Diese erhielt den Auftrag, sowohl Informanten innerhalb der Organisation als auch einen Journalisten der „Frankfurter Neuen Presse“ (FNP) auszuspionieren.

In einer E-Mail bestätigt die Staatsanwaltschaft Frankfurt die Zahlung an die Privatdetektei. Wörtlich heißt es darin, es sei ein Auftrag über 30.000 Euro erteilt worden. Allerdings könne man nicht angeben, welcher Journalist konkret von dem Spionageauftrag betroffen gewesen sei. Die Behörde präzisierte jedoch, dass die Überweisung Mitte August 2019 erfolgte.

Wie der Skandal begann

Die AWO-Kreisverbände in Frankfurt und Wiesbaden wurden jahrzehntelang von Jürgen und Hannelore Richter geführt. In dieser Zeit sollen sie sich überhöhte Gehälter zugeschanzt, teure Aufträge ohne Gegenleistung vergeben und Vetternwirtschaft betrieben haben. Erst 2019, nach Medienberichten, wurde das ganze Ausmaß sichtbar.

Eine Schlüsselrolle spielte die 2017 gegründete Sicherheitsfirma „AWO Protect“, zuständig für die Bewachung von Flüchtlingsunterkünften. Geleitet wurde sie von Klaus R., der zugleich die Kindergärten der Frankfurter AWO verantwortete.

Die Enthüllungen trafen auch die Frankfurter Politik: Die damalige Ehefrau des SPD-Oberbürgermeisters Peter Feldmann erhielt ein Schein-Gehalt bei einem AWO-Verein. Ende 2022 verlor Feldmann per Volksabstimmung sein Amt – mit 95 Prozent Zustimmung für die Abwahl.

Für die AWO-Spitze hatte die Affäre gravierende Folgen: Jürgen Richter verlor Ende 2019 seine Ämter und wurde 2023 zu einer Schadensersatzzahlung von 1,8 Millionen Euro verurteilt. „AWO Protect“ ging bereits 2020 in Insolvenz. Gegen Geschäftsführer Klaus R. erhob die Staatsanwaltschaft Anklage; er legte im Juni 2025 ein Geständnis ab, schwieg jedoch zum Detektivauftrag.

„Apollo News“-Journalist im Fokus

Nach bisherigen Recherchen galt der Spähauftrag dem damaligen FNP-Reporter Daniel Gräber, heute Mitglied der Chefredaktion beim Online-Magazin Apollo News. Er hatte die dubiosen Geschäfte der AWO maßgeblich aufgedeckt. „Dass die Führung eines gemeinnützigen Wohlfahrtsverbandes die Notlage der Migrationskrise ab 2015 ausgenutzt hat, um sich kriminell zu bereichern, ist schlimm genug. Dass sie dann noch den Lokalreporter ausspähen lässt, der diesen Skandal aufgedeckt hat, ist ungeheuerlich“, sagte Gräber.

Laut Gräber habe ihm der heutige AWO-Chef in Frankfurt, Steffen Krollmann, erklärt, dass er erst durch Medienberichte erfahren habe, dass ein Detektiv auch gegen Journalisten eingesetzt wurde.

Knud Zilian, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands in Hessen, sprach von einem „ungeheuren Vorgang“. Einen Reporter mit Detektiven zu überwachen – noch dazu durch eine gemeinnützige Organisation – sei ein weiterer Skandal. „Es muss klar sein, dass Journalistinnen und Journalisten, die Missstände aufdecken, nicht mit solchen Methoden diskreditiert werden dürfen“, so Zilian.

Zwischen 2019 und 2024 erhielt die AWO insgesamt rund 121 Millionen Euro Steuergelder vom deutschen Innenministerium für die Migrationsberatung von erwachsenen Zuwanderern.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.