Von einem „im Detail sehr ungewöhnlichen Ergebnis“ spricht OGM-Chef Wolfgang Bachmayer: „Die FPÖ-Anhänger stellen sich als Freunde Israels dar.“ Nur 29 Prozent der Freiheitlichen wollen mehr Druck auf Premier Benjamin Netanjahu, 66 Prozent sprechen sich für die Beibehaltung der österreichischen Linie aus.

Ganz anders die Grünen: 86 Prozent ihrer Wähler fordern ein härteres Vorgehen gegenüber Israel nach dem Vorbild Kanadas und Großbritanniens, lediglich elf Prozent sind mit der bisherigen Politik einverstanden. Befragt wurden im Auftrag des Kurier 1.027 Wahlberechtigte, die Schwankungsbreite liegt bei +/- 3,1 Prozent.

Je weiter links, desto kritischer gegenüber Israel

Das Muster ist eindeutig: Je weiter links, desto israel-kritischer. 60 Prozent der SPÖ-Wähler und 59 Prozent der Neos-Anhänger wünschen mehr Druck auf Israel. Bei der ÖVP liegt dieser Wert bei 48 Prozent. Ein Drittel der SPÖ-Wähler und 41 Prozent der Türkisen wollen hingegen den aktuellen Kurs beibehalten.

Im Gesamtergebnis herrscht beinahe Gleichstand: 46 Prozent der Befragten fordern ein schärferes Vorgehen gegen die israelische Regierung, 43 Prozent lehnen das ab. Elf Prozent sind unentschieden.

Anerkennung Palästinas spaltet

Noch größer ist die Zahl der Unentschlossenen bei der Frage nach der Anerkennung Palästinas als Staat. 35 Prozent sprechen sich dafür aus, 38 Prozent dagegen, 27 Prozent sind unschlüssig.

Bei FPÖ-Wählern sind nur 23 Prozent für eine Anerkennung, bei ÖVP-Anhängern stimmen 43 Prozent zu. In beiden Lagern überwiegt die Ablehnung. Ganz anders bei den Grünen: 67 Prozent fordern eine Anerkennung Palästinas, nur 20 Prozent lehnen sie ab. Auch bei der SPÖ zeigt sich eine klare Mehrheit für die Anerkennung (52 Prozent), während die Neos-Wähler gespalten sind (43 Prozent dafür, 38 Prozent dagegen).

Auch hier zeigt sich dasselbe Muster: Rechts ist pro-Israel eingestellt, links mehrheitlich gegen Israel.

Aufrüstung: Rollen vertauscht

Besonders kontraintuitiv ist das Bild bei der Aufrüstung: 69 Prozent der Grünen-Sympathisanten wollen trotz hoher Staatsschulden mehr Investitionen ins Bundesheer. Bei den Neos sind es sogar 74 Prozent. Umgekehrt sind 55 Prozent der FPÖ-Wähler gegen höhere Rüstungsausgaben. Dieses Ergebnis wäre vor dem Ukraine-Krieg kaum denkbar gewesen.

Neutralität bleibt „Teil der DNA“

In einer Frage sind sich die Österreicher weitgehend einig: bei der Neutralität. „Die immerwährende Neutralität ist längst Teil der DNA der Österreicher“, betont Bachmayer. 60 Prozent sprechen sich für eine strikte Beibehaltung aus.

Abweichend nur die Neos: 64 Prozent ihrer Wähler wollen die Neutralität den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Für FPÖ-Anhänger hingegen gilt schon ein bloßes Antasten der Neutralität als „absolutes No-Go“.

Ukraine-Fragen spalten besonders

Beim Umgang mit ukrainischen Flüchtlingen und bei der Unterstützung der Ukraine zeigen sich tiefe Gräben. Nur zehn Prozent der FPÖ-Wähler wollen Ukrainern weiterhin automatisch Asyl gewähren, 87 Prozent lehnen das ab. Bei den Grünen ist es genau umgekehrt: 69 Prozent befürworten die Aufnahme, nur 28 Prozent sind dagegen.

Auch bei finanzieller und humanitärer Hilfe für die Ukraine bleibt die FPÖ in Opposition: Nur elf Prozent ihrer Wähler wollen die Unterstützung fortsetzen, 85 Prozent sind strikt dagegen. Alle anderen Parteien befürworten die Hilfen – von 62 Prozent bei der ÖVP bis zu 90 Prozent bei den Grünen. Insgesamt ergibt sich ein gespaltenes Bild: 50 zu 50.