Neue Islam-Zentrale in Wien zum Schutz vor „unislamischen Einflüssen“
Mit der Eröffnung der neuen Zentrale der Islamischen Föderation in Wien (IFW) im 10. Bezirk wächst die Kritik am Einfluss des politischen Islam. Politiker fordern strenge Kontrollen der Lehrinhalte.
Die Islamische Föderation Wien (IFW) hat vergangene Woche im Beisein des türkischen Botschafters im ehemaligen Generali-Haus am Reumannplatz ihre neue Zentrale eröffnet, berichten das Tagesjournal Avusturya Günlügü und die Kronen Zeitung. Damit sei die Verwaltung samt Bildungsorganisationen und Versammlungsräume von der Rauchfangkehrergasse im 15. Bezirk in den 10. Bezirk übersiedelt. IFW-Präsident Mehmet Arslan gab an, dass das ehemalige Zentrum im 15. Bezirk in ein islamisches Realgymnasium umgewandelt werde. Soweit der Bericht aus der Kronen Zeitung, andere Infos über den Umzug gibt es nicht, auch nicht auf den Seiten des IFW, die immer noch die Rauchfangkehrergasse im 15. Bezirk im Impressum angegeben haben. Dafür findet man auf der Homepage der Islamischen Föderation Wien sehr detailliert eine Beschreibung des Vereins samt Tätigkeitsbereiche und Aufgabenbereiche. Demnach ist der Verein vor vierzig Jahren gegründet worden, zählt derzeit 10.800 aktive Mitgliedern in Wien und Umgebung und hat zum Ziel „die Vermittlung und Pflege des islamischen Glaubens und seine Verwirklichung in allen sozialen Bezügen”.
Gleich zu Beginn findet man auf der Homepage eine umfassende Eigendefinition: „Die Hauptquellen des Islamverständnisses der IFW sind der Koran und die Sunna. Der Islam ist eine Religion, die viel mehr ist als die Abhaltung von Gottesdiensten in der Moschee. Sie erinnert die Gläubigen an ihre Verantwortung für ethische Werte in allen gesellschaftlichen und individuellen Lebensbereichen. Den Islam zu leben bedeutet für die IFW, unabhängig von geographischen Grenzen und traditionellen Kulturräumen, das Leben in allen Belangen an den Maßstäben des Korans und der Sunna des Propheten auszurichten.”
Wie sehr für die IFW „das Leben in allen Belangen an den Maßstäben des Korans” ausgerichtet wird, erklärt eine weitere Recherche. Laut der Islamlandkarte ist die Islamische Föderation (IF) die Österreich-Sektion der türkischen Milli-Görüş-Bewegung. Zwei Organisationen, die man gesondert näher betrachten sollte. Die Föderation Islamischer Organisationen in Europa ist laut Wikipedia eine Dachorganisation islamischer Organisationen aus europäischen Staaten, die der internationalen Bewegung der Muslimbruderschaft zugerechnet wird. Daher verwundert es wenig, dass die Föderation Islamischer Organisationen in Europa bereits im Jahr 2014 von den Arabischen Emiraten als islamische Terrorismus-Organisation eingestuft wurde.
Auch die Milli Görüş-Bewegung ist schwer umstritten. Ursprünglich als Bewegung gegründet, die Türkei in einen islamischen Staat zu verwandeln, verfolgt Milli Görüş schon seit Jahren auch in Europa das Ziel der Islamisierung und wird oft als „anti-integrativ“ kritisiert. Laut einer Untersuchung des Historikers Heiko Heinisch im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds übt die Millî Görüş-Moschee den stärksten negativen Einfluss auf den Integrationsprozess aus, indem sie die Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft, islamische Überlegenheit und einen Weltherrschaftsanspruch, der notfalls auch gewaltsam durchgesetzt werden soll, propagiert. Im deutschen Baden-Württemberg beobachtet der Verfassungsschutz Milli-Görüs und gibt an, die Bewegung will die westliche „Ordnung des Unrechts“ durch eine islamische „Gerechte Ordnung“ ersetzen.
Politik muss dringend handeln
In Österreich warnte bereits 2021 die Dokumentationsstelle Politischer Islam vor Millî Görüş, da die Bewegung bestrebt sei, ein paralleles Bildungssystem zu etablieren, um so einen Schutz vor unislamischen Einflüssen zu haben. Damals waren 48 Bildungseinrichtungen von Millî Görüş in Österreich bekannt, Tendenz natürlich steigend. Die IFW setzt bekennend massiv auf Bildung, besonders bei Frauen und Jugendlichen.
Allzu streng wird von der Stadt Wien allerdings nicht kontrolliert, was genau denn in diesen Bildungseinrichtungen und Moscheen unterrichtet wird, um Muslime in Wien „vor unislamischen Einflüssen” zu schützen – auch nicht in der neuen Zentrale am Reumannplatz oder dem geplanten islamisches Realgymnasium in der Rauchfangkehrergasse.
Kritik kommt aus der Politik: „Wir erwarten uns nun die sofortige Offenlegung und laufende Kontrolle der Lehrinhalte in diesem Bildungszentrum“, erklären der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer und die Integrationssprecherin der Wiener Volkspartei Caroline Hungerländer gegenüber exxpress. Darüber hinaus brauche es laut Wiener Volkspartei auch generell eine enge Zusammenarbeit der Stadt Wien mit der Dokumentationsstelle Politischer Islam und eine laufende Überprüfung aller geförderten Vereine und Akteure auf Verbindungen zu Organisationen des politischen Islams.
Ob eine dieser Forderungen von der rot-pinken Stadtregierung tatsächlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Die Zeit zu handeln, werde allerdings laut dem Islamkritiker Ahmad Mansour immer knapper. „Ich merke eine massive Verunsicherung in der Bevölkerung, die subjektive Sicherheit ist kaum vorhanden, die Ängste der Menschen sind real”, erklärte der arabische Israeli bei einem Vortrag in Wien Mitte Oktober. Alles über den Vortrag von Ahmad Mansour lesen Sie hier.
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