Der Druck war massiv, die Empörung groß – doch Harald Mahrer bleibt. Nach einem Krisengipfel stellte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) die Vertrauensfrage und erhielt klare Unterstützung aus den Reihen der Kammer-Spitzen und Landesorganisationen. Rücktritt als Kammerchef? Fehlanzeige. Nur seinen Posten in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) legt der 52-Jährige nieder.

„Es war mir eine große Ehre und Freude“, erklärte Mahrer nach dem Krisentreffen, kündigte aber zugleich an: „Manche, die geglaubt haben, dass ich jetzt leiser werde, muss ich enttäuschen. Ich werde weiter laut bleiben.“

Sein Rückzug aus der Nationalbank solle „geordnet“ erfolgen – eine „saubere Übergabe“ sei ihm wichtig, sagte Mahrer. Der Rückhalt in der WKO bleibe „eindeutig und positiv“.

Doppelbezüge sorgen für Empörung

Ausgelöst wurde der Eklat durch Mahrers Einkommenskonstruktion: Als Präsident der Wirtschaftskammer, des Wirtschaftsbundes und der OeNB summieren sich seine Bezüge auf 28.500 Euro brutto im Monat, also knapp 270.000 Euro jährlich. „Ja, das ist viel Geld“, räumte Mahrer ein, „aber das ist auch sehr viel Verantwortung und persönliche Haftung.“

Im internationalen Vergleich fällt die Summe üppig aus: Mahrer verdient rund 45.000 Euro mehr als der Bürgermeister von New York, der bei 8,5 Millionen Einwohnern mit etwa 224.000 Euro jährlich auskommt.

Prunkvolle Kammer, satte Gehälter

Die Wirtschaftskammer gerät damit zunehmend unter Druck. Denn während Betriebe ihre Zwangsmitgliedsbeiträge zahlen müssen – ob sie wollen oder nicht –, fließen im „vergoldeten Kolosseum“ der Kammer großzügige Bezüge.

Als WKO-Präsident erhält Mahrer monatlich 15.158 Euro, dazu kommen rund 88.000 Euro jährlich von der Nationalbank. In Summe also ein Einkommen, das von Zwangsmitgliedern finanziert wird, denen die Kammer regelmäßig „Lohnzurückhaltung“ predigt.

Ein Krone-Kommentator nannte ihn deshalb augenzwinkernd den „Kasperl der Woche“ – eine Anspielung auf Mahrers Sammelleidenschaft für Ämter. Er sammle Funktionen so wie andere Briefmarken oder Keramik-Elefanten – ein Fall fürs Guinness-Buch der Rekorde der Posten-Häufler.

Gehaltssprünge als weiterer Zündstoff

Mahrer betont zwar, er nehme die Kritik ernst und wolle eine „Fehlerkultur“ leben, verteidigt aber zugleich seine Bezüge und sein Modell: Verantwortung müsse „entsprechend abgegolten“ werden.

Doch die Kritik beschränkt sich nicht nur auf Mahrers Person. Einige Landespräsidenten verzeichneten Gehaltszuwächse von 40, 50 oder sogar 60 Prozent. Spitzenfunktionäre erhielten Erhöhungen deutlich über der Inflation.

Für die Mitarbeiter war ursprünglich eine 4,2-prozentige Erhöhung geplant. Nach der öffentlichen Empörung verschob Mahrer sie ins zweite Halbjahr – was den Ausgangswert fürs Folgejahr dennoch erhöht. Zunächst hatte er bahauptet, die Erhöhung um die Hälfte zu reduzieren, was sich als Irreführung herausstellte. Nun will Mahrer ein neues System der Gehaltsanpassung entwickeln. Eine Senkung der Kammerumlage lehnte Mahrer entschieden ab.

Der Rechnungshof soll nun genau hinsehen: Die Mehrfachbezüge und deren Zusammensetzung sollen auf Rechtmäßigkeit und Angemessenheit überprüft werden.

Image wackelt, Macht bleibt – vorerst

Mit seinem Rückzug aus der Nationalbank verliert Mahrer zwar einen prestigeträchtigen Posten, aber noch nicht seinen Einfluss. Innerhalb der Wirtschaftskammer ist er angeschlagen, bleibt aber vorerst der starke Mann.

Doch der Gagen-Eklat vor allem in der breiten Öffentlichkeit Spuren hinterlassen: Dem WKO-Chef haftet nun das Image des Großverdieners mit Machtanspruch an. Und die Kritik am System der Zwangsmitgliedschaft in der WKO bekommt durch den Fall neuen Auftrieb – während Mahrer verspricht, „weiter laut“ zu bleiben.