Immer mehr Schulleiter und Lehrkräfte an den etwa 440 Pflichtschulen in Wien berichten von einem erheblichen Personalmangel. Thomas Krebs, Lehrergewerkschafter (fcg) und Vorsitzender des Zentralausschusses der Wiener Landeslehrer (ZA), führte eine Umfrage durch, deren Ergebnisse alarmierend sind – wie “Heute” berichtete.

Laut der Umfrage ist in rund 60 Prozent der Schulen ein gravierender Personalmangel bereits Realität oder steht kurz bevor. Über 25 Prozent der Befragten gaben an, dass mehr als drei Lehrkräfte fehlen oder in naher Zukunft fehlen werden. Auch die Bildungsdirektion bewertet die Situation als ernst. “Es wurde uns als Standesvertretung mitgeteilt, dass mindestens 50 klassenführende LehrerInnen und 100 TeamlehrerInnen fehlen sollen”, erklärte Krebs.

Verzweiflung wegen Lehrermangel

Eine Direktorin, die sich an “Heute” wandte, äußerte sich besorgt: “Uns fehlen insgesamt 14 Lehrkräfte.” An ihrem Standort sind demnach drei Lehrerstellen in der Volksschule sowie drei im Sonderpädagogischen Zentrum unbesetzt, wobei pro Klasse zwei Lehrkräfte erforderlich sind. “Wir haben hier Kinder im schwersten Autismusspektrum”, erläuterte die Schulleiterin.

Zusätzlich gibt es Krankenstände: “Im Sonderpädagogischen Zentrum sind vier Pädagogen an Corona erkrankt, und in der Volksschule fehlen vier weitere Lehrkräfte aufgrund von Krankheit. Wir betreuen rund 200 Schüler, darunter 30 bis 35 mit sonderpädagogischem Förderbedarf, sowie acht Regelklassen und vier Klassen mit sonderpädagogischem Schwerpunkt. Wegen des Lehrermangels kann im Sonderpädagogischen Zentrum derzeit kein regulärer Unterricht stattfinden; es erfolgt lediglich eine Betreuung. Da wir ohnehin weniger Klassen und damit auch weniger Personal haben, kann ich beim Personal nicht flexibel agieren”, sagte die Schulleiterin, die nun selbst im Klassenzimmer unterrichtet.

Die Direktorin erkundigte sich laut “Heute” bei benachbarten Schulen nach Aushilfen, erhielt jedoch nur Absagen: “Alle meinten, sie haben selbst so viele Krankenstände.” Auch von der Bildungsdirektion kam keine Unterstützung: “Sie meinten nur: ‘Wir wissen’s eh, aber wir haben niemanden'”, berichtete die Schulleiterin. Lehramts-Studierende sind ebenfalls keine Lösung: Lehramts-Studierende bieten ebenfalls keine Lösung, da mit dem Beginn des neuen Semesters auch eine Regelung in Kraft tritt, die es ihnen erlaubt, nur maximal elf Stunden pro Woche in der Schule zu arbeiten, um einer Überlastung vorzubeugen. Eine schnelle Lösung scheint somit nicht in Sicht zu sein.