Europa bereitet sich auf den Ernstfall vor. Der größte Hafen des Kontinents, Rotterdam, rüstet sich auf eine mögliche militärische Auseinandersetzung mit Russland. Im Schulterschluss mit dem Hafen Antwerpen plant die Hafenbehörde die Umstellung ziviler Infrastruktur auf militärische Anforderungen: Versorgungsschiffe der Nato, Munitionsumschlag und amphibische Übungen sollen regelmäßig stattfinden.

„Nicht jedes Terminal eignet sich für militärisches Gut“, erklärte Boudewijn Siemons, Chef der Rotterdamer Hafenbehörde, gegenüber der Financial Times. Man werde deshalb eng mit anderen Häfen zusammenarbeiten. „Wenn große Mengen militärischer Ausrüstung verschifft werden müssen, ziehen wir in Betracht, dass Antwerpen oder andere Häfen Kapazitäten übernehmen – und umgekehrt.“ Bereits jetzt steht fest: Künftig werden „ein oder mehrere Schiffe vier- bis fünfmal pro Jahr wochenlang im Hafen liegen“.

Europa beschäftigen

Die Maßnahmen sind Teil eines sicherheitspolitischen Umdenkens, ausgelöst durch Russlands Krieg in der Ukraine, Trumps Forderungen nach europäischer Eigenverantwortung – und durch die Warnung des neuen Nato-Generalsekretärs Mark Rutte. Im Gespräch mit der New York Times sagte Rutte: „Seien wir nicht naiv: Wenn Xi Jinping Taiwan angreifen würde, würde er zunächst Putin anrufen und sagen: ‚Hey, ich werde das tun, und du musst sie in Europa beschäftigen‘.“

Häme aus Moskau

Aus Moskau folgte Häme. Dmitri Medwedew, enger Vertrauter Putins, spottete, Rutte habe „zu viele Zauberpilze gegessen“ und solle lieber Russisch lernen.

Währenddessen schafft Russland im Inneren Fakten: Vermögenswerte im Wert von rund 50 Milliarden Dollar wurden seit Kriegsbeginn beschlagnahmt – Teil einer Strategie, das Land zur wirtschaftlichen „Festung“ auszubauen. Europa reagiert. Rotterdam steht symbolisch dafür.