Integrationskrise: Österreicher mit Zusammenleben mit Flüchtlingen immer unzufriedener
Die Stimmung kippt weiter: Immer weniger Österreicher glauben, dass die Zuwanderung bewältigt werden kann. Das neueste Integrationsbarometer zeigt, dass es vor allem Probleme zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen gibt. Integrationsministerin Claudia Plakolm kündigt einen härteren Kurs an.
Das neue Integrationsbarometer zeigt: Das Vertrauen der Österreicher in die Bewältigung von Zuwanderung sinkt deutlich.APA/HELMUT FOHRINGER
Zehn Jahre nach dem Start des staatlichen Integrationsbarometers fallen die aktuellen Zahlen ernüchternd aus. Das neue Stimmungsbild, das Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) am Donnerstag präsentiert, zeigt eine deutliche Verschlechterung der Wahrnehmung in Bezug auf Zuwanderung und Zusammenleben. Die Tageszeitung Heute berichtete vorab über die brisantesten Ergebnisse der Befragung von 1.000 Personen in Österreich und liefert damit ein klares Warnsignal an die Politik.
Skepsis wächst: Vertrauen in die Bewältigung schwindet
Die Kernfrage des Barometers ist besonders alarmierend: Wie gut kann Österreich den Zuzug von Flüchtlingen und Asylwerbern bewältigen? Nur noch 27 Prozent der Befragten halten dies für sehr oder eher gut. Eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent sieht Österreich damit überfordert.
Damit sagen nicht einmal mehr drei von zehn Österreichern sinngemäß „Wir schaffen das“. Für die Politik ist das ein unübersehbares Alarmsignal – vor allem vor dem Hintergrund steigender Zuwanderungszahlen und überlasteter Systeme in den Bereichen Bildung, Wohnen und Soziales.
Erstellt wurde das Integrationsbarometer von Meinungsforscher Peter Hajek („Unique Research“), der auch regelmäßig politische Umfragen für die Heute durchführt. Befragt wurden 1.000 Österreicher ab 16 Jahren telefonisch und online im Zeitraum vom 23. Oktober bis zum 4. November.
Ukrainische Flüchtlinge: Zustimmung sinkt, bleibt aber mehrheitlich positiv
Deutlich differenzierter fällt das Bild beim Zusammenleben mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen aus. Hier bewerten 55 Prozent der Befragten das Zusammenleben als sehr oder eher gut. Gleichzeitig sagen aber bereits 31 Prozent, dass es eher oder sehr schlecht funktioniere.
Zum Vergleich: Im Oktober 2023 lag das Verhältnis noch bei 59 zu 27 Prozent. Die Entwicklung zeigt klar nach unten, auch wenn Ukrainer weiterhin deutlich positiver gesehen werden als andere Flüchtlingsgruppen.
Bei Flüchtlingen insgesamt fällt das Urteil deutlich kritischer aus. Nur 30 Prozent sprechen von einem guten Zusammenleben, während 62 Prozent es als schlecht bewerten. Im Juni 2016 war die Stimmung noch spürbar besser; damals lag das Verhältnis bei 36 zu 52 Prozent.
Besonders angespannt: Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen
Die Bewertung des Zusammenlebens zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen ist am stärksten eingebrochen. Nur noch 25 Prozent empfinden dieses Verhältnis als sehr oder eher gut. Ganze 66 Prozent sehen es hingegen als sehr oder eher schlecht an. Im November 2015 lag das Verhältnis noch bei 35 zu 51 Prozent.
Plakolm kündigt härteren Integrationskurs an
Integrationsministerin Claudia Plakolm sieht in den Ergebnissen eine klare Aufforderung zum Handeln. Sie verweist darauf, dass die Erwartungen der Bevölkerung eindeutig sind: „Wer in Österreich leben will, muss Deutsch lernen, arbeiten und sich an unsere Regeln und Werte halten.“
Neun von zehn Österreichern teilten diese Haltung, so Plakolm. Mit dem neuen Integrationsprogramm wolle man diese Grundsätze „konsequent einfordern”. Die Ministerin macht dabei auch klar, dass es nicht bei Appellen bleiben soll. Integration werde mit Nachdruck eingefordert – „notfalls auch mit Sanktionen“.
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