Israels Top-General auf exxpressTV: „Europa verliert seinen Willen zur Selbstverteidigung“
Israels Sieg in Gaza eröffnet laut Brigadegeneral a.D. Amir Avivi die Chance auf ein neues geopolitische Bündnis. Im exxpressTV-Interview erklärt er, wie Hamas entmachtet, die Geiseln befreit und Gaza neu aufgebaut werden kann – und warnt den Westen: „Ohne Werte und ohne Willen nützt kein Panzer.“
„Die stärkste Kraft ist der Wille“ – General Amir Avivi (r.) exklusiv bei exxpressTV. Vor zwei Jahren erschien sein Buch „No Retreat“ (l.).EXXPRESS/EXXPRESS
Brigadegeneral a.D. Amir Avivi sieht in der Zusammenarbeit mit lokalen Clans die einzige Chance auf eine friedliche Zukunft in Gaza – ohne Hamas, ohne Katar, ohne NGO-Apparat, wie er im exklusiven exxpressTV-Interview unterstreicht.
Der Gründer und Vorsitzende des israelischen Sicherheitsforums IDSF spricht über die zentralen Fragen des Krieges: den erwarteten Sieg über die Hamas – und was dieser für den Westen bedeutet, mögliche Wege zur Geiselbefreiung, die globale Kampagne gegen Israel und warum Frankreich und Großbritannien mit ihrer Forderung nach einem Palästinenserstaat die eigene innere Sicherheit gefährden.
Überdies analysiert Avivi, welche Lehren Europa ziehen muss – und warnt: Wer seine nationalen Werte verliert, wird im Ernstfall nicht mehr wissen, wofür er kämpft.
Erfahrener Militär mit klarer Botschaft
Der Brigadegeneral war jahrzehntelang in Spitzenfunktionen der israelischen Armee tätig: als Gaza-Kommandant, Stabschef-Vertrauter, Divisionenführer an der Grenze zu Ägypten. Heute berät er Regierungen.
Doppelschlag gegen Hamas – und den Iran
Israel stehe an einem historischen Wendepunkt, sagt Avivi. Zwei zentrale Ziele seien bereits erreicht: „Die Armee erhielt den Befehl, 75 Prozent des Gazastreifens zu erobern und die gesamte Terror-Infrastruktur zu zerstören. Beides wurde erfüllt.“ Der zwölf-tägige Angriff auf iranische Stellungen sei ein „historischer Erfolg“ – nicht nur für Israel: „Der Iran war eine enorme Bedrohung für die Region und die freie Welt.“
Jetzt müsse die israelische Regierung entscheiden: „Wie befreien wir unsere Geiseln? Wie zerstören wir die Hamas als Regierung und Armee? Und wie verhindern wir, dass jemals wieder eine Terrororganisation in Gaza entsteht?“
Ein Jahr für die Entscheidung – dann ist Wahltag
Der Krieg werde noch Monate andauern, aber das Zeitfenster sei begrenzt: „Sowohl in Jerusalem als auch in Washington stehen Wahlen an – man will davor Ergebnisse.“ In den USA wird im Herbst 2026 der Kongress neu gewählt, in Israel könnte bereits im September oder Oktober ein Urnengang folgen.
Am Ende der harten Kämpfe sieht Avivi Chancen auf eine neue geopolitische Ordnung: „Ein Sieg Israels und regionale Friedensabkommen könnten ein neues Bündnis schaffen – ein westlich-israelisch-sunnitisches Bündnis, das bis nach Indonesien reicht. Damit entstehen neue Handelsrouten und ein Energiekorridor durch Israel.“ Die Vision: Ein „modernes Bündnis der Stabilität“ nach dem Krieg.
„Die Hamas-Führer residieren in Fünf-Sterne-Hotels“
Ein zentrales Ziel bleibt die Geiselbefreiung. Avivi sieht eine reale Möglichkeit – sofern der politische Wille vorhanden ist: „Die USA sollten klipp und klar die Auslieferung der Hamas-Führung aus Katar und Ägypten fordern.“ Denn: „Die Hamas wird von Anführern gesteuert, die sich in Fünf-Sterne-Resorts befinden – sie spüren den Krieg nicht. Sie sind die Strippenzieher des 7. Oktober. Ihre Verhaftung wäre ein echter Hebel für die Rückgabe der Geiseln.“
Falls das nicht gelingt, setzt Israel auf direkten Zugriff: „Wir umstellen Orte, verhandeln direkt mit den Entführern – nicht über Katar, nicht über Ägypten. Wenn möglich, auch mit militärischer Befreiung.“
Propaganda statt Raketen – der neue Krieg der Hamas
Während Israel militärisch vorankommt, verlagert die Hamas den Kampf ins Netz: „Weil sie kaum noch Raketen haben, setzen sie auf Desinformation – mit einer globalen Fake-News-Offensive.“
Ziel sei die Delegitimierung Israels – durch erfundene Blockaden und eine „bösartige Kampagne, die mit der Realität nichts zu tun hat“, kritisiert Avivi. Israel liefere seit Beginn des Krieges kontinuierlich humanitäre Hilfe – auch jetzt noch. Die Behauptung vom „Aushungern“ sei ein gezielter Propagandatrick.
Avivi warnt: Europa verliert seinen Kompass
Noch schärfer fällt Avivis Warnung an Europa aus. Wer den islamistischen Radikalismus verharmlost oder gar indirekt fördert – etwa durch voreilige Anerkennung eines Palästinenserstaats – gefährdet nicht Israel, sondern sich selbst. „Extremisten sehen sofort, wenn westliche Regierungen schwanken – wenn ihnen der moralische Kompass fehlt. Dann glauben sie: ‚Wir können sie besiegen.‘“
Am Beispiel Frankreich und Großbritannien wird für Avivi klar: „Die Gefahr lauert nicht in Gaza – sie wächst in euren eigenen Städten.“ Alle westlichen Demokratien müssten erkennen: Wer Frieden will, braucht moralische Klarheit und den Mut zur Stärke.
„Warum dürfen Ukrainer fliehen – aber keine Gazaner?“
Ein öffentliches Tabu-Thema spricht ebenfalls Avivi offen an: die Situation der Zivilisten. „Umfragen zeigen: Etwa die Hälfte der Menschen in Gaza will weg, schon vor dem Krieg – aber Ägypten lässt sie nicht ausreisen. Das ist ein Skandal.“
Im Ukraine-Krieg durften Millionen Menschen das Land verlassen. „Warum werden die Menschen in Gaza eingesperrt?“ Donald Trump erkenne laut Avivi diese Realität – und befürworte daher eine freiwillige Umsiedlung. Niemand werde gezwungen – es gehe um individuelle Entscheidungen.
Für jene, die bleiben, schlägt Avivi eine lokale Struktur vor: „Keine Terrororganisationen mehr – sondern Clanführer vor Ort. Vielleicht als autonome Stadtstaaten, Kantone oder Emirate.“ Nur so könne Koexistenz wachsen – „aus der Basis der Gesellschaft heraus, nicht durch korrupte Apparate.“
Europa ist mental entwaffnet
Eine der dramatischsten Aussagen von Avivi betrifft Europa: „Wer will, dass die USA an seiner Seite stehen, muss zuerst sich selbst verteidigen können.“ Das sei die wichtigste Lektion aus dem Gaza-Krieg. „Und Europa kann das nicht mehr.“
Russland produziert derzeit 250.000 Artilleriegranaten pro Monat. Europa hingegen sei nicht nur militärisch schwach – sondern „mental entwaffnet“. Avivi zitiert alarmierende Zahlen: „In Italien sind laut Umfragen nur 16 Prozent der Menschen bereit, ihr Land zu verteidigen, wenn es angegriffen wird. Das ist ein Desaster.“ Sein Appell: Europa müsse seinen Verteidigungswillen neu entdecken. „Einige Länder haben es verstanden – andere noch nicht.“
„Die stärkste Kraft ist der Wille“
Zum Abschluss wird Avivi grundsätzlich. Sein Buch „No Retreat“ („Kein Rückzug“) erschien ein halbes Jahr vor dem 7. Oktober– und beschrieb bereits, was folgte. Die zentrale Botschaft darin: Sicherheit beginnt mit den eigenen Werten und mit Sinn. „Wer nicht weiß, wofür er lebt, wird auch nicht wissen, wofür er kämpft“, hält Avivi fest. Panzer, Flugzeuge, Technologie – all das nütze nichts, wenn Geschichte, Identität und Moral fehlen.
Er widerspricht der „Friedensillusion“ von Francis Fukuyama: „Wir leben nicht im ‚Ende der Geschichte‘, sondern viel eher im zivilisatorischen Konflikt, den Samuel Huntington beschrieben hat.“ Deshalb brauche es Werteerziehung – vom Kindergarten bis zur Universität. „Ich habe meine Soldaten nach Jerusalem geführt – zurück zu 3000 Jahren Geschichte, bis zu König David. Wer seine Wurzeln kennt, hat den Mut zum Kampf. Im Judentum sagen wir: Es gibt keine Kraft im Universum, die stärker ist als der Wille.“
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