Was wie ein harmloser religiöser Ratgeber aussieht, entpuppt sich als gefährliches Manifest: Das Buch „Grundwissen für Frauen“ des türkischen Autors Rauf Pehlivan wurde auf der Dornbirner Messe ganz offen verkauft – mit frauenfeindlichen, antisemitischen und staatsfeindlichen Inhalten – der exxpress berichtete in Teil 1 über die frauenverachtende Ideologie und sexuelle Unterwerfungslogik in dem Werk. Doch damit ist das Ausmaß der Radikalisierung nicht annähernd ausgeschöpft.

In Teil 2 geht es um die ganz großen Ziele: Steinigung von Ehebrechern, Dschihad zur islamischen Weltherrschaft – und den Mord an Juden als Vorbild für muslimische Mädchen.

Steinigung von Ehebrechern

So gibt es auch Angelegenheiten, für welche das Lehrbuch durchaus härtere Schläge vorsieht, auch wenn das hierzulande schwer umsetzbar scheint. Denn der Gesandte Allahs (Mohammed, Anm) sagte angeblich: „Wenn ein Lediger mit einer Ledigen Zina (Unzucht, Anm.) macht, bekommen beide 100 Stockschläge und ein Jahr Exil. Wenn ein Verheirateter mit einer Verheirateten Zina hat (oder ein Witwer mit einer Witwe), gibt es 100 Stockschläge und die Steinigung zu Tode.“ Mit den Quellen nimmt es das „Grundwissen” freilich nicht so genau. In einer Fußnote wird auf „Bulugul Maram 4/15” verwiesen. Diese Hadith-Sammlung enthält jedoch nichts zum Thema Ehebruch und Steinigung. Der Autor meinte wohl Hadtih 6824 im „Buch der Strafen” (Kitāb al‑Hudūd), in dem der Prophet himself die Steinigung eines Ehebrechers angeordnet haben soll.

Screenshot/Grundwissen/S. 468

Weltherrschaft des Islam

Aufgeklärt wird die muslimische Frau in diesem Buch auch darüber, was Dschihad bedeutet. „Äußerste Anstrengung” für den Glauben. Was darunter zu verstehen ist, steht auf Seite 332: „Dschihad bedeutet, sich für die Herrschaft des Islams auf der Welt mit seinem Leben, Besitz und seiner Zunge auf das Äußerste anzustrengen.“

Und: „Dschihad wird gegen alle Feinde, die Wortbruch begehen, gegen alle Kuffar (Ungläubige, Anm.), welche die Muslime unterdrücken und gegen alle Abtrünnigen geführt, um das Wort Allahs zu erhöhen, um der Welt Gerechtigkeit zu bringen und um auf dem Angesicht der gesamten Erde die Herrschaft der Wahrheit zu errichten.“

Sehr konkret auch eine Seite weiter die Antwort auch auf die Frage, wie dieser Dschihad zu führen ist, wenn Muslime in einem nicht islamischen Land leben, wo eine „Regierung der Kuffar” das Sagen hat: „Die Verpflichtung und Haltung gegenüber einer solchen Regierung,… besteht aus dem Versuch, diese Regierung zu verändern und seine (sic) Existenz zu beenden.”

Dschihad für dei Weltherrschaft.Screenshot/Grundwissen/S. 332

Juden töten…

Fünf Seiten später geht es im Kapitel „Der Platz der Frauen im Dschihad” wieder um äußerste Anstrengungen für den Glauben, wobei „viele Beispiele und Lektionen für die heutigen muslimischen Mädchen und Frauen” angeführt werden. Es folgen Beispiele aus der frühislamischen Zeit, die das Töten von Juden durch heldenhafte Frauen beschreiben: „Die Tante von Rasulullah (= Mohammed), Sayyidatuna Safiyya, war beim Beginn der Schlacht von Uhud (im Jahr 625, Anm.) im Haus von Hasan ibn Thabit. Als sie sah, wie sich ein Jude dem Haus näherte, um ihr Gespräch auszuspionieren, sagte sie zu Sayyidinna Hasan (= ein Enkel des Propheten): ‘Geh zu diesem Juden und bring ihn um’, und Sayyidinna Hasan sagte: ‘O Safiya, hätte dieser Mut sich bei mir befunden, dann wäre ich mit Rasulullah nach Uhud gezogen und hätte dort gegen die Götzendiener gekämpft’, worauf Sayyidatuna Safiya in ihre Hand ein Holzscheit nahm, herunterging und den Juden mit einem Schlag auf den Kopf tötete.”
Darauf folgt eine weitere beispielgebende Legende über das Töten von Ungläubigen. Wohlgemerkt: Hier geht es nicht bloß um eine Wiedergabe überlieferter Geschichten aus dem 7. Jahrhundert, sondern um deren Wirkung als „Lektionen für die heutigen muslimischen Mädchen und Frauen”.

In einer weiteren „Lektion” für heutige Muslima wird das von Ungläubigen beschrieben.

Keine polizeiliche Relevanz

Nachdem der exxpress Anfang Juni bereits einen kleinen Auszug aus diesem Buch veröffentlicht hatte, ließ der Dornbirner Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ) mit sechswöchiger Verzögerung eine Mitarbeiterin reagieren: Diese verweist darauf, dass die Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) das Buch bereits analysiert und frauenfeindliche Aussagen sowie problematische ideologische Inhalte festgestellt habe, „die mit demokratischen Grundwerten und der Gleichstellung von Mann und Frau nicht vereinbar sind”. Ein Verbot des Buches liege jedoch nicht vor, und es sei nach derzeitigem Kenntnisstand nicht Gegenstand von Ermittlungen Verfassungsschutzes.

Die Landespolizeidirektion Vorarlberg bestätigt: „Auch im Nachgang zur Türkischen Kulturmesse in Dornbirn wurden keinerlei sicherheitsrelevanten Vorkommnisse festgestellt oder zur Anzeige gebracht. Die Veranstaltung verlief ruhig. Es handelte sich um eine reguläre Messeveranstaltung ohne besondere polizeiliche Relevanz.”

Das Innenministerium reagiert auf die Frage, ob die Behörden Kenntnis von der Verbreitung des Buches „Grundwissen für Frauen” in Österreich hätten wenig auskunftsfreudig: „Sollten für die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst – und alle anderen Sicherheitsbehörden – gesetzliche Voraussetzungen für Ermittlungen bestehen, werden diese eingeleitet.” Die Nachfrage, ob solche Voraussetzungen bestünden, bleibt unbeantwortet.

CDU-Politiker reagiert

Der Verfassungsschutz ist jedenfalls mittlerweile aktiv. Allerdings der deutsche. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries hat nämlich den exxpress-Bericht gelesen und teilt mit: „Auf meine Bitte hin prüft das Bundesamt für Verfassungsschutz eine deutschsprachige Ausgabe des von Ihnen angesprochenen Buches. Sollte die Auswertung zu dem Ergebnis kommen, dass indizierungswürdige Inhalte vorliegen, wird unsererseits ein entsprechender Antrag an die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) gestellt werden.”

Das heißt, es wird beantragt, dieses Buch in Deutschland zu verbieten. Aus Verfassungsschutzkreisen wird dem exxpress bestätigt, dass das Buch gerade geprüft werde, was aber aufgrund des Umfanges länger dauern könne.

Grundwissen über Fundi-Ideologie: CDU-Abgeordneter De Vries schaltet den deutschen Verfassungsschutz ein.Blaschka/van Teffelen

Eigentlich könnten die deutschen Verfassungsschützer das längst erledigt haben. Denn „Grundwissen für Frauen” gibt es bereits seit 2018. Und vor drei Jahren hatte der Freiburger Islam-Theologe Abdel-Hakim Ourghi Alarm geschlagen, nachdem er das Machwerk bei einem Verkaufsstand in der Kölner DITIB-Zentralmoschee entdeckt hatte. DITIB ist die deutsche Filiale der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Ourghis Warnung vor dieser „Hetzschrift” verhallte ohne Konsequenzen. Das Medienecho war nahe null.

Islam-Theologe Ourghi (Bild) hatte schon 2022 Alarm geschlagen, nachdem er in der DITIB-Zentralmoschee in Köln das Buch „Grundwissen für Frauen” gekauft hatte.privat/Foto

Verlag ist Inhalt egal

Das Buch verkauft sich weiter bestens. Neben dem Koran und „Das Leben des Propheten” sei es „unser meistverkauftes Buch”, so eine Mitarbeiterin des Bochumer Astec-Verlages, in dem „Grundwissen für Frauen” erscheint. Mindestens 1000 Stück verkaufe man davon im Jahr. Die Frage, ob der Inhalt nicht an vielen Stellen problematisch sei, beantwortet die Verlagsmitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen will, so: „Für uns ist der Inhalt nicht wichtig, wir kümmern uns, ehrlich gesagt, nicht darum.”

Der Astec-Verlag bewirbt das Buch auf seiner Webseite als Bestseller.Astec Verlag/Screenshot

Möglicherweise wird die Islamische Föderation vor ihrer nächsten Kulturmesse aber den Verkauf solcher Bücher unterbinden müssen. Der Dornbirner Bürgermeister erwartet jedenfalls, „dass klare inhaltliche Grenzen gezogen werden – besonders bei öffentlichen oder öffentlich beworbenen Veranstaltungen”. Eine Anfrage, ob dieser Forderung nachgekommen werde, ließ AIF-Sprecher Abdi Tasdögen unbeantwortet.