Nach Spannungen an der Grenze zwischen Serbien und dem Kosovo hat Pristina zugesagt, eine umstrittene Maßnahme zu geplanten Grenzkontrollen vorerst zu verschieben. In Zusammenarbeit mit internationalen Bündnispartnern, verspreche seine Regierung, die Umsetzung der Maßnahmen um 30 Tage auszusetzen, teilte Ministerpräsident Albin Kurti in der Nacht zum Sonntag mit. Voraussetzung sei, dass alle Barrikaden entfernt und eine komplette Freizügigkeit wiederhergestellt würden.

Grenze "bis jetzt noch nicht" überschritten

Im überwiegend serbisch bevölkerten Norden des Kosovos hatten militante Serben zuvor Barrikaden errichtet. Unbekannte hätten außerdem Schüsse in Richtung kosovarischer Polizisten abgegeben, verletzt worden sei dabei niemand, teilte die Polizei in Pristina am späten Sonntagabend mit. Schuld an der gespannten Lage sei der serbische Präsident Aleksandar Vucic, sagte der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti.

In sozialen Medien überschlugen sich indes Berichte über angebliche Vorfälle in der früheren südserbischen Provinz. Das serbische Verteidigungsministerium musste auch Spekulationen entgegentreten, es habe die Grenze zum Kosovo überschritten. In einer am Abend verbreiteten Mitteilung hieß es aber vielsagend, dass die serbische Armee „bis jetzt” noch nicht die Verwaltungsgrenze überschritten habe.

Brachte weiteres öl ins Feuer: Serbiens Präsident Aleksandar Vucic

"Kurti will den Selenskyj machen"

Kurti sagte, dass “nicht nächsten Stunden, Tage und Wochen herausfordernd und problematisch werden”. Vucic hatte zuvor Kurti vorgeworfen, im Windschatten des Ukraine-Kriegs Fakten schaffen zu wollen. “Das Regime in Pristina will sich zum Opfer stilisieren und die Putin-Karte spielen, mit Kurti in der Rolle des Selenskyj”, sagte der serbische Präsident in einer Fernsehansprache. Vladimir Djukanovic, Mitglied der Regierungspartei, erwähnte demnach auch das Wort „Entnazifizierung“ – ein Begriff, den auch der Kreml als Rechtfertigung für seinen Angriff auf die Ukraine ins Treffen führt.

Grund für die Spannungen ist, dass die kosovarischen Behörden ab Montag (00.00 Uhr) an den Grenzübergängen keine serbischen Personaldokumente mehr anerkennen. Serben mit derartigen Papieren müssen sich an der Grenze ein provisorisches Dokument ausstellen lassen. Nach kosovarischer Lesart handelt es sich um eine Maßnahme, die auf Gegenseitigkeit beruht.

Will er sich zum "nächsten Selenskyj" stilisieren? – Albin Kurti, Kosovos MinisterpräsidentAPA
Serben errichteten Blockaden an den Grenzen
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Kommentare

  • Franz Hochrieser sagt:

    Wenn Sie so dumm sind wir brauchen kein Heer und keine Waffen umdenken nicht dummdenken

  • Van der Biden sagt:

    … und vor nicht mal einer Woche war der Herr Secretary of State Blinken noch zu Besuch im Kosovo. Komischer Zufall, oder nicht!? Die US-Rüstungsindustrie hat wohl noch Produktionskapazitäten… man zündelt weiter in Europa herum…

  • Mr. Monkeypox sagt:

    Jetzt kommt Kurti, ohne Helm und ohne Gurti. Einfach Kurti.

  • Pfeifenstierer sagt:

    Was ist mit der “europäischen Friedens.- und Umverteilungs-Union”?
    Wird sie wieder 10 Jahre wie im Jugoslawienkrieg zusehen, um nachher wieder behaupten zu können, sie garantiere den Frieden?
    Im Ukrainekrieg ist sie auch nicht gerade erfolgreich und kann sich nicht einmal selber helfen.
    Das einzige was die EU-Bonzen können ist, massenhaft Flüchtlinge aus aller Welt aufzunehmen und auf Kosten der jeweiligen Länder zu versorgen. Besser zu versorgen, als ihre eigenen Leute.

  • derunbestechliche sagt:

    Der Balkan ist ein Pulverfaß. Der Konflikt Kosovo-Serbien ist ungelöst. Ebenso der Konflikt innerhalb von Bosnien-Herzegowina mit den bosnischen, kroatischen und serbischen Gebieten. Wenn die Konflikte im Balkan wieder aufflammen, der Krieg in der Ukraine weitergeht und die Grenzen für Millionen weiterhin offen bleiben (wovon Österreich, Deutschland und Schweden anteilsmäßig am meisten aufnehmen), wird das für Europa nicht gutgehen. Die Inflation wird weiterhin hoch bleiben. Tja, und wenn im Nahen Osten und im Fernen Osten (weitere) Konflikte (wieder) offen ausbrechen, dann wird das sowieso ein Super-GAU. Für uns in Europa sowieso, weil wir die Konflikte hier offenbar nicht lösen können, sondern sogar noch befeuern.

  • Ernesto Holzapfel sagt:

    Vielleicht sollte dieser Konflikt im britischen Oberhaus entschieden werden, denn die haben dort bereits mit Erfahrung und Weitblick (2 Weltkriege) erfolgreich Lösungen und Grenzziehungen erarbeitet, die heute noch Bestand haben. Denn die Erfahrung zeigt dass Entscheidungen am meisten akzeptiert werden, wenn sie von charismatischen und elitären Führern faktenunabhängig mit Autorität und Macht durchgesetzt werden.

  • Bürger Österreich sagt:

    Kosovo, auch ein sehr korruptes Land, die vielen Waffen wurden sicher mit Eu- Geldern gekauft! Führt endlich wieder Visapflicht für die nicht EU- Länder am Balkan ein, ebenso für die Ukraine und Georgien!

  • Elisabeth Peruci sagt:

    Es ist eine deeskalation notwendig, damit nicht eine zweite Kriegsfront im Kosovo eröffnet wird

  • chronista sagt:

    Man stelle sich vor, diese ewigen Streithansln sollen in die EU! Nein, Danke!

  • Ichweis sagt:

    Und die , die jetzt einen neuen Krieg anzetteln, sollen in die EU aufgenommen werden? Das kann nur ein Scherz sein.

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