Drei Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen kämpfen Kamala Harris und Donald Trump um jede Stimme, doch während Trump Oberwasser bekommt, gehen Harris‘ Umfragewerte stetig in den Keller. Auch ein mit einer Milliarde Dollar prall gefülltes Wahlkampfspendensäckel nützt nichts, wenn die Not-Kandidatin immer wieder Antworten schuldig bleibt, ausweicht oder mit dem Finger auf den Konkurrenten zeigt.

Während Harris bei “60 Minutes”, “The View”, Colbert oder Howard Stern keinem scharfen Verhör unterzogen wurde, lässt Bret Baier, der politische Chefmoderator von Fox News, sie einfach nicht vom Haken. Gleich zu Beginn konfrontiert er sie mit dem Thema Grenzsicherung, fragt sie, ob sie eine Vorstellung habe, wie viele illegale Einwanderer in ihrer Zeit als Vizepräsidentin (und zuständig für das Problem) in die USA gelangt seien: “Nur eine Zahl. Meinen Sie, es sind eine Million? Drei Millionen?”

Die Antwort lautet sechs Millionen, aber Harris drückt sich davor: “Bret, lassen Sie uns einfach zum Punkt kommen, okay? Der Punkt ist, dass wir ein kaputtes Einwanderungssystem haben, das repariert werden muss …”

Harris pocht auf ein Gesetz, das die Regierung vor einigen Monaten vorgeschlagen hatte, das aber im Kongress gescheitert war – an den Republikanern, sagt Harris, wieder einmal Trump die Schuld zuschiebend. Dabei hätte das Gesetz nur dazu geführt, dass es noch weniger Abschiebungen gegeben hätte.

Und immer wieder "Trump, Trump, Trump"

Immer wenn Harris nichts mehr einfällt, muss der Buhmann Trump herhalten: Warum sie nicht früher auf den sich rapide verschlechternden Zustand Joe Bidens hingewiesen habe und ob es da keine Bedenken gegeben habe? “Joe Biden steht nicht auf dem Wahlzettel … aber Donald Trump schon.”

Baier konfrontiert sie mit Aussagen zu steuergeldfinanzierten Geschlechtsumwandlungen für Gefängnisinsassen und illegale Migranten, und Harris sagt: “Ja, aber Trump gibt 20 Millionen Dollar für Werbeanzeigen um dieses unwichtige Thema aus …” Als es um die Bedrohung durch den Iran geht und Baier nach Sanktionen fragt, sagt Harris: “Lassen Sie uns auf Donald Trump zurückkommen …”

Trump, so Harris, sei ungeeignet und gefährlich und dürfe niemals Präsident der Vereinigten Staaten werden. Baier thematisiert eine Umfrage, bei der die Amerikaner gefragt wurden, ob das Land auf dem richtigen Weg sei. Nur 21 Prozent stimmten zu, 79 sagten nein. Es entspinnt sich folgender Dialog:

Baier: “Mehr als 70 Prozent der Amerikaner haben das Gefühl, dass es dem Land schlecht geht.”
Harris: “Donald Trump hat für das Amt kandidiert.”
Baier: “Aber Sie waren die Person, die das Amt innehatte.”
Harris: “Wir beide wissen, wovon ich spreche.”
Baier: “Ich weiß es eigentlich nicht. Wovon reden Sie denn?”

Nicht nur Elon Musk findet das “lustiger als jede Parodie”.

"Das war vor fünf Jahren"

Auf die ihr immer wieder gestellte Frage, ob sie die Politik der Biden-Regierung fortführen wolle oder nicht, sagt Harris diesmal: “Meine Präsidentschaft wird nicht die Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden sein.” Sie werde “eigene Erfahrungen und frische, neue Ideen einbringen”, ohne diese näher zu erläutern.

“Wenn er so schlecht ist, wie Sie sagen, warum unterstützen ihn dann 50 Prozent der Amerikaner, sind die irregeleitet oder dumm?”, fragt Baier. Harris: “Oh Bret, das würde ich niemals über das amerikanische Volk sagen!” Aber denken. Was die Amerikaner wollen, interessiert Harris, wie alle Linken, wenig, wichtig ist, die eigene Agenda durchzusetzen. Wenn die nicht gut ankommt, ist ihr das Geschwätz von gestern egal.

Baier: “Im Jahr 2019 haben Sie sich dafür ausgesprochen, dass Illegale einen Führerschein beantragen, keine Studiengebühren an Universitäten entrichten und eine Gratis-Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen können. Unterstützen Sie diese Dinge immer noch?” Harris: “Das war vor fünf Jahren.”

Anders als andere Interviewer fasste Bret Baier, Chef-Moderator von Fox News, Harris nicht mit Samthandschuhen an.GETTYIMAGES/Roy Rochlin / Kontributor

Bitte schnell zum Ende kommen!

Später erklärte Moderator Bret Baier, dass Harris sich nicht nur um 15 Minuten verspätet hatte, sondern ihr Team die Interviewzeit deutlich kürzte und am Ende nur knapp 27 Minuten übrigblieben. Gegen Ende hätten vier Mitarbeiter ihrer Wahlkampagne hinter der Kamera klare Handzeichen gegeben, um das Interview schnellstmöglich zu beenden.

Der Autor, Rechtsanwalt und konservative politische Kommentator Ben Shapiro konstatierte, Fox News sei für Harris zum kompletten Katastrophengebiet geworden, sie habe absolut keine Antworten und sei vollkommen unfähig, die eigene Politik zu erklären. Außer “Trump, Trump, Trump” komme von ihr nichts. Donald Trumps Running Mate J.D. Vance schrieb bei X: “An meine demokratischen Freunde: Vielleicht sollten Sie in Erwägung ziehen, Kamala Harris gegen Joe Biden auszutauschen.” Kommentator James Melville fällte ein vernichtendes Urteil: “Sie war absolut schrecklich. Leere Rhetorik. Die Demokraten haben ihren leersten Präsidentschaftskandidaten seit Menschengedenken.”

In den deutschen Medien, die allein schon aus Trump-Hass auf Kamala Harris schwören, sieht man das alles natürlich anders: Der Spiegel meint, Harris sei “kämpferisch” aufgetreten und habe “klare Kante” gezeigt, die Berliner Morgenpost schreibt gar: “Kamala Harris zerlegt Trump gnadenlos”. Ob die das wirklich glauben?