Meinl-Reisinger bei US-Außenminister Rubio: Was uns das wohl bescheren wird
Auf der Tagesordnung des Treffens stehen die Ukraine, der Nahost-Konflikt sowie transatlantische Handelsfragen. Die USA verfolgt dabei eine klare Linie – Ziel ist eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen.
Einst verspottete ihn US-Präsident Donald Trump als den “kleinen Marco” – seit Jänner amtiert der frühere Senator aus Florida als Außenminister im Kabinett des Republikaners. Der 54-Jährige Marco Rubio ist als Trumps Chefdiplomat auf einer Schlüsselposition und soll dessen “America First”-Devise auf internationalem Parkett durchsetzen. Am Donnerstag empfängt Rubio seine Amtskollegin aus Österreich, Beate Meinl-Reisinger (47, NEOS), im State Department von Washington.
Der Arbeitsbesuch in der US-Hauptstadt dient laut Außenministerium (BMEIA) der Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen den USA und Österreich. Drei Themenschwerpunkte sind geplant: Die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie Wirtschaftsfragen wie der Zollstreit zwischen den USA und der EU.
Rubio steht Trump bei dessen umstrittener Zollpolitik bisher unwidersprochen zur Seite. Die erbittert ausgefochtene Rivalität der beiden Männer liegt einige Jahre zurück, wie die Nachrichtenagentur AFP in einem Porträt anlässlich seines Amtsantritt als Secretary of State skizzierte. Wie viele andere Kabinettsmitglieder sieht Rubio in China den “mächtigsten und gefährlichsten” Widersacher, mit dem die USA jemals konfrontiert gewesen seien.
Harter Kurs gegen China, Iran, Nordkorea, Russland – aber pragmatisch in Ukraine
Er will eine harte Linie gegenüber Peking und warnt vor schwerwiegenden Konsequenzen, sollten die USA nicht entschlossen genug auftreten. So fordert er einen Ausbau des US-Schutzes für Taiwan, um eine “katastrophale Militärintervention” Chinas auf der Insel zu verhindern. Aber auch gegen Trumps Avancen gegenüber der Europäischen Union hat Rubio nichts einzuwenden.
Ebenso wenig wie gegen die aggressive Migrationsrhetorik seines Chefs. Dabei ist der 54-Jährige Sohn kubanischer Einwanderer. Er repräsentiert damit aber auch die gewachsene Zahl von Latinos, die Trump gewählt haben. Er gilt als außenpolitischer Falke, der auch einen harten Kurs gegenüber dem Iran, Nordkorea und Russland fahren will.
Prinzipiell sieht er keinen Sinn darin, die Ukraine im Krieg gegen Russland weiterhin mit Milliardensummen zu unterstützen. Auch wenn Trump nach gescheiterten Vermittlungsversuchen neuerdings wieder Hilfen ankündigte. Die Ukraine habe tapfer gegen Russland gekämpft, befinde sich nun aber in einer “Pattsituation” mit den Invasoren, meint Rubio. Die USA sollten deshalb “Pragmatismus” zeigen statt weiter Waffen zu schicken.
Von Trumps Gegenspieler zum lautstarken Unterstützer
2016 wollte Rubio Präsident werden, doch in den Vorwahlen der Republikaner unterlag er Trump. Damals schlug der Senator ähnlich vulgäre Töne an wie sein Rivale. “Habt ihr seine Hände gesehen? Ihr wisst, was man über Männer mit kleinen Händen sagt”, ließ Rubio damals einen schlechten Witz über Trumps männliche Anatomie vom Stapel. Der konnte darüber nicht lachen und nannte Rubio fortan den “kleinen Marco”.
Doch diese Rivalität ist lange vorbei. Nach Trumps Wahlsieg 2016 wandelte sich Rubio vom Gegenspieler zum lautstarken Unterstützer des Rechtspopulisten – ein Schwenk, der sich für ihn voll ausgezahlt hat.
Rubio galt schon in jungen Jahren als vielversprechender Aufsteiger in der Republikanischen Partei. Zwei Jahre nach seiner Promotion als Jurist begann 1998 seine politische Karriere im Stadtrat von Miami.
Latino, katholisch, Patriot
Im Jahr 2000 zog Rubio mit 28 Jahren ins Repräsentantenhaus von Florida ein, 2007 wurde er dort der erste hispanische Vorsitzende. Mit Unterstützung der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung schaffte er dann den Sprung in den Senat in Washington, dem er seit 2011 angehörte.
Mit seinen 54 Jahren hat Rubio noch immer das Gesicht eines großen Buben. Der Katholik ist mit seiner Jugendliebe Jeanette Dousdebes verheiratet und hat mit ihr vier Kinder.
Rubios Eltern waren 1956 aus Kuba in die USA eingewandert, drei Jahre vor dem Triumph der von Fidel Castro angeführten Revolution. Der Vater arbeitete als Barkeeper, die Mutter als Kassiererin und Zimmermädchen. Erst 1975, vier Jahre nach der Geburt von Marco, erhielten sie den US-Pass.
In seinen Memoiren “An American Son” (Ein amerikanischer Sohn) von 2012 schildert Rubio, wie sein Zigarre rauchender Großvater ihm erzählte, dass die Vereinigten Staaten ein Leuchtfeuer für die Unterdrückten der Welt seien. Seit Anfang 2025 gehört der Enkel dem Kabinett eines Präsidenten an, der die Massenabschiebung von Migranten vor allem aus Lateinamerika in die Wege geleitet hat.
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