Der ehemalige ÖVP-Abgeordnete und Psychoanalytiker Martin Engelberg nimmt in seinen neuesten Video-Analysen kein Blatt vor den Mund: Österreichs Wirtschaft? Im freien Fall. Die Koalition? Am Anfang vom Ende. Er sagt offen: „Ich muss ehrlich sagen, die Situation jetzt in Österreich macht mir wirklich Sorge, auch mit Blick auf die Psychologie.”

Engelberg zeichnet das Bild eines Landes, das wirtschaftlich keinen Ausweg findet und in einem psychologischen Dauertief feststeckt – mit direkten Folgen für die Volkswirtschaft. Wörtlich: „Wir sind wirklich am Boden. Man merkt richtig, wie schlecht die Stimmung im Land ist.“ Seine Vorwürfe an die Regierung sind hart: Sie sei nicht reformfähig.

Wirtschaft bricht weg – Österreich rutscht in den Krisenmodus

Engelberg warnt: „Betriebe sperren zu, Standorte und Produktionen werden ins Ausland verlegt.“ Die täglichen Hiobsbotschaften hätten unmittelbare Folgen für die Psyche der Bevölkerung: „Leute werden zurückhaltender im Konsum, die Sparquote steigt – und das drückt wieder auf die Konjunktur.“

Die strukturellen Probleme sind längst nicht mehr zu leugnen: Nach hohen Lohnabschlüssen, stark steigenden Energiepreisen und einer der weltweit höchsten Abgabenquoten verliert Österreich rapide an Wettbewerbsfähigkeit – der exxpress berichtete. Die Exporte brechen ein, es ist der stärkste Rückgang seit vielen Jahren, während die Standortkosten explodieren. Die Folgen sind dramatisch: Die Wirtschaftsleistung pro Kopf liegt inflationsbereinigt bereits unter dem Niveau von 2019. Staatsausgaben und Steuern klettern auf Rekordhöhe. Experten warnen: „Das Vertrauen in den Standort ist am Nullpunkt.“

Auch industriegetriebene Forschung gerät unter Druck – Unternehmen und Innovationsprojekte wandern zunehmend ab.

Engelberg widerspricht den Beschönigungen der Regierung entschieden: „Da wird von einem Wirtschaftswachstum nicht sehr viel übrig bleiben. All diese magischen Versprechungen, die von der Regierung in den vergangenen Monaten verbreitet wurden, werden sich nicht erfüllen.“ Und weiter: „Die Inflation geht nicht gescheit herunter, das Defizit steigt, die Stimmung im Land ist verheerend.“

Auch die Teuerungswelle kehrt zurück. Nach dem Rekord-Schock von 8,6 Prozent im Krisenjahr 2022 und den immer noch hohen sieben bis acht Prozent 2023 sank die Inflation zwar vorübergehend auf rund drei Prozent – doch 2025 steigt sie wieder auf vier Prozent. Parallel dazu wird eine Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent prognostiziert.

„Der Anfang vom Ende“ – die Koalition zerfällt

In einem weiteren Video zieht Engelberg ein verheerendes Resümee der bisherigen Regierungsarbeit: „Warum hat die Regierung in diesen neun Monaten nicht zumindest ein paar fundamentale Dinge weitergebracht? Davon ist keine Spur.“ Statt Reformen gebe es ein politisches Schwarze-Peter-Spiel – ein klassisches Symptom einer Koalition, die den Überblick verliert: „Jetzt geht es darum, irgendeinem anderen die Schuld zuzuschieben: den Ländern, den Gemeinden, dem Umfeld, der wirtschaftlichen Situation in Europa und so weiter.“

Auch die jüngsten Turbulenzen rund um den mittlerweile zurückgetretenen Wirtschaftskammer-Präsidenten Harald Mahrer wertet Engelberg als Alarmzeichen: „Keine guten Vorzeichen.“ Er führt fort: „Auch wenn man sich wünschen würde, dass diese Regierung – so wie sie aufgestellt ist – wichtige Reformen voranbringt, wäre jetzt eigentlich die Zeit dafür. Leider geschieht das Gegenteil. Daher fürchte ich, dass hier der Anfang vom Ende dieser Koalition begonnen hat.“

Im Übrigen, so Engelberg, wäre es längst an der Zeit, die „Zwangsmitgliedschaft“ in den Kammern, die hohen Beiträge und das „unglaublich viele Personal“ grundsätzlich zu überdenken. Doch da ÖVP und SPÖ in beiden Kammern fest verankert seien, komme dort keine Reform in Bewegung – „und das ist ein großer Fehler“.

Wie am Nasenring: SPÖ nutzt ÖVP-Schwäche aus

Der Ex-Abgeordnete sieht seine eigene Partei politisch geschwächt – und die SPÖ nutze das konsequent aus. Er verweist auf frühere Muster: „Ich fühle mich sehr an die Koalition mit den Grünen erinnert, die nach einer gewissen Zeit bemerkt haben, dass sie die ÖVP ein bisschen ‚wie am Nasenring durch die Manege ziehen‘ können. Nachdem es den Grünen damals gelungen ist, Sebastian Kurz zum Rückzug zu bewegen, war die ÖVP gelähmt und ließ sich entsprechend durch die Manege ziehen. Etwas Ähnliches sehe ich jetzt wieder.“

Die Volkspartei sei angeschlagen: „Christian Stocker ist eher jemand, der moderiert und keine Wellen schlagen möchte. Er nimmt keine harte Position ein.“ Daher sei „von der ÖVP derzeit kein großer Widerstand zu erwarten.“ Und Engelberg geht weiter: „Ich glaube, die SPÖ nutzt das, um ihre Agenda durchzusetzen. Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis die SPÖ bei Budgetfragen ihre Zähne zeigen wird, insbesondere beim Finanzminister. Dann wird es wieder um höhere Steuern gehen, auch um Vermögenssteuern. Ich denke, die Koalition wird zunehmend ins Wanken geraten.“