Nach Pipeline-Angriff: Selenskyj kichert – Ungarns Öl-Lebensader brennt
Die Druschba-Pipeline steht still: Budapest tobt, Bratislava warnt, Selenskyj kichert – und Brüssel schweigt. Nach ukrainischen Drohnenangriffen auf die Pumpstation Unecha (Region Brjansk) kam der wichtige Ölfluss nach Ungarn und in die Slowakei zeitweise zum Erliegen.
„Haben wir nun mehr Druck auf Orban?“, fragte eine ukrainische Journalistin. Selenskyj konnte sich sein Lachen nicht verkneifen.APA/AFP/Tobias SCHWARZ
Er grinste – und kicherte. Mitten in der Pipeline-Krise um die Energieversorgung der Slowakei und Ungarns konnte Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz am 24. August sein Lachen nicht zurückhalten.
Auf die Frage einer ukrainischen Journalistin zu den Drohnenangriffen auf die russische Druschba-Leitung folgten Kichern, kurzes Grinsen und dann die Botschaft: „Wir haben die Freundschaft zwischen der Ukraine und Ungarn immer unterstützt – und nun hängt die Existenz dieser Freundschaft von Ungarns Position ab.“
🤭 Zelensky, barely holding back laughter, commented on the strikes on the “Druzhba” oil pipeline
— NEXTA (@nexta_tv) August 24, 2025
“We have always supported friendship between Ukraine and Hungary. Now the existence of this friendship depends on Hungary’s position”🇭🇺
This was his reply to the question of… pic.twitter.com/5Ti3WhRVMA
Auch die Frage der Journalistin ließ nicht an Deutlichkeit zu wünschen übrig: „Haben wir nach den Angriffen auf die Druzhba-Pipeline und dem Gespräch mit Donald Trump größeren Einfluss auf Viktor Orbán – insbesondere hinsichtlich der Aufhebung des Vetos gegen die Öffnung der Verhandlungscluster?“ Gemeint: die EU-Beitrittsgespräche für die Ukraine, die Ungarn blockiert.
.@ZelenskyyUa used Ukraine’s national holiday to threaten Hungary. We firmly reject the Ukrainian President’s intimidation.
— Péter Szijjártó (@FM_Szijjarto) August 24, 2025
We regard sovereignty and territorial integrity as fundamental values of international politics. That is why we respect every country’s sovereignty and… pic.twitter.com/oUsgKNgqcV
Drei Angriffe in zwei Wochen
Am 13., 21. und 22. August trafen ukrainische Drohnen die wichtige Unecha-Pumpstation in der Region Brjansk, dazwischen eine Anlage bei Nikolskoye (Tambow). Die Folge: Öllieferungen nach Ungarn und die Slowakei wurden mehrfach gestoppt, liefen kurz wieder an – und fielen erneut aus. Für Budapest und Bratislava geht es um die Versorgungsader schlechthin: Druschba (deutsch: „Freundschaft“).
🇺🇦🇷🇺🇺🇸🇪🇺
— 𝐀𝐧𝐧𝐚 𝐊𝐎𝐌𝐒𝐀 | 🇪🇺🇫🇷🇵🇱🇺🇦 (@tweet4Anna_NAFO) August 24, 2025
🔥Ukraine is stepping up attacks on Russian energy - and it’s working.
Russia's economy is in a meltdown.
🧵1/26 ⤵️ pic.twitter.com/QL4V2v21v1
Ungarns Zorn – Slowakeis Warnung
Ungarns Außenminister Péter Szijjártó sprach von einem „Angriff auf unsere Energiesicherheit“ und einem Versuch, sein Land „in den Krieg hineinzuziehen“. Er bekräftigt: „Wir werden weiterhin die Bemühungen um Frieden unterstützen und unsere nationalen Interessen mit aller Kraft verteidigen.“
Last night the Druzhba pipeline was attacked again for the 3rd time in a short period, cutting off oil deliveries to Hungary. This is a clear attack on our energy security & another attempt to drag us into the war. It will not succeed! We stand for peace & our national interests.
— Péter Szijjártó (@FM_Szijjarto) August 22, 2025
Fidesz-Sprecher Balázs Németh legte nach: Dies sei „Erpressung“ – ein Druckmittel gegen Ungarns kritische Haltung zum EU-Beitritt der Ukraine. Er ergänzte in den sozialen Medien: „Natürlich schweigt Brüssel. Jeder, der Augen hat, sieht, dass Selenskyj und seine Freunde in Brüssel den Krieg verloren haben. Die Ukraine liegt in Trümmern, mehr als eine Million (!) Menschen sind gestorben, etwa 20 Prozent des Staatsgebiets befinden sich in russischer Hand, mindestens die Hälfte der Bevölkerung ist geflohen, und das Geld der Europäischen Union wurde in dreieinhalb Jahren verbrannt.“ Kurz: „Keine Menschen, keine Waffen, kein Geld, um den Krieg zu wenden.“
🇺🇦🇪🇺🇺🇸🇷🇺
— 𝐀𝐧𝐧𝐚 𝐊𝐎𝐌𝐒𝐀 | 🇪🇺🇫🇷🇵🇱🇺🇦 (@tweet4Anna_NAFO) August 11, 2025
🔥🔥As Trump is being fooled by Putin and Russia tries to fix its refineries, Ukraine has launched a new wave of strikes.
🧵 1/18 pic.twitter.com/qMBMfA77Zr
Auch die Slowakei übte Kritik: Außenminister Juraj Blanár warnte, die Schläge schadeten letztlich auch Kiew – rund 10 Prozent des ukrainischen Dieselbedarfs stamme aus der slowakischen Slovnaft-Raffinerie.
After yet another Ukrainian attack on the Druzhba oil pipeline, we discussed the consequences with Russian Deputy Minister Pavel Sorokin.
— Péter Szijjártó (@FM_Szijjarto) August 22, 2025
This strike is even more serious than the previous ones, as Ukraine used not only drones but also rockets.
My Russian counterpart assured me…
EU schweigt – trotz „Tabuzone“
Budapest und Bratislava beschwerten sich schriftlich in Brüssel. Brisant: Die EU hatte Energieanlagen im Jänner zur „Unantastbaren Tabuzone“ erklärt. Eine Reaktion der Kommission steht vorerst aus. Hinter den Kulissen wird auf Ersatzrouten über Kroatien verwiesen.
Together with Slovak FM Juraj Blanár, we sent a letter to HRVP @kajakallas and Energy Commissioner @DanJoergensen demanding that the @EU_Commission finally act against Ukraine’s repeated attacks on the Druzhba oil pipeline.
— Péter Szijjártó (@FM_Szijjarto) August 22, 2025
In just a few weeks, this vital pipeline has been… pic.twitter.com/otxrxdzO6U
Ungarn setzt weiter auf russisches Öl
Anders als viele EU-Staaten setzt Ungarn weiter auf russisches Öl. Laut Branchenangaben flossen 2024/25 täglich rund 95.000 Barrel über die „Freundschafts“-Pipeline ins Land. Schon im März hatte ein Angriff den Fluss kurz zum Erliegen gebracht.
Videos der brennenden Pumpstationen im russischen Brjansk gingen unterdessen viral – ebenso das vielgeteilte Lachen des ukrainischen Präsidenten. Für Budapest und Bratislava kein Grund zur Heiterkeit: Statt „Freundschaft“ sehen sie ihre Lebensader in Gefahr – und erhöhen den Druck auf Selenskyj.
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