Klare Linie an der Uni Kopenhagen: Muslimische Gebetsräume werden geschlossen
Nach intensiver Diskussion entscheidet sich die Universität Kopenhagen für einen Neustart. Die umstrittenen Retreat Rooms werden geschlossen, um Platz für bessere, inklusivere Lern- und Ruheräume zu schaffen. Eine Entscheidung mit Signalwirkung.
Die Universität Kopenhagen (UCPH) schließt ihre sogenannten Retreat Rooms dauerhaft. Ab dem 1. Dezember stehen die Räume, die bislang als Gebetsräume genutzt wurden, nicht mehr zur Verfügung. Die Entscheidung markiert einen bewussten Kurswechsel der Universitätsleitung: Weg von exklusiven Sonderräumen, hin zu inklusiven Angeboten, die allen Studierenden offenstehen sollen.
In den vergangenen Jahren waren die Retreat Rooms zunehmend in die Kritik geraten. Immer wieder wurde beanstandet, dass die Räume nicht neutral genutzt würden, sondern soziale Kontrolle, Abgrenzung und teilweise auch Geschlechtertrennung begünstigten. Statt Orte der Entlastung zu sein, entwickelten sie sich zu einem politischen und gesellschaftlichen Streitpunkt – sowohl innerhalb der Universität als auch darüber hinaus. Vor diesem Hintergrund erscheint die Schließung weniger als abrupter Einschnitt, sondern vielmehr als konsequente Reaktion auf eine Fehlentwicklung.
"Die Universität Kopenhagen hat heute beschlossen, alle ihre muslimischen Gebetsräume zu schließen. Das ist eine kluge Entscheidung.
— Nina Scholz (@NinaaScholz) December 12, 2025
Unsere Universitäten sind für akademische Vertiefung da. Sie sollten kein Geld für geschlechtergetrennte muslimische Gebete ausgeben und keine… pic.twitter.com/vCS3BeoU6L
Fokus auf Inklusion statt Sonderlösungen
Die Universitätsleitung begründet den Schritt vor allem mit dem Ziel, die Studienbedingungen für Studierende mit Behinderungen nachhaltig zu verbessern. Grundlage dafür ist ein aktueller Bericht einer eingesetzten Arbeitsgruppe, der zeigt, dass die bestehenden Retreat Rooms nur einem sehr begrenzten Teil der Studierenden zugutekamen. Damit hätten sie ihren ursprünglichen Zweck – einen offenen Rückzugsort für alle – verfehlt.
Zusätzlich verweist die Universität auf Ergebnisse einer Inklusionsbefragung, laut der sich viele Studierende mit Behinderungen im universitären Alltag ausgeschlossen fühlen. Gefordert werden nicht isolierte Rückzugsräume, sondern besser gestaltete, barrierefreie und ruhige Bereiche, die selbstverständlich Teil der allgemeinen Infrastruktur sind. Genau hier will die Universität nun ansetzen.
Prorektor für Bildung Kristian Lauta bringt diesen Ansatz klar auf den Punkt: „Die Studienumgebung soll für alle da sein, aber der Bericht zeigt, dass die Retreat Rooms derzeit nur einem engen Segment von Studierenden dienen und damit ihren Zweck nicht erfüllen. Wir müssen neu denken, wie wir Räume schaffen, die allen Studierenden entgegenkommen, die einen Moment der Ruhe brauchen.“
Klare Entscheidung trotz Kritik
Natürlich stößt die Schließung nicht bei allen auf Zustimmung. Einzelne Studierendengruppen kritisieren, dass die Entscheidung zu rasch gefallen sei und Nutzende der Räume nun Alternativen suchen müssten. Doch aus Sicht der Universitätsleitung überwiegt ein Argument deutlich: Inklusion gelingt nicht durch Parallelstrukturen, sondern durch Angebote, die von Anfang an für möglichst viele Menschen funktionieren.
Anders als andere Hochschulen, die vergleichbare Räume ersatzlos geschlossen haben, plant die Universität Kopenhagen ausdrücklich einen Neubeginn. Die bisherigen Retreat Rooms sollen nicht einfach verschwinden, sondern neu gedacht und umgestaltet werden – mit dem klaren Ziel, Ruhe, Sicherheit und Barrierefreiheit miteinander zu verbinden, ohne neue Trennlinien zu schaffen.
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