Der Rücktritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist offiziell eingeleitet. Der Austritt wird am 22. Januar 2026 wirksam. Nun hat auch die an der italienischen Regierung beteiligte Partei Lega den Rückzug ihres Landes aus der WHO gefordert. Die rechte Partei von Vize-Regierungschef Matteo Salvini brachte bereits vergangene Woche ein entsprechendes Gesetzesvorhaben in den Senat ein.

Vor dem Hintergrund des angekündigten US-Austritts aus der WHO hat die italienische Online-Zeitung für wirtschaftlich-finanzielle Themen „money.it“ eine Umfrage durchgeführt. Wie aus den Ergebnissen hervorgeht, sollte Italien nach Ansicht von 66 Prozent der Befragten ebenfalls aus der WHO austreten. Die Online-Zeitung weist jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse keinen wissenschaftlichen Wert haben, da die Umfrage nicht auf Stichprobenbasis durchgeführt wurde.

Der stellvertretender Ministerpräsident von Italien Matteo Salvini (Lega).IMAGO/Avalon.red

Senator: Italien zahlt jährlich 100 Mio. Euro

Lega-Senator Claudio Borghi begründete den Vorschlag zum Rückzug aus der WHO damit, dass internationale Organisationen zu viel Macht hätten und zu viele Mittel verschlingen würden. Italien zahle jährlich 100 Millionen Euro an die WHO. „Ich bin überzeugt, dass dieses Geld besser in das nationale Gesundheitssystem oder für Kooperationsprojekte mit den USA investiert werden könnte“, sagte Borghi.

In diesem Zusammenhang äußerte sich auch Vize-Regierungschef und Lega-Vorsitzender Matteo Salvini. Er teilte die Umfrage auf der Nachrichtenplattform X und betonte, dass die Lega mit ihrem Anliegen nicht allein sei. Zudem forderte er, die finanziellen Mittel der WHO stattdessen für die Verbesserung der italienischen Gesundheitsinfrastruktur – einschließlich Krankenhäusern und medizinischem Personal – zu verwenden. „Der Kampf der Lega geht weiter“, so Salvini.

Arzt: „WHO ist ein verrottetes System“

Lega-Senator Claudio Borghi erklärte auf einer Pressekonferenz, dass ein Drittel des jährlichen WHO-Budgets für die Gehälter der Mitarbeiter aufgewendet werde. Diese summierten sich auf eine Milliarde Dollar, so Borghi. Er fügte hinzu: „Das durchschnittliche Gehalt eines WHO-Mitarbeiters beträgt fast 150.000 Euro – und das völlig steuerfrei.“ Allein die jährlichen Reisekosten beliefen sich auf 160 Millionen Dollar. „Und wir sollen diese Leute finanzieren?“, fragte Borghi angesichts der hohen Gehälter. „Machen wir es wie die USA und steigen aus der WHO aus. Das Geld kann viel besser eingesetzt werden“, so Borghi weiter.

Der italienische Chirurg Roy de Vita nahm in der Sendung „Fuori dal coro“ kein Blatt vor den Mund, als es um die WHO ging. Auf die Frage, ob die Organisation für Italien unverzichtbar sei, antwortete er: „Diejenigen, die behaupten, die WHO sei unverzichtbar, wissen entweder nichts über sie oder handeln in böser Absicht.“ De Vita bezeichnete die WHO als ein „verrottetes System“, das komplett neu überdacht werden müsse.

Italiens Gesundheitsminister widerspricht

Der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci hat den Forderungen der Lega jedoch widersprochen: „Ein Austritt aus der WHO ist im Regierungsprogramm nicht vorgesehen.“ Giorgia Meloni äußerte sich dazu nicht. Die Lega kündigte zwar eine parlamentarische Initiative an, um Italiens Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation zu fordern, doch es wirkt eher wie ein Versuch, zusätzliche Stimmen zu gewinnen.

Die Umfrage spricht jedoch für sich: Nach der Corona-Krise vertrauen viele Italiener der WHO nicht mehr. Ob die Regierung denselben Weg wie US-Präsident Donald Trump einschlägt, bleibt vorerst offen.

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