Während Millionen Europäer mit dem Flieger nach Mallorca oder Griechenland aufbrechen, sorgt eine neue EU-Vorschrift für Kopfschütteln in der Luftfahrtbranche: Airlines müssen seit Jahresbeginn bei jedem Flug detailliert dokumentieren, wann, wo und unter welchen Bedingungen sich Kondensstreifen bilden könnten – also jene weißen Streifen am Himmel, die bislang kaum jemand als Problem wahrgenommen hat.

Der Grund: Brüssel erklärt sie zur neuen Klimabedrohung – teils sogar gefährlicher als CO₂. Der Vorschlag: Flugzeuge sollen künftig feuchte Luftschichten meiden, in denen langlebige Streifen entstehen könnten. Kurz: Kondensstreifen vermeiden – koste es, was es wolle. Die Folge: Umwege, Mehrverbrauch – und steigende Ticketpreise.

Das nächste Bürokratie-Monster gegen den Klimawandel? Airlines schlagen Alarm.GETTYIMAGES/Scott Barbour

Die Maßnahme ist Teil des erweiterten EU-Emissionshandels (EU-ETS). Der Clou: Nicht mehr nur CO₂ wird erfasst, sondern auch Wasserdampf, Ruß und Schwefel – all das, was zu Kondensstreifen führen kann. Die neue Meldepflicht für Flüge innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums ist nur der erste Schritt. Später soll auch der weltweite Luftverkehr einbezogen werden – und damit womöglich eine neue „Kondensstreifen-Steuer“.

Airlines schlagen Alarm

Die internationalen Fluggesellschaften sind empört. Willie Walsh, Generaldirektor des Airline-Dachverbands IATA, hält fest: „Ohne verlässliche Wetterdaten ist es praktisch unmöglich vorherzusagen, wann sich beständige Kondensstreifen bilden. Die Wissenschaft ist schlicht nicht so weit.“

Willie Walsh (Bild) von IATA warnt: Die EU bittet ohne wissenschaftliche Grundlagen Millionen Passagiere zur Kasse.APA/AFP/Money SHARMA

Stattdessen fordert Walsh eine freiwillige, wissenschaftlich begleitete Erfassung, bevor man Millionen Passagiere zur Kasse bittet. Auch Airlines for America, der Verband der US-Fluglinien, warnt vor der Regelung: Sie sei wissenschaftlich fragwürdig und rechtlich übergriffig, da auch internationale Flüge betroffen sein könnten.

Der nächste Klima-Kassenschlager?

Brüssel hält dagegen – und sieht enormes Potenzial: Schon jetzt zahlen Airlines rund 2,9 Milliarden Euro jährlich an CO₂-Zertifikaten, die natürlich auf den Ticketpreis aufgeschlagen werden. Kondensstreifen könnten das nächste große Geschäftsfeld werden: Sensoren, Satelliten, Software – und irgendwann eine neue Steuer?

Fachmedien wie die Financial Times berichten über heftige Kämpfe hinter den Kulissen. Die Airlines warnen: Die neue Regelung sei bürokratisch überfrachtet, ineffektiv – und letztlich ein teurer Papiertiger.

Kondensstreifen – und bald kassiert Brüssel ab.GETTYIMAGES/pic4you

Wenn Wettervorhersage zur Steuerfalle wird

Der eigentliche Haken: Niemand weiß genau, wann und wo sich gefährliche Kondensstreifen überhaupt bilden. Selbst Eurocontrol und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geben zu: Die Wetterprognose für solche Effekte ist bislang unzuverlässig.

Eine Veränderung der Flugroute könne daher leicht ins Leere laufen – oder sogar zu höheren CO₂-Emissionen führen. Ein klassischer Zielkonflikt, den Brüssel bislang ignoriert.

Doppelmoral mit Düsenjet

Während der einfache Urlauber zur Klima-Belastung erklärt wird, jetten NGO-Funktionäre und EU-Beamte auch heuer wieder munter zu diversen Klimagipfeln – per Langstreckenflug. Übrigens: Diese internationalen Flüge sind vorerst von der Regelung ausgenommen.

Das ärgert selbst Pilotengewerkschaften: „Langstreckenflüge verursachen einen Großteil der klimawirksamen Kondensstreifen – aber sie bleiben verschont? Das ist unlogisch und unfair“, heißt es in einer Stellungnahme europäischer Piloten.

Die neue EU-Maßnahme wirkt wie ein weiteres Beispiel für klimapolitischen Aktivismus ohne Augenmaß, ohne belastbare Daten, ohne genaue Messbarkeit – aber mit maximalem Bürokratieaufwand. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit: demnächst mit Preisaufschlag für alle, die fliegen. Dann wird der Urlaub noch teurer.