„Jesus ist Palästinenser“: Plakatkampagne sorgt zu Weihnachten für Empörung
Das Plakat tauchte in der vergangenen Woche auf und wurde rasch zum Streitobjekt unter Touristen aus aller Welt. Vor allem am Heiligen Abend war die Reaktion deutlich: Kopfschütteln, Unverständnis – und Kritik.
Mitten im weihnachtlichen Trubel von New Yorks Times Square sorgt ein digitales Werbeplakat für Aufsehen – und Empörung. In großen schwarzen Buchstaben auf grellgrünem Hintergrund steht dort: „JESUS IS PALESTINIAN“, auf der anderen Seite ergänzt durch ein „MERRY CHRISTMAS“. Für viele Passanten ist das zu viel politische Botschaft zur besinnlichsten Zeit des Jahres.
Merry Christmas from Times Square! From all of us at the @adc family! pic.twitter.com/t44haGe3Vk
— Abed A. Ayoub (@aayoub) December 23, 2025
„Ein spaltendes Signal“
„Es ist eine ziemlich spaltende Botschaft. Wenn man pro-palästinensisch ist, findet man es vielleicht in Ordnung“, sagte der britische Tourist Sam Kept gegenüber der New York Post. Für ihn sei der Zeitpunkt problematisch: „Es ist wahrscheinlich keine gute Zeit in der Welt, so etwas aufzustellen. Es ist aufwühlend.“
Auch seine Ehefrau zeigte sich irritiert. Das Motiv könne durchaus als „beleidigend“ wahrgenommen werden, meinte sie. Ihr Fazit fiel knapp aus: „Es will doch nur Öl ins Feuer gießen, oder?“
Andere Passanten argumentierten, Jesus sei eine universelle Figur. Eine politische oder nationale Zuordnung sei unnötig – und provozierend.
Wer steckt hinter der Kampagne?
Verantwortlich für die Kampagne ist die “American-Arab Anti-Discrimination Committee (ADC)”. Die Organisation bestätigte, dass sie seit Anfang des Jahres regelmäßig Werbeflächen am Times Square mietet. Die Motive wechseln wöchentlich, die Botschaften sind bewusst pointiert.
In einem offiziellen Statement erklärte die ADC:
„ADC bleibt dem Schutz der Rechte, des Erbes und der Würde des palästinensischen Volkes und aller marginalisierten Gemeinschaften verpflichtet. Wir werden sicherstellen, dass ihre Geschichten anerkannt, ihre Menschlichkeit geschützt und ihre Widerstandskraft gefeiert wird – nicht nur während der Feiertage, sondern an jedem Tag des Jahres.“
ADC-Chef verteidigt Aktion
Adeb Ayoub, National Executive Director der ADC, betonte, dass das übergeordnete Thema der Kampagne „America First“ sei. Ziel sei es, Gemeinsamkeiten zwischen arabischen, muslimischen und christlichen Gemeinschaften in den USA sichtbar zu machen – gerade zur geschäftigsten Zeit des Jahres in New York.
„Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen Arabern, Muslimen und Christen in diesem Land, als manche zulassen wollen“, sagte Ayoub. Es gebe eine Angst vor Kultur und vor geteilter Religion.
Er argumentierte weiter: Die Mehrheit der Amerikaner sei christlich, und der Geburtsort des Christentums liege in Palästina. „Wenn die Leute darüber diskutieren wollen – großartig. Dann hat die Kampagne eine Debatte ausgelöst. Wenigstens wird gesprochen. Sonst werden wir zum Schweigen gebracht.“
Umstrittene Deutung
Auf die Frage, ob die ADC damit die jüdische Herkunft Jesu infrage stelle, reagierte Ayoub ausweichend. „Jesus lebt in uns allen“, sagte er – und bezeichnete das Thema als „interpretationsfähig“.
Zugleich erklärte er, jüdische Gruppen, die ihm zufolge seit dem Frühjahr eine „digitale Kampagne“ gegen ihn führen, seien selbstverständlich frei, ihre eigenen Sichtweisen öffentlich zu vertreten.
Nächste Provokation bereits geplant
Die ADC bleibt ihrer Linie treu. Ein neues Billboard, das in dieser Woche installiert wurde, trägt die Botschaft: „Jesus would say ‘tear down that wall’“ – eine offensichtliche Anspielung auf einen berühmten Satz von Ronald Reagan.
Ayoub kündigte zudem an, dass zu Silvester ein weiteres Motiv am Times Square erscheinen soll.
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