„Ich finde Social Media wirklich cool“: Für den 35-jährige Salzburger Priester Rupert Santner sind die sozialen Medien kein Fremdwort. Unter dem Namen „Don Rupi“ ist der Millenial-Kaplan selber als Influencer auf Instagram oder YouTube unterwegs. Dort spricht er zum Beispiel über eine „Rosenkranz-Challenge“, führt ein Interview mit Nonnen oder spielt Gitarre. Im Interview mit dem exxpress erklärt er, das junge, christliche Influencer eine große Rolle spielen, warum sich die Generation Z wieder vermehrt dem Glauben zuwendet. „Ich merke, dass viel mehr Menschen durch YouTube und Instagram auf einmal wieder in die Kirche kommen, weil sie die Fragen, die sie bewegen, finden. Und dass der Glaube wieder einen Sinn macht, für sie persönlich“, sagt Santner.

Kirche voll mit jungen Leuten: Dank Aschekreuz-Videos auf TikTok

In Frankreich gab es zu Ostern einen regelrechten Tauf-Boom unter der jungen Generation – über 7.000 Jugendliche und 10.000 Erwachsene ließen sich taufen (der exxpress berichtete). Santner berichtet, dass die französische Kathedrale von Amiens „zwei Jahre hintereinander am Aschermittwoch absolut geflutet war“ mit über 2000 jungen Leuten zwischen 15 und 25 Jahren. Von wo kommen sie her? „Das kommt sicher nicht von einer großen pastoralen Klugheit oder guter Arbeit, die sie machen, sondern da sind Influencer unterwegs. Das Christentum möchte wieder Klarheit und eine Ausrichtung und auch das Thema Fasten, das in so einer übersättigten Gesellschaft wieder ganz neu relevant wird“, erklärt der junge Priester. Influencer posten auf TikTok Aschenkreuz-Videos und machen dadurch Menschen auf die Kirche aufmerksam.

Religiöse Influencer oft als „rechts“ oder „erzkonservativ“ gebrandmarkt

Doch vor allem in Deutschland häufte sich in den vergangenen Monaten mediale Kritik an christlichen Influencern, wie zum Beispiel dem christlichen Rapper-Duo „O´Bros“, die bei den deutschen Album-Charts den ersten Platz erreichten. Im Kreuzfeuer stand auch die junge Ärztin Jana Highholder, der über 80.000 Follower auf Instagram folgen. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, sich mit sogenannten „rechtspopulistischen Akteuren“ zu umgeben, „patriarchales Gedankengut“ zu verbreiten oder „erzkonservativ“ zu sein. Kaplan Santner dazu: „Es ist ein Phänomen, dass die Medien teilweise eine absolute Parallelwelt erzeugen und nicht kapieren, was sich gesellschaftlich abspielt. Diese Parallelwelt habe oft „absolut nichts damit zu tun“, was die Leute oder die Jugend bewegt.

Das erfolgreiche christliche deutsche Rapper-Duo „O´Bros" wird in dem Stern-Artikel ins rechte Eckt gerückt.Screenshot / Stern-Artikel

Santner: „Wenn es keine Wahrheit mehr gibt, lebt jeder in seiner eigenen Vorstellung“

Christlichen Influencer haben „natürlich mehr eine konservative Ausrichtung, weil da wieder Werte dahinter sind und klare Überzeugungen“. Die starke Kritik bewirke allerdings oft, dass die Influencer noch mehr Reichweite bekommen. Santner denkt: „Wenn jemand über Wahrheit heute noch spricht, dann wird das als rechtsradikal angeschaut. Aber wenn es keine Wahrheit mehr gibt, dann haben wir keine Verbindung mehr, jeder lebt in seiner eigenen Welt, in seiner eigenen Vorstellung“. Es gebe oft „wilde Kritik“ an den frommen Influencern. Santner sagt, er habe aber „noch nicht gemerkt“, dass sie gerechtfertigt sei. Ihm falle auf, dass sie „eher vielleicht ein bisschen ideologisch ausgerichtet“ ist.

Der Priester selbst hat ein Social-Media-Verhalten, dass typisch für die junge Generation ist: Er lese ganz wenige Nachrichten, sondern schaue auf Social Media, um sich zu informieren. „Ich habe jetzt in Damaskus und mit Syrien und die Attentate, die sich da abgespielt haben, viel direkter und authentischer und unmittelbarer miterleben dürfen, was die Christen da jetzt miterlebt haben und wie die den Glauben trotzdem gefeiert haben. Das bekommst du in den Nachrichten oft nicht mit“, sagt Rupert Santner.

„Was ist denn mit Papst Leo los? Ist er gestorben?“

Was ein alter Bauer dem Priester über die ORF-Berichterstattung zum neuen Papst Leo XIV. erzählte und warum ein Trainer vom FC Red Bull Salzburg das Gespräch mit Santner aufsuchte, erfahren Sie im YouTube-Interview.