Nur acht Tage vor dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 kam Israels Botschafter David Roet nach Wien. Die Solidarität der Österreicher in den Tagen danach hat ihn tief bewegt. Im Interview auf exxpressTV dankt er dafür – und spart zugleich nicht mit Kritik an der UNO: Trotz klarer Beweise für die Verstrickung der Hamas in die UNRWA habe sie nichts unternommen.

Außerdem spricht Roet über die Spaltung Europas, attackiert Spaniens Premier für seine anti-israelischen Töne, warnt vor Boykott-Forderungen beim Eurovision Song Contest und weist die Vorwürfe der UNO entschieden zurück. Er nimmt auch Stellung zu Israels Angriffen auf die Hamas-Führung in Katar – und erklärt, warum die Abraham-Abkommen für ihn die Zukunft des Nahen Ostens sind und welche Chancen er gerade für Österreich sieht.

Dank an die Österreicher: „Diese Solidarität bleibt unvergessen“

Die große Anteilnahme nach dem 7. Oktober bewegt Roet bis heute: „Ich werde nie vergessen, wie an einer Pro-Israel-Kundgebung und einer Gedenkveranstaltung 20.000 Menschen teilnahmen – und wie viele Österreicher eine Kerze ins Fenster stellten. Diese Solidarität bleibt unvergessen“, unterstreicht er im Gespräch mit dem exxpress. Österreich könne künftig noch selbstbewusster auftreten, denn es sei „am wirksamsten, wenn es eine eigene Linie verfolgt“ – und nicht bloß Mehrheiten in Brüssel oder bei den Vereinten Nationen nachlaufe.

Israels Botschafter David Roet (M.) zu Besuch bei exxpressTV mit exxpress-Chefredakteurin Eva Schütz (r.) und Online-Redakteur Stefan Beig (l.)EXXPRESSTV/EXXPRESSTV

Scharfe Worte gegen die UNO

Besonders hart geht Roet mit den Vereinten Nationen ins Gericht: „Die UNO ist eine wunderbare Idee – aber ihre Umsetzung und ihre Führung sind mangelhaft.“ Das Hilfswerk UNRWA sei „zur Religion geworden, nicht zu einer Hilfsorganisation“. Nach dem 7. Oktober sei klar geworden, dass Hamas tief in der UNRWA verankert sei – „und doch hat die UNO nichts unternommen“. Resolutionen, die Hamas nur alibimäßig erwähnen, vergleicht er mit einem „faulen Mietvertrag“.

Auch die von den USA initiierte Gaza Humanitarian Foundation sei von der UNO blockiert worden: „Sie hätte Hilfsgüter direkt zu den Menschen bringen sollen – doch die UNO weigerte sich, mitzumachen, weil sie ihr Monopol behalten wollte.“

Roet: „UNRWA ist zu einer Religion geworden.“exxpressTV/exxpressTV

Hamas bereichert sich an Hilfsgütern

Die schärfsten Vorwürfe der UNO gegen Israel – angeblich Hungersnot und Völkermord – weist Roet entschieden zurück. „Es gibt keinen Völkermord in Gaza. Wenn Hamas heute alle Geiseln freilassen, ihre Führung aufgeben und die Waffen niederlegen würde, wäre der Krieg in einer halben Stunde vorbei.“ Israel kämpfe nicht gegen die Zivilbevölkerung, sondern gegen eine Terrororganisation, die ihr eigenes Volk missbrauche und in den Krieg hineinzwinge.

Besonders erschütternd ist für David Roet die Schilderung von Geiseln wie dem österreichisch-israelischen Tal Shoham: „Seine Bewacher verfügten über alle Lebensmittel, während er hungern musste.“ Hamas bereichere sich an Hilfsgütern, verkaufe sie zu Wucherpreisen weiter und rekrutiere damit neue Kämpfer. Das zeige, wie zynisch diese Terrororganisation.

Online-Redakteur Stefan Beig im Gespräch mit David Roet über die Vorwürfe der UNO gegen IsraelexxpressTV/exxpressTV

Kritik an Spanien und Boykott-Aufrufen

Roets Kritik beschränkt sich nicht nur auf die UNO. Auch in der europäischen Politik beobachtet er Entwicklungen mit Sorge – besonders in Spanien. „Der Premierminister stellt sich hin und sagt: ‚Da wir keine nukleare Fähigkeit haben, werden wir Israel eben auf andere Weise bekämpfen.‘ Meine Gegenfrage ist dann: Würden Sie, wenn Sie Atomwaffen hätten, diese gegen Israel einsetzen?“ Für den Botschafter ist diese Rhetorik brandgefährlich – ein Beispiel dafür, wie anti-israelische Politik auf Kosten der eigenen Bevölkerung betrieben wird. Die besonders israel-kritische Regierungen würden oft von ihren eigenen Problemen ablenken, sagt er.

Auch die Boykott-Drohungen gegen Israel beim Eurovision Song Contest (ESC) kritisiert Roet scharf: „Das ist Erpressung.“ Er hofft, die Europäische Rundfunkunion und Österreich als Gastgeberland werden standhaft bleiben. Bemerkenswert sei das Publikumsvoting: Spanier und Iren gaben Israel beim letzten ESC jeweils zwölf Punkte – die Jurys jedoch keine. „Das zeigt: Die meisten Menschen sehen Israel anders.“

David Roet bei der Gedenkveranstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde mit dem Titel „Light of Hope“APA/ROLAND SCHLAGER

Neue Chancen

In die Zukunft blickt Roet allerdings optimistisch. Für ihn sind Israels Abraham-Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und anderen Staaten der Schlüssel zu einer stabileren Zukunft im Nahen Osten. Davon würde in Wahrheit auch die Palästinenser profitieren.

Österreich und Israel könnte auch noch mehr voneinander profitieren – Österreich etwa als „Hub, als Eingangstor für israelische Firmen nach Europa“.