Neue Plagiatsvorwürfe gegen Niki Popper: In Doktorarbeit von Wikipedia abgekupfert
Der bekannte Corona- und Simulationsforscher Niki Popper nimmt es mit wissenschaftlichen Standards anscheinend nicht so genau. Nicht nur in seiner Diplomarbeit hat er offenkundig ganze Seiten abgeschrieben, sondern auch in seiner Dissertation. „Die Arbeit hätte so nie angenommen werden dürfen“, sagt Plagiatsforscher Stefan Weber.
Mit Niki Poppers Diplomarbeit hat sich der Sprachwissenschaftler Stefan Weber bereits befasst – der eXXpress berichtete. Nun hat er sich auch dessen Dissertation vorgeknöpft und seine bisherigen Ergebnisse dazu veröffentlicht. Er spricht auf seinem Blog von „Plagiatsarchäologie in der Dissertation von Niki Popper: Wie durch Plagiieren von Wikipedia Unsinn übernommen wird“.
Mehrere massive Vorwürfe erhebt der bekannte Plagiatsforscher. Ganz besonders schwerwiegend ist dabei: „Die Arbeit hätte so nie angenommen werden dürfen“. Sie wurde im Mai 2015 an der TU Wien eingereicht, als bereits die neuen Bestimmungen zu Plagiaten im Universitätsgesetz (§ 19 und § 51) in Kraft waren. Niki Popper hat auf Twitter bereits reagiert, ohne den Plagiatsverdacht allerdings zu entkräften.
„Popper dürfte Luhmann nie im Original gelesen haben“
Besonders bemerkenswert sind die Plagiate aus Wikipedia – konkret von einem Wikipedia-Beitrag (Stand Mai 2015) zum deutschen Soziologen Niklas Luhmann. Wörtliche, aber nicht gekennzeichnete Zitate aus Wikipedia sind verboten, unterstreicht Stefan Weber, der darüber hinaus offensichtlich Luhmann-Kenner ist. Er konstatiert: „Popper dürfte Luhmann nie im Original gelesen, geschweige denn verstanden haben.“
Weber zeigt das etwa am Beispiel des Begriffs „Autopoiesis“, der bei Wikipedia und ebenso Popper falsch erklärt wird. Insgesamt sind es sieben Text-Fragmente, die Niki Popper zu 100 Prozent von Wikipedia übernommen hat.
Wort-für-Wort-Übernahmen aus Wikipedia
Auf Twitter behauptet Popper: „Dass ich den Textteil so wie er dasteht aus Wiki übernommen habe ist unkorrekt“. Wie das zu verstehen ist, kann er gegenüber dem eXXpress aber nicht erklären. Immerhin liegen zahlreiche Textübereinstimmungen mit Wikipedia vor.
Dass ich den Textteil so wie er dasteht aus Wiki übernommen habe ist unkorrekt, dass ich mich mit Soziologie nicht auskenne gebe ich zu. Ich verspreche ich werde mich diesbez. nicht mehr überschätzen und nett gemeinte Links, die die Arbeit bereichern sollten, weglassen. 7/10
— Niki Popper (@niki_popper) January 13, 2023
Wir bringen hier nur drei von sieben Beispielen. Alle gekennzeichneten Text-Passagen sind eins zu eins – wortwörtlich – von Wikipedia übernommen.
Die Plagiate stammen aus dem Theorieteil der Arbeit, denn Doktorarbeiten müssen auch einen Theorieteil haben. Für Stefan Weber entsteht folgender Eindruck: „Hier wurde wohl krampfhaft ein Theorieteil den Simulationen übergestülpt.“
Ebenso von Paper und anderer Dissertation seitenweise abgeschrieben
Popper hat nicht nur von Wikipedia abgeschrieben, sondern laut Weber auch von zwei weiteren Textquellen ganze Absätze 1:1 hineinkopiert, und zwar seitenweise, ohne diese zu kennzeichnen (also mit Anführungszeichen und Fußnote). Dass man Zitate kenntlich zu machen hat, dürfte Popper indes bekannt sein. Bei anderen Texten war er nämlich sogar überdeutlich, und hat hier Zitate durch doppelte Anführungszeichen und kursive Schreibweise hervorgehoben.
Darauf verzichtet hat der Corona-Simulationsforscher aber bei einem Paper. Diese ungekennzeichneten Übernahmen sind ebenfalls verboten, sagt Stefan Weber. „Fragwürdig“ seien solche nicht gekennzeichneten Zitate aus einer Dissertation, Poppers dritter Textquelle. Sowohl vom Paper, als auch von der anderen Doktorarbeit hat Popper einfach seitenweise angeschrieben „inklusive mehrerer Übernahmen von dort zitierter Literatur“.
„Ob Plagiat vorliegt, müssen Andere entscheiden“
Niki Popper versorgte Ex-Gesundheitsminister Anschober in etwa ein Jahr lang mit neuen Corona-Simulationen, die dieser dann auch der Öffentlichkeit präsentierte. Bisher hat er nur auf Twitter auf die Vorwürfe reagiert. Ziel der Arbeit sei es gewesen, neu entwickelte Modelle „in diesem Feld zu erklären unter Nutzung anderer Felder. Es war keine Intention, fremde Arbeit als meine auszugeben“, sagt er. Ebenso gibt er zu: „Aber: die Frage, ob ein Plagiat vorliegt, müssen andere fällen. Steht mir nicht zu.“
Es entsteht der Eindruck: Popper ging es im Kern um ein mathematisches Modell. Für die Dissertation benötigte er auch einen Theorie- und Definitionsteil, und für die hat er ausgiebig plagiiert, ohne die rechtlichen und wissenschaftlichen Vorgaben für Plagiate zu beachten.
So sieht es auch Stefan Weber. Gegenüber dem eXXpress unterstreicht er: „Es entsteht der Eindruck, als wären Theorie- und Definitionsteil eher widerwillig den übrigen Texten vorgeschaltet worden. Sollte man eventuell dann auf das Format Doktorarbeit in diesem Fach ganz verzichten?“
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