Bei der jüngsten Wahl am Sonntag gaben etwa 1,3 Millionen Menschen ihre Stimme der ÖVP, während es 2019 noch 1,8 Millionen waren. Die FPÖ hingegen konnte ihre Stimmenzahl von 773.000 auf 1,4 Millionen erhöhen. Neben den 443.000 Wählern, die von der ÖVP zur FPÖ wechselten, gewannen die Freiheitlichen auch 258.000 Stimmen von Nichtwählern. Zudem gelang es der FPÖ, 589.000 der Wähler von 2019 zu halten.

Größte Wählerwanderung 2002 und 2019

Bei den Zuwächsen profitierte auch in der Vergangenheit stets die eine Partei von den Verlusten der anderen. Die größten Verschiebungen fanden – abgesehen vom Sonntag – bei den Nationalratswahlen 2002 und 2019 statt. Im Jahr 2002 erlebte die FPÖ nach dem innerparteilichen Konflikt infolge des “Knittelfelder Putschs” einen dramatischen Rückgang von 16 Prozentpunkten und verlor über 750.000 Stimmen. In dieser Zeit profitierte die ÖVP unter Wolfgang Schüssel, da rund 600.000 ehemalige Wähler der FPÖ laut Wählerstromanalysen ihre Stimme der Volkspartei gaben.

In den folgenden Jahren wuchs die FPÖ jedoch schrittweise auf Kosten der ÖVP. 2006 und 2008 wechselten jeweils fast 100.000 Wähler von Schwarz zu Blau, während nur etwa 10.000 Wähler in die entgegengesetzte Richtung gingen. Im Jahr 2013 war der Wähleraustausch mit 40.000 Stimmen auf beiden Seiten ausgeglichen.

Bei der Wahl 2017, dem ersten Antreten von Sebastian Kurz, konnte die ÖVP 170.000 ehemalige FPÖ-Wähler für sich gewinnen, während nur 100.000 Ex-Wähler der Volkspartei zur FPÖ wechselten. Zwei Jahre später, nach dem Auseinanderbrechen von Türkis-Blau aufgrund des “Ibiza-Videos”, verstärkte sich dieser Trend noch weiter. Über eine Viertelmillion Wähler, die 2017 noch für die FPÖ gestimmt hatten, wählten nun die ÖVP.