für seine Rehabilitation. Heute kämpft er mit den psychischen Narben: „Ich kann nicht glauben, dass das real ist.“

Israelische Soldaten begleiten Rom Braslavski bei seiner Ankunft im Sheba Tel-HaShomer Medical Centre in Ramat Gan am 13. Oktober 2025. APA/AFP/Ahmad GHARABLI

Doch er sieht es als seine Pflicht, die Wahrheit zu erzählen: „Es ist mir wichtig, dass die Menschen wissen, was ich durchgemacht habe – damit die Welt wenigstens ein kleines bisschen begreift, was ein Albtraum bedeutet.“

„Ich kann das Spital nicht verlassen, ich tue alles ohne Freude“

Drei Wochen nach seiner Freilassung hat Rom Braslavski das Spital noch immer nicht verlassen. „Psychisch kann ich das Krankenhaus nicht verlassen. Ich brauche diese Blase. Alle beschützen mich, fragen nach mir, sorgen sich um mich… Ich habe dieses Bett, darin fühle ich mich sicher. Ich habe Angst, hinauszugehen – Angst, dass ich den Verstand verliere, dass ich zusammenbreche.

Rom Braslavski im Spital: Die seelischen Wunden sind noch nicht verheilt. X/Screenshot

Zwei Jahre lang habe ich nicht kommuniziert; ich habe vergessen, wie man kommuniziert. Ich mache auch körperliche Rehabilitation. Es fällt mir schwer, zu duschen, zu stehen, zu gehen. Ich fühle mich gebrochen. Ich bin sehr verschlossen. Selbst das Wenige, das ich tue, tue ich ohne Freude. Mein Kopf ist leer, mein Geist ist leer, mein Körper ist leer. Ich glaube, ich habe einen sehr langen Weg vor mir.“