„Die Debatte ist jenseits des gesunden Menschenverstandes. Ich habe nur Anschuldigungen gehört, die das Ergebnis Ihrer bekannten Propaganda sind“, wetterte Orbán im Parlament. Er verwies dabei auf Salis’ Vergangenheit als Antifa-Aktivistin. Zuletzt musste sie 15 Monate in Untersuchungshaft verbringen, zu denen sie aufgrund ihrer Angriffe auf rechte Demonstranten verurteilt wurde.

Salis, die nach ihrer Wahl ins EU-Parlament freigelassen wurde, kritisierte in einer leidenschaftlichen Rede wiederum Orbáns Regime als „illiberal“ und sprach davon, dass Ungarn unter seiner Führung zu einem „autoritären ethnischen Staat“ geworden sei, den manche sogar als „moderne Tyrannei“ bezeichnen würden.

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Salis greife auf „Soros-finanzierte Berichte“ zurück

Orbán nutzte seine Redezeit, um diese Vorwürfe vehement zurückzuweisen. Er kritisierte, dass Salis auf „Soros-finanzierte Berichte“ zurückgreife, und betonte, dass Ungarn in Bezug auf Korruption „nicht schlechter dasteht als andere europäische Länder“. Die Debatte wurde besonders hitzig, als Salis persönlich an Orbán gerichtet sagte, dass sie Ungarn „von einem dunklen Ort kenne: dem Gefängnis“.

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Aufregung im Netz

Im Netz ist der Wirbel um die Auseinandersetzung groß. „Ich kann es nicht nachvollziehen, wieso man überhaupt ins EU-Parlament kommen kann, wenn man in Untersuchungshaft war“, schreibt ein User auf X. „Es läuft so viel schief in der Politik, das ist unglaublich“, zeigt sich eine weitere Userin entsetzt.

„Heuchelei in Aktion: Dieselbe Ilaria Salis, die auf den Straßen von Budapest friedliche Menschen mit Eisenstangen zusammengeschlagen hatte, hielt nun eine Rede über die Rechtsstaatlichkeit. Ist das nicht absurd?“, meint zudem Balázs Orbán, einer der wichtigsten Berater von Viktor Orbán.