In einem einzigen Boot sind 231 Migranten aus Afrika auf der Kanareninsel Gran Canaria angekommen. Laut dem staatlichen Fernsehsender “RTVE”, der sich auf Aussagen von Vertretern des Roten Kreuzes stützt, handelt es sich um das größte Migrantenboot, das jemals auf der drittgrößten Insel des zu Spanien gehörenden Atlantik-Archipels angekommen ist.

Der spanische Notdienst berichtete, dass das Boot bereits am Sonntagabend eingetroffen sei. Drei der Migranten mussten aufgrund leichter gesundheitlicher Probleme ins Krankenhaus gebracht werden, befinden sich jedoch mittlerweile den Umständen entsprechend in einem guten Zustand. Unter den angekommenen Migranten sind 13 Frauen und 58 Minderjährige.

Laut “RTVE” berichteten die Insassen des Bootes, dass sie in Gambia in See gestochen seien und die Überfahrt elf Tage gedauert habe. Unter den angekommenen Migranten befinden sich Bürger aus Gambia, Senegal, Mali und Guinea. Die kürzeste Distanz zwischen Gambia und Gran Canaria beträgt über 1.500 Kilometer.

Der spanische Regierungspräsident, Pedro Sánchez (l), während eines Treffens mit dem Präsidenten der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo (r).IMAGO/Europa Press

Hilferufe wegen steigender Zahl an Ankünften

Auf den Kanarischen Inseln, die vor der Nordwestküste Afrikas liegen, kommen bereits seit längerer Zeit zunehmend Migrantenboote an. Die steigende Zahl an Migranten überfordern die Einrichtungen auf den Kanaren, denn die Kapazitäten sind längst überschritten. Während Erwachsene weitergeleitet werden, müssen Minderjährige von der Region betreut werden. Die Inseln bitten derzeit Madrid erneut um Hilfe.

Nach den neuesten Angaben des Innenministeriums in Spanien sind bis zum 30. September in diesem Jahr fast 31.000 Migranten eingetroffen, was mehr als doppelt so viele sind wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Winter erwarten die Inseln eine deutlich steigende Anzahl neuer Migranten. Angesichts dieser Zahlen schlagen die Behörden der spanischen Inselgruppe Alarm. “Es kann so nicht weitergehen. Wir haben unsere Grenzen und Kapazitäten schon längst überschritten”, sagte Regionalpräsident Fernando Clavijo.

Inseln mit steigenden Zahlen überfordert

Auch die Finanzierung der Gesundheitsversorgung ankommender Migranten stellt die Kanaren zunehmend vor Probleme. Wie “teneriffa-news.com” berichtet, weist ein Dokument, das sowohl vom stellvertretenden Gesundheitsminister und Direktor des Kanarischen Gesundheitsdienstes (SCS), Carlos Gustavo Díaz, als auch von den Gewerkschaften unterzeichnet wurde, auf diese Schwierigkeiten hin.

“Die Nachfrage nach medizinischer Versorgung für Migranten, die in der Regel in kleinen Booten an unseren Küsten ankommen, unter beklagenswerten Bedingungen, die eine sofortige, dringende und komplexe Versorgung sowie eine multidisziplinäre Betreuung erfordern, bedeutet einen unverhältnismäßigen Aufwand für die beteiligten Fachleute”, heißt es in dem Schreiben.

Ankunft von Migranten im provisorischen Auffangzentrum CATE von San Andres in El Hierro, Kanarische Inseln, Spanien.IMAGO/Europa Press

Die atlantische Migrationsroute zu den Kanarischen Inseln gilt als eine der gefährlichsten. Hilfsorganisationen gehen in diesem Jahr von mehr als 5.000 Tote auf diesem Seeweg aus. Zum Vergleich: Diese Zahl wird auf den verschiedenen Mittelmeerrouten in der Regel kaum erreicht. Sollte bald keine Lösung gefunden werden, könnten sowohl die Todeszahlen als auch die Ankünfte schnell weiter ansteigen. Die spanische Regierung schätzt, dass in Mauretanien bis zu 300.000 Migranten aus Mali darauf warten, den riskanten Seeweg in Richtung Kanaren zu nehmen.