„Ich bin nicht der Landeshauptmann für alle. Wenn jemand bei uns kriminell wird, wenn sich jemand bei uns nicht an die Regeln hält und glaubt, er kann sich an Frauen vergreifen oder sonstiges, dann bin ich der Letzte, der den vertreten möchte. Das sage ich ganz ehrlich.“

Mario Kunasek ist der neue steirische Landeshauptmann. Trotz mehrerer Finanzskandale in jüngster Vergangenheit und vielen FPÖ-Wahlniederlagen – vor ungefähr 20 Jahren flog die Partei aus dem Landtag – schaffte es Kunasek, die Blauen an die Spitze der Regierung zu bringen.

„Die Menschen beschäftigen ganz andere Themen“

Im Interview mit der „Krone“ spricht „Super Mario“ – so lautet der Spitzname des FPÖ-Chefs – über den nun härteren Kurs gegenüber Asylbewerbern und das geplante Genderverbot für Landesbeamte: „Ich bin für all jene da, die sich in den letzten Jahren vielleicht nicht mehr gerecht behandelt gefühlt haben. Denn ob eine Gender-Schreibweise das Leben vieler Steirer wirklich positiv verändert, das soll jeder selbst bewerten. Ich glaube es nicht. Die Menschen beschäftigen ganz andere Themen: Wie sie eine Arbeit finden, ordentlich bezahlt werden, sich die Wohnung leisten können. Wie Unternehmer und Landwirte auch wieder Unternehmer und Landwirte sein können und nicht Bittsteller“.

Religiöse Symbole wie das Kopftuch haben in einer neutralen Landesverwaltung keinen Platz, sagt Kunasek mit Blick auf das Kopftuchverbot, dass die neue Regierung umsetzen möchte.

Gegen Missbrauch der Sozialsysteme vorgehen

Auch gegen den Missbrauch von Sozialunterstützung will die FPÖ/ÖVP-Koalition vorgehen. Das Ziel sei, so der neue Landeshauptmann, Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. Es ginge ihm dabei vor allem um jene, die nach Österreich kommen und hier, ohne zu arbeiten, sehr gut leben können. „Ich gebe ein Beispiel: Asylberechtigt, drei Kinder, 3, 6 und 9 Jahre, 3360 Euro netto im Monat. Da fragen sich dann schon viele Eltern, die arbeiten gehen müssen, ob das noch gerecht ist, weil sie weit weniger bekommen. Genau darum geht es“, erklärt Kunasek.

Was der erste blaue Landeshauptmann der Steiermark vergangenen Donnerstag bei seiner Angelobung mit Bundespräsident Alexander van der Bellen besprochen hatte, will er in dem Interview nicht preisgeben. So viel verrät er aber: Bundespolitik sei kein Thema gewesen. Mit Blick auf die zähen Koalitionsverhandlungen im Bund hat es sich der Steiermark-Chef allerdings nicht nehmen lassen, zu betonen, „wie dringend auch die Länder eine funktionierende Bundesregierung brauchen, weil endlich was weitergehen muss. Wir haben alle unsere Nöte und dafür braucht es ein funktionierendes Gefüge“.

Politisches Vorbild: Jörg Haider

Der ehemalige Stabswachtsmeister und Verteidigungsminister in der Kurz/Strache-Regierung spielt mit einem Augenzwinkern darauf an, dass er eventuell mit Van der Bellen eine Tschick geraucht habe („Auf alle Fälle haben wir das gleiche Laster.“).

Den ersten FPÖ-Landeschef in der Geschichte Österreichs, Jörg Haider, habe Kunasek nie persönlich kennen gelernt. Er erinnere sich aber daran, wie er Haider als Zehnjähriger im Fernsehen gesehen hatte. Kunasek erzählt: „Er war natürlich später schon ein politisches Vorbild, jung, sportlich, eloquent, gescheit. Ausgestattet mit einer besonderen Ausstrahlung. Er hat sich Namen und Details gemerkt und konnte das bei Begegnungen jederzeit abrufen.“ Diese Gabe besitze der Ehemann und Vater von einem Sohn nicht. „Ich muss mir immer Eselsbrücken bauen“, gesteht Mario Kunasek.