New York Times: CIA betreibt seit Jahren zwölf geheime Kommandobunker in der Ukraine
Der US-Geheimdienst CIA spielt schon lange eine maßgebliche Rolle in der Ukraine, berichtet die New York Times. Zwölf geheime Bunker wurden seit 2014 unweit der russischen Grenze errichtet. Sie sammeln Informationen über russische Aktivitäten und trainieren ukrainische Spezialkommandos. Auch Drohnen- und Raketenangriffe sind von ihnen aus möglich.
Von einem „Netzwerk von Spionagebasen“ berichtet die US-Zeitung, „das in den vergangenen acht Jahren errichtet wurde und zwölf geheime Standorte entlang der russischen Grenze umfasst“. Vorangetrieben hätten das Projekt „Schlüsselpersonen“ unter „drei sehr unterschiedlichen US-Präsidenten“, heißt es in dem hochbrisanten Enthüllungsbericht. Die Partnerschaft habe „die Ukraine, deren Geheimdienste lange Zeit als von Russland kompromittiert galten, zu einem der wichtigsten Geheimdienstpartner Washingtons gegen den Kreml gemacht.“
Wichtige Rolle der CIA nach dem Maidan und nach der Ukraine-Invasion
Zweifelsohne ist diese intensive Zusammenarbeit seit der Ukraine-Invasion von maßgeblicher Bedeutung. CIA-Offiziere blieben nach dem 24. Februar 2022 „an einem abgelegenen Ort in der Westukraine“. Sie „übermittelten wichtige Informationen, unter anderem darüber, wo Russland Angriffe plante und welche Waffensystem es einsetzen würde“. Der damalig Leiter des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU räumt unumwunden ein: „Ohne sie hätten wir keine Möglichkeit gehabt, den Russen zu widerstehen“.
Doch die Partnerschaft war schon in den Jahren vor der Invasion von maßgeblicher Bedeutung. Das amerikanische Blatt zitiert einen ukrainischen Geheimdienstmann, der bekräftigt: Ohne Hilfe des CIA wäre es auch nicht möglich gewesen, die prowestliche Regierung in Kiew nach den Maidan-Protesten (November 2013 bis Februar 2014) an der Macht zu halten. Der damalige ukrainische Geheimdienstchef Walentyn Nalywajtschenko habe am 24. Februar 2014 in seinem Büro als erstes mit der CIA telefoniert.
Putin erbost, weil Ukraine zu einem „Brückenkopf für Operationen gegen Moskau“ wurde
Wladimir Putin soll deshalb schon Ende 2021, bei einem Treffen mit dem Leiter eines der wichtigsten russischen Spionagedienste, über eine Invasion nachgedacht haben. Der Nachrichtendienst-Chef hatten ihm berichtet, wie massiv die CIA und der britische MI6 in der Ukraine militärisch engagiert sind und das Land „zu einem Brückenkopf für Operationen gegen Moskau mache.“ Der Kreml-Chef klagte: Washington verwandle die Ukraine in einen Außenposten gegen Russland.
Allerdings habe hatte zunächst Misstrauen die Zusammenarbeit zwischen Kiew und Washington erschwert. Überdies hätten speziell die Beamten unter US-Präsident Barack Obama Bedenken und Ängste vor einer Provokation der Russen gehabt, berichtet die Zeitung. Ein „Kreis ukrainischer Geheimdienstler“ habe die CIA aber „eifrig umworben“. Die ukrainischen Beamten sollen dann relativ schnell das Wohlwollen der CIA erhalten haben, als sie die US-Beamten binnen kürzester Zeit unangekündigt mit einem ganzen Stapel hochbrisanter und streng geheimer Akten versorgten, etwa über die Nordflotte der russischen Marine und neueste russische Atom-U-Boot-Designs.
Schulungsprogramme, Informationssammlung, Schläferagenten
Der Wille und die Fähigkeit der Ukraine, brisante Informationen über russische Umtriebe zu bekommen und an die Amerikaner weiterzuleiten, dürften für die Partnerschaft in all den Jahren besonders relevant gewesen sein. Dennoch sei das alles für Washington auch ein „heikler Balanceakt“ gewesen: „Die CIA sollte die Geheimdienste der Ukraine stärken, ohne die Russen zu provozieren. Die roten Linien waren nie ganz klar, was zu anhaltenden Spannungen in der Partnerschaft führte“. So hätte sich die CIA etwa geweigert, den Ukrainern bei der Durchführung offensiver tödlicher Operationen zu helfen. Ebenso hätten sie sehr zum Zorn der Ukrainer keine Satellitenbilder aus dem Inneren Russlands geliefert.
Später überwachte die CIA allerdings „ein Schulungsprogramm, das in zwei europäischen Städten durchgeführt wurde, um ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern beizubringen, wie man überzeugend eine falsche Identität annimmt und Geheimnisse in Russland und anderen Ländern stiehlt“.
Ebenso installierten CIA-Offiziere „in den Stützpunkten Geräte, die bei der Sammlung von Informationen halfen, und identifizierten einige der fähigsten ukrainischen Absolventen des Programms Operation Goldfish, mit denen sie zusammenarbeiteten, um an potenzielle russische Quellen heranzukommen. Diese Absolventen bildeten dann Schläferagenten auf ukrainischem Gebiet aus, die im Falle einer Besetzung Guerillaoperationen starten sollten.“
Ein brutaler, jahrelanger Spionagekrieg
Fazit: „Es kann oft Jahre dauern, bis die CIA genügend Vertrauen in einen ausländischen Geheimdienst aufgebaut hat, um mit der Durchführung gemeinsamer Operationen zu beginnen. Bei den Ukrainern hatte es weniger als sechs Monate gedauert. Die neue Partnerschaft produzierte so viele Rohdaten über Russland, dass sie zur Verarbeitung nach Langley geschickt werden mussten.“
Schon vor der Ukraine-Invasion tobte im Hintergrund ein brutaler Spionagekrieg. Zweifelsohne spielte er auch bei Putins Entscheidung, eine völkerrechtswidrige Invasion durchzuführen, eine entscheidende Rolle. Allerdings war die amerikanisch-ukrainische Partnerschaft durchaus spannungsgeladen und erlebte in all den Jahren mehrere Aufs und Abs.
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