Im Rahmen der gestarteten Initiative MEHA luden Maria Hubmer-Mogg, Ärztin und Initiatorin, sowie Gerald Hauser, EU-Abgeordneter und Gastgeber der Konferenz, ins Europäische Parlament ein. Gemeinsam fordern sie mehr Transparenz, Freiheit und Eigenverantwortung im Gesundheitsbereich.
Kritik hagelte es vor allem für die EMA, die Europäische Arzneimittelagentur. Hubmer-Mogg wies darauf hin, dass 90 Prozent der EMA-Finanzierung aus der Pharmaindustrie stammen was auf einen struktureller Interessenkonflikt hinweist, wie sie betont und später auch noch anhand von Beispielen durch Dr. Malhotra klar wird. Die Konferenz begann um 14 Uhr, exxpress war per Livestream dabei.

Eine unabhängige Organisation für drängende Fragen

Wie der Name schon verrät, geht es bei MEHA um eine grundlegende Reform des europäischen Gesundheitssystems.
Hubmer-Mogg ist bekannt für ihre Kritik an der WHO, der EU-Kommission und der EMA. Das wurde durch ihre Kandidatur für das Europäische Parlament 2024 bereits deutlich – gestern jedoch noch klarer: „Ich bin nicht für Einheitsansätze, wie die WHO sie gerne propagiert.“ Damit stellt sie von beginn an klar, dass eines der Ziele der Initiative MEHA ein pluralistischer Ansatz im Gesundheitssystem ist.

Zu ihren Forderungen zählen eine vollständige Entflechtung der Finanzierung der EMA sowie eine Reform der europäischen Entscheidungsstrukturen.
Hubmer-Mogg sprach auch die demokratiepolitischen Defizite der EU an, die von Kritikern immer wieder betont werden: „Die Menschen können nur EU-Abgeordnete wählen, nicht aber die Kommissionsbeamten. Doch es ist die nicht gewählte Kommission, die die Politik gestaltet. Und wenn sich die Menschen fragen: Was hat das mit mir zu tun? Dann sollten sie wissen, dass 80 Prozent der nationalen Gesetze in der EU entstehen. Die EMA ist ein Anhängsel der Kommission – eine Hybridagentur, keine unabhängige Behörde.“

Große Pharmakonzerne unter Beschuss

Dr. Aseem Malhotra ging in seiner Keynote auf eine Thematik ein, die immer wieder diskutiert aber nur schwer zu fassen ist: Er beschrieb, wie Pharmaunternehmen wissenschaftliche Studien gezielt beeinflussen können. „Die Industrie entwirft die Studien, besitzt die Daten und entscheidet, was veröffentlicht wird. Das bedeutet, sie kann die gesamte Erzählung von Anfang an steuern.“

Ich gehe immer zurück auf Professor John Ioannidis – das ist sozusagen der Stephen Hawking der Medizin. Er hat gezeigt, dass der Großteil der veröffentlichten Forschungsergebnisse falsch ist. Nicht, weil die Forscher dumm sind, sondern weil das System selbst verzerrt ist."Make Europe Healthy Again/Screenshot

Als Kardiologe mit jahrzehntelanger Erfahrung, zahlreichen Publikationen und hunderten Arbeitsstunden in Kliniken erklärte er weiter: „Sie wählen das Vergleichsmedikament, sie wählen die Testgruppe und sie legen fest, was als ‘Nebenwirkung’ gilt. Wenn etwas nicht passt, wird es oft nicht gemeldet oder einfach umklassifiziert. Die meisten Studien, die keinen Nutzen zeigen, gelangen niemals an die Öffentlichkeit. Sie werden zurückgehalten oder als ‘nicht schlüssig’ bezeichnet. So wird ein angeblicher wissenschaftlicher Konsens künstlich hergestellt.“

1. Ein großer Teil der veröffentlichten Forschung ist nicht verlässlich, bringt den Patienten keinen Nutzen oder ist für Entscheidungsträger nicht hilfreich. 2. Die meisten medizinischen Fachkräfte sind sich dieses Problems nicht bewusst. 3. Sie verfügen außerdem nicht über die nötigen Fähigkeiten, um die Zuverlässigkeit und den Nutzen medizinischer Studien richtig zu bewerten. 4. Patienten und Familien fehlt häufig der Zugang zu relevanten, verlässlichen und genauen medizinischen Informationen – ebenso wie die fachkundige Begleitung zum Zeitpunkt medizinischer Entscheidungen.Make Europe Healthy Again/Screenshot

Beispiel: Cholesterin, Herz und Stress – die unterschätzte Verbindung

Aseem Malhotra zeigte mit einem Beispiel, warum John Ioannidis recht behält: Weil viele Studien zwar Zahlen produzieren, aber das Wesentliche gar nicht messen. Er machte deutlich, dass echte Gesundheit nicht nur aus Laborwerten entsteht, sondern aus einem Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Doch genau diese Dimensionen – etwa chronischer Stress, Angst, Einsamkeit oder gesellschaftlicher Druck – kommen in der Forschung kaum vor, weil sie sich nicht einfach in Zahlen pressen lassen.

Dieses Modell stammt vom amerikanischen Psychiater George L. Engel. Engel damit ein Gegengewicht zum rein biomedizinischen Denken schaffen wollte: Krankheit könne nicht allein durch biologische Prozesse erklärt werden, sondern entstehe im Zusammenspiel von Körper, Psyche und sozialem Umfeld.Make Europe Healthy Again/Screenshot

Malhotra erklärte, dass selbst vermeintlich präzise Studien über Herzkrankheiten oder Cholesterinwerte oft an der Oberfläche bleiben: Sie messen Blutwerte, aber nicht, wie sich mentaler Stress oder soziale Isolation auf Herz und Kreislauf auswirken. Damit, so Malhotra, entsteht ein Zerrbild von Evidenz: ein System, das glaubt, alles sei messbar – und dabei das Menschliche verliert. „Das Problem ist nicht, dass wir zu wenige Daten haben, sondern dass wir die falschen Dinge messen.“

Auch Trump ist Teil des Wandels

Was sich in Amerika gerade tut zeigt Dr. Robert Malone, Arzt, Immunologe und Molekularbiologe. 
Er präsentierte die „MAHA-Kommission“, die 2025 unter Präsident Donald Trump und Gesundheitssekretär Robert F. Kennedy Jr. gegründet wurde.
Diese Kommission, bestehend aus Vertretern der FDA (Arzneimittel- und Lebensmittelbehörde) und des CDC (Gesundheitsbehörde für Seuchenkontrolle und Prävention), soll die öffentliche Gesundheit in den USA grundlegend neu strukturieren.

Zu den Reformen zählen Gesetze zur Reduktion von Kinder-Fettleibigkeit, eine Neuausrichtung des CDC von Krankheitsbehandlung auf Prävention und Aufklärung, die Einbindung lokaler Landwirte zur Förderung gesunder Ernährung und die Reform der Impfpolitik.
Malone konnte sich dabei ironische Kommentare nicht verkneifen: „Wir haben Programme für alles – außer dafür, Menschen beizubringen, wieder auf sich selbst zu hören.“

Er machte aber gleichzeitig auf das größte Problem aufmerksam: „Wenn es eine Skala gäbe, was fehlt, dann sind es die Basics.“

Das Fundament fehlt – darin waren sich alle einig

Alle Redner auf der MEHA-Konferenz betonten, dass für ein funktionierendes Gesundheitssystem nicht nur Forschung und Finanzierung entscheidend sind, sondern auch Faktoren wie Vertrauen, Aufklärung und Eigenverantwortung.
Mehrere Teilnehmer kritisierten, dass diese Grundlagen in der europäischen Gesundheitspolitik oft zu kurz kämen.
Gerald Hauser brachte es in diesem Sinn gleich zu Beginn der Konferenz auf den Punkt: „Wir reden über Milliardenbudgets, aber kaum jemand redet über gesunde Ernährung, Bewegung und Aufklärung. Das sind die eigentlichen Grundlagen – die Basics –, die Europa verloren hat.“

Die ganze Konferenz können Sie hier auf Deutsch nachsehen: