Was bislang oft hinter Klassenzimmertüren diskutiert wurde, rückt nun ins Zentrum der Sicherheitspolitik. Auch die Krone berichtete zuletzt intensiv über die wachsenden Sorgen an Schulen. Jetzt reagiert die Bundesregierung mit einem umfassenden Maßnahmenpaket. Künftig sollen Lehrer, Schüler, Eltern und Polizei enger zusammenarbeiten, um Bedrohungen früher zu erkennen und Gewalt zu verhindern.

Politik zieht nun Konsequenzen

Der Amoklauf an einer Grazer Schule, bei dem elf Menschen getötet wurden, hat Österreich tief erschüttert. Als unmittelbare Reaktion darauf wurde das Waffengesetz verschärft. Doch damit soll es nicht getan sein. Nun bereitet die Bundesregierung ein umfassendes Sicherheitspaket für Schulen vor, das den Schwerpunkt auf Prävention, Früherkennung und die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten legt.

Im Zentrum stehen Schulungen für Lehrkräfte und Schüler, Notfallübungen sowie die Überprüfung bestehender Sicherheits- und Zugangskonzepte. Das Ziel besteht darin, Schulen besser auf mögliche Bedrohungslagen vorzubereiten und gleichzeitig Radikalisierung frühzeitig zu verhindern.

Extremisten zielen verstärkt auf Mädchen ab

Besonders alarmierend sind die neuen Erkenntnisse des Innenministeriums. Demnach rücken Mädchen zunehmend in den Fokus extremistischer Agitation, wie aktuelle Daten und Erfahrungen aus Schulen zeigen. Diese Entwicklung hat eine deutliche Verstärkung der Radikalisierungs- und Extremismusprävention in enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium zur Folge.

Geplant sind Workshops an Schulen und im außerschulischen Bereich. Sie sollen Gewalt vorbeugen und die Resilienz junger Menschen gegenüber extremistischen Ideologien stärken. Zusätzlich ist aufsuchende extremismuspräventive Jugendarbeit im Rahmen der Sekundär- und Tertiärprävention vorgesehen. Auch im digitalen Raum plant das Innenministerium eigene Maßnahmen, um extremistischer Einflussnahme entgegenzutreten.

Der für den Verfassungsschutz zuständige Staatssekretär Jörg Leichtfried unterstreicht die Schlüsselrolle der Pädagoginnen und Pädagogen: „Gut ausgebildete Lehrkräfte sind unser stärkstes Frühwarnsystem. Wir geben ihnen Werkzeuge an die Hand, um extremistische Strömungen frühzeitig zu erkennen. In enger Zusammenarbeit mit den Schulen, Psychologen und der Kriminalprävention sorgen wir für niederschwellige Meldewege und rasche Hilfe.“

Mehr Sicherheit im Schulalltag: Konzepte und Übungen

Neben Prävention setzt das Paket auch auf konkrete Sicherheitsmaßnahmen. Schulen sollen dabei unterstützt werden, ihre bestehenden Sicherheitskonzepte zu überprüfen und diese bei Bedarf zu optimieren. Außerdem wird in Notfallübungen und praxisnahe Verhaltensleitfäden für alle relevanten Personen im Schulbetrieb investiert.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Zugangskonzepten. Diese sollen gemeinsam mit der Polizei überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Damit soll sichergestellt werden, dass unbefugte Personen möglichst keinen Zugang zu Schulgebäuden erhalten.

Ab dem kommenden Schuljahr sind zudem österreichweite Sicherheitsschulungen für Lehrkräfte geplant. Laut dem vor Weihnachten verabschiedeten Ministerratsvortrag wird auch die Gewaltprävention weiter ausgebaut. Ein zentrales Stichwort dabei ist Früherkennung. Auffällige Entwicklungen sollen schneller erkannt und gemeldet werden.

Eltern stärker einbinden, Austausch verbessern

Die Analyse der Bundesregierung zeigt zudem, dass die Verantwortung für Sicherheit nicht allein bei den Schulen liegt. Künftig sollen Eltern stärker eingebunden werden. Auch der Datenaustausch zwischen den beteiligten Institutionen muss verbessert werden, um rasch reagieren zu können.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) betont die gemeinsame Verantwortung: „Sicherheit an unseren Bildungseinrichtungen ist kein statischer Zustand, sondern ein gemeinsamer, dynamischer Prozess. Mit den jetzt gesetzten Maßnahmen verstärken wir die Zusammenarbeit von Schule, Polizei und allen relevanten Partnern, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und konsequent zu handeln.“