Die Auszählung der verbleibenden Briefwahlstimmen wird voraussichtlich nur marginale Veränderungen mit sich bringen. Laut den Wahlforschern von Foresight könnte jedoch ein Mandat von der FPÖ zur ÖVP wandern. An den prozentuellen Anteilen und den Kräfteverhältnissen wird sich jedoch nichts mehr ändern. Mit dem Vorliegen des Endergebnisses wird in den Abendstunden gerechnet.

Erstmals griff bei dieser Nationalratswahl die Wahlrechtsreform 2023, die es ermöglichte, dass bereits am Sonntag der Großteil der Briefwahlstimmen mitausgezählt wurde. Schätzungen zufolge wurden damit rund 80 Prozent der ausgestellten Wahlkarten bereits am Sonntag gezählt. Die Auswertung der restlichen (Brief-)Wahlkarten – voraussichtlich rund 15 Prozent aller ausgestellten – erfolgt seit Montag (der überwiegende Teil) und am Donnerstag (der Rest). Etwa fünf Prozent der Karten werden erfahrungsgemäß nicht verwendet.

Die FPÖ verzeichnete einen historischen Wahlsieg.APA/ROLAND SCHLAGER

Nach der Auszählung vom Montag hält der Wahlsieger FPÖ aktuell bei 57 Mandaten (+26), gefolgt von der ÖVP mit 51 (-20), der SPÖ mit 41 (+1), den NEOS mit 18 (+3) und den Grünen mit 16 Sitzen (-10). Auch unter Berücksichtigung der Wahlkarten-Prognose von APA/ORF/Foresight liegen die Parteien bei diesen Mandatsständen. Allerdings enthält die Prognose vor der Auszählung am Donnerstag noch eine Schwankungsbreite von 0,2 Prozentpunkten, was einen gewissen Spielraum lässt. Es bleibt möglich, dass ein Mandat von der FPÖ zur ÖVP wandert.

Sollte es beim aktuellen Stand bleiben, hätte Schwarz-Rot mit insgesamt 92 Mandaten nur noch ein Überhangmandat. Eine bequeme Mehrheit für eine Zweier-Koalition würde Blau-Schwarz mit 108 Mandaten erreichen, obwohl ÖVP-Chef Karl Nehammer eine Zusammenarbeit mit FPÖ-Chef Herbert Kickl ablehnt. Die von der SPÖ ausgeschlossene Variante mit den Freiheitlichen könnte ebenfalls auf eine Mehrheit von 98 Sitzen zählen.

ÖVP-Chef Karl Nehammer schließt eine Koalition mit der FPÖ weiterhin aus. APA/HANS KLAUS TECHT

In prozentualen Werten hält die FPÖ laut dem vorläufigen Ergebnis inklusive Briefwahlprognose bei 28,8 Prozent, die ÖVP bei 26,3 Prozent. Die SPÖ liegt bei 21,1 Prozent, die NEOS bei 9,2 Prozent und die Grünen bei 8,3 Prozent. Die Bierpartei (2 Prozent), die KPÖ (2,4 Prozent), die Liste Madeleine Petrovic und die Liste KEINE (jeweils 0,6 Prozent) scheitern hingegen fix.