Es ist im Grunde eine schöne Idee: Zur Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach zeigte der Hauptsponsor Erste Group einen Werbefilm mit dem Titel #Believeineurope („Glaub an Europa!“). Der KI-generierten Clip zeigt einige Szenen der Geschichte des Kontinents, die die Bank anscheinend für bedeutend hält: Die in den Kampf ziehende französische Nationalheldin Jeanne d´Arc, die den Franzosen im 15. Jahrhundert zum Sieg gegen die Engländer verhalf, die Einführung der Demokratie im antiken Athen durch Kleisthenes (dargestellt als bärtiger Mann in Toga), sowjetische Panzer, die während des Prager Frühlings 1968 anrollten, die Geburt der polnischen Streikbewegung Solidarność oder den Fall der Berliner Mauer 1989.

Mithilfe von KI erstellt: Die Einführung der Demokratie in Athen durch Kleisthenes.IMAGO/YouTube / Erste Group

Historisches Ereignis aus Ungarn: Firma wählt Pride-Parade

So weit, so harmlos. In die Szenen mischen sich jedoch auch Bilder der Budapester „Pride Parade“. Das originale YouTube-Video ist mittlerweile nicht mehr aufrufbar.

Verschiedenen Medienberichten zufolge war eine junge Frau zu sehen, die eine Regenbogenfahne unter ihrem Mantel versteckt. Einige Szenen später reckt sie die Flagge voll Stolz in die Höhe. Zur Musik der EU-Hymne wird gezeigt, wie es in Polen zum Regimewechsel kommt und die Tschechoslowaken gegen die Sowjets aufbegehren. „Dieser Kontinent wurde nicht auf mangelndem Selbstvertrauen aufgebaut“, liest man auf dem Bildschirm, laut dem ungarischen Medienportal 24.hu. Kurz danach werden Pride-Demonstranten gezeigt, die über die Kettenbrücke in Budapest ziehen.

Dass die Erste Group gerade die ungarische Pride-Parade für den Clip auswählt, die noch dazu von der Regierung offiziell verboten wurde, lässt die Frage aufkommen: Ist die „Pride-Parade“ für das Bank-Unternehmen etwa das wichtigste Ereignis der ungarischen Geschichte?

Die Pride-Szenen dürften für Empörung gesorgt haben: Auf Wunsch der Tochtergesellschaft Erste Bank Ungarn wurden die Pride-Szenen entfernt. „Da wir die Bitte der Erste Bank Hungary verstehen und respektieren, werden wir jene Teile, die nicht für alle Ungarn die gleiche Bedeutung haben und die besser durch andere historische Ereignisse in Ungarn hätten dargestellt werden können, ersetzen“, heißt es in einer Stellungnahme der Ersten Group an 24.hu. Stattessen wurden Eindrücke des ungarischen Aufstands gegen die Rote Armee im Jahr 1956 in den Werbeclip eingefügt.