Eine neu gestaltete Weihnachtskrippe auf dem Grand Place im Zentrum von Brüssel hat eine kontroverse Diskussion ausgelöst, die den Adventsfrieden der belgischen Hauptstadt empfindlich stört. Die Installation der deutschen Künstlerin Victoria-Maria Geyer besteht vollständig aus Stofffiguren – ohne jegliche Gesichtszüge. Genau dieses Detail sorgt seit der Einweihung für heftige Reaktionen und eine Flut negativer Kommentare.

Gesichtslos und umstritten: Kritik an der Darstellung

Die Gegner der neuen Krippe werfen der Stadt vor, eine „Entstellung“ der Weihnachtsgeschichte und damit der westlichen Kultur zuzulassen. Das Fehlen der Gesichtszüge wird als Bruch mit Traditionen empfunden und als Zeichen kultureller Erosion gewertet. Eine belgische Partei ging so weit, eine Petition gegen die Installation einzureichen.

Wie die WELT berichtete, sah sich Brüssels Bürgermeister Philippe Close gezwungen, öffentlich zur Mäßigung aufzurufen. Sein Appell: „Man muss einen Gang zurückschalten.“ Zudem betonte er, die Krippe sei von den örtlichen kirchlichen Behörden genehmigt worden.

Künstlerin Victoria-Maria Geyer: „Es liegt mir fern, mit den Traditionen brechen zu wollen“

Auf einer Pressekonferenz verteidigte die Künstlerin, eine praktizierende Katholikin, ihr Werk. Ihr liege „fern“, „mit den Traditionen brechen zu wollen“. Die gesichtslosen Stofffiguren seien bewusst offen gestaltet, um – so Geyer – „der Fantasie eines jeden freien Lauf lassen und keineswegs eine Gemeinschaft auszuschließen“.

Bouchez läuft Sturm – Petition erreicht rasch zehntausende Unterstützer

Der Vorsitzende der konservativ-liberalen MR-Partei, Georges-Louis Bouchez, erhebt besonders deutliche Vorwürfe. Für ihn ist die Installation eine „Absurdität und eine Beleidigung unserer Traditionen“. Er erklärt, es sei „inakzeptabel“, dass Traditionen durch Inklusivität erodierten.

Bouchez startete daraufhin am Samstag eine Petition. Laut seinem Sprecher wurden binnen drei Tagen mehr als 33.000 Unterschriften gesammelt. Ziel: Die Krippe im Herzen der Brüsseler Altstadt soll spätestens bis Weihnachten 2026 ersetzt werden.

Jesuskopf verschwunden – Stadt verstärkt Sicherheitsmaßnahmen

Am Samstag verschärfte ein weiterer Vorfall die ohnehin aufgeheizte Situation: Das Stoffelement, das den Kopf Jesu darstellen sollte, war plötzlich verschwunden. Ob verloren, beschädigt oder mutwillig entfernt – dazu gibt es bislang keine Angaben. Die Stadtverwaltung reagierte jedoch unmittelbar und verstärkte die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Darstellung der Heiligen Familie.