Österreich diskutiert Wehrdienst: Die Jüngsten tragen die Hauptlast
Die sicherheitspolitische Lage in Europa bleibt angespannt – und mit ihr rückt eine Frage wieder ins Zentrum der innenpolitischen Bühne: Soll der Grundwehrdienst verlängert werden? Obwohl die Entscheidungen noch ausstehen, zeichnet sich ab, dass vor allem junge Menschen die Konsequenzen eines möglichen Umbaus des Wehrdienstsystems spüren würden.
Für sie könnte eine längere Verpflichtung bedeuten: späterer Jobeinstieg,
verschobene Studienpläne, usw.
Kommission arbeitet an Vorschlägen – Verlängerung gilt als wahrscheinlich
Bis Jahresende will die Wehrdienstkommission dem Parlament ihre Empfehlungen vorlegen. Medienberichte deuten darauf hin, dass eine Ausdehnung des derzeit sechsmonatigen Wehrdienstes im Raum steht.
Dass Österreich diese Diskussion führt, ist kein Einzelfall. Ganz Europa ringt angesichts geopolitischer Spannungen um die Frage, wie viel militärische Präsenz notwendig ist – und wer sie schultern soll. Während viele EU-Staaten längst auf Berufsarmeen setzen, wird in Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Belgien offen über ein Comeback der Wehrpflicht gesprochen.
Blick nach Norden: Längere Dienstzeiten, mehr Verpflichtungen
Andere europäische Staaten, die am System des Grundwehrdienstes festhalten, sind bei der Dauer bereits einen Schritt weiter: In Schweden, Estland, Finnland oder Dänemark dauert die Einberufung oft deutlich länger als hierzulande. Besonders brisant: In Dänemark wird die Pflicht ab 2026 sogar auf Frauen ausgeweitet.
Bundesheer: Ausbildung muss verbessert, Abschreckung gestärkt werden
Michael Bauer, Sprecher des Bundesheeres, betonte beim ORF-NÖ-Format „Ein Ort am Wort“, dass ein zentraler Punkt die Qualität der Ausbildung sei. Europa habe einen Nachbarn, „der nicht in Frieden mit uns leben möchte und erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges Grenzen mit Gewalt verschiebt“. Grundwehrdiener müssten daher umfassend und bestmöglich vorbereitet werden.
Sicherheit ist mehr als Waffen – Warnung vor enger Sichtweise
Sophia Stanger vom Austrian Centre for Peace mahnte jedoch, Landesverteidigung dürfe nicht ausschließlich militärisch gedacht werden. Sicherheit beginne ebenso bei außenpolitischer Diplomatie, gesellschaftlichem Zusammenhalt und der Abwehr digitaler Einflussnahme.
Sie verwies auf die wachsende Gefahr durch Online-Kampagnen und Spaltungstendenzen, die Demokratien untergraben können. Die militärische Komponente sei nur ein Teil eines viel größeren Puzzles.
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