Zusammenleben? Kaum einer glaubt noch daran. Nur noch 20,9 Prozent der in Österreich Geborenen finden, dass das Zusammenleben mit Migranten „sehr gut“ oder „eher gut“ funktioniert. Vor drei Jahren waren es noch fast 28 Prozent, 2022 sogar mehr als 34 Prozent. Heute sagt hingegen fast jeder Zweite (46,2 Prozent): „Es funktioniert schlecht.“ 2022 war es nur jeder Vierte.

Viele Zugewanderte sehen das Miteinander noch positiv – 57,9 Prozent bewerten es als gut. Doch auch hier wächst die Unzufriedenheit: Mittlerweile sagt fast jeder Siebente (13,7 Prozent): „Es funktioniert schlecht.“

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

Die Skepsis wächst rapide – und das in einer Zeit, in der die Migration auf hohem Niveau bleibt.

Zugehörigkeit: Ein Gefühl reicht nicht

Erstaunlich: Viele Zugewanderte fühlen sich Österreich zugehörig, vor allem Syrer (83,6 Prozent), Afghanen (78,2 Prozent) und Türken (78,2 Prozent). Doch ausgerechnet jene Gruppe, die in den letzten Jahren am stärksten zugewandert ist – die Ukrainer – liegt mit nur 64,7 Prozent am Ende.

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) unterstreicht bei der Pressekonferenz am Mittwoch: „Es gehört mehr zum Dazugehören, als sich nur zugehörig zu fühlen. Wer dazugehören will, hat die Sprache zu lernen, sich einen Job zu suchen, sich selbst zu erhalten – und sich an unsere Gesetze zu halten.“

Plakolm: „Integration gelingt nur mit klaren Erwartungen“

Plakolm wird deutlich: „Integration muss gelingen, sonst schwindet der Rückhalt in der Bevölkerung.“ Das sei an Voraussetzungen geknüpft: „Wir brauchen klare Erwartungen, messbare Fortschritte – und Konsequenzen, wenn diese ausbleiben.“

Zuwanderung bleibt hoch – Ukrainer führen Zuwachs an

Mit mehr als 76.000 zusätzlichen Ukrainern seit 2020 ist diese Gruppe der größte Migrationsfaktor der vergangenen Jahre – vor Syrern (+53.000) und Deutschen (+39.000). Insgesamt sind Deutsche, Rumänen und Türken weiterhin die größten Ausländergruppen in Österreich.

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

Asylrückgang: Trendumkehr – doch den Bürgern reicht das nicht

Die Asylzahlen sind im Sinkflug – doch vielen reicht das nicht: 2024 gab es nur noch 25.360 neue Asylanträge, ein Bruchteil der Zahlen von 2022. Für die Regierung ist das ein Lichtblick. Klar ist allerdings: Was die Bevölkerung will, ist Null-Zuwanderung im Asylsystem – und endlich konsequente Rückführungen.

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

„Es gibt eine klare Trendumkehr bei der Migration – und das ist gut so“, sagt Plakolm. „Denn Integration gelingt nur, wenn unsere Systeme nicht überlastet sind.“

Wien blockiert, Länder handeln

Plakolm kritisiert auch politische Blockaden in einzelnen Bundesländern: „Für den neuen Weg, den wir in der Integration gehen, braucht es alle Ebenen der Politik, um effizient zu sein. Das Innenministerium und damit der Bund sanktioniert schon jetzt Asylwerber, die die Vereinbarungen nicht einhalten. Zwei große Bundesländer, Niederösterreich und Oberösterreich, nutzen ihre Möglichkeiten bei Asylberechtigten bereits jetzt – andere wie Salzburg oder Wien nicht.“

Hier brauche es laut der Ministerin ein Zusammenspiel aller politischen Ebenen, sonst bleibe Integration Stückwerk.

Nur Zuwanderung lässt Österreich wachsen

Dass Österreich überhaupt noch wächst, liegt laut Statistik Austria ausschließlich an der Migration. Die Geburtenbilanz ist ab 2030 durchgehend negativ – ohne Zuwanderung würde die Bevölkerung langfristig schrumpfen.

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

Geopolitik treibt Migration – auch in Zukunft

Der Krieg in der Ukraine, aber auch frühere Krisen (Syrien, Corona, Jugoslawien) prägen die Migrationsbilanz massiv. Der jüngste Peak: 2022 mit über 140.000 Zuwanderern.

Statistisches Jahrbuch/www.statistik.at

Wer integriert sich wirklich? Lob und Kritik

Plakolm spart nicht mit Lob für jene, die sich bemühen: „Menschen, die arbeiten, lernen und sich einbringen, sind herzlich willkommen. Dafür ein großes Dankeschön!“

Doch sie unterstreich auch: Integration ist kein Automatismus – sondern Leistung. Und ohne diese könnte das soziale Klima weiter kippen.