Die zentrale Fragestellung lautet: Wie sollte Europa auf den Wahlsieg von Donald Trump reagieren und welche Auswirkungen hat der Sieg der Republikaner auf die Unterstützung der Ukraine? Laut dem ungarischen Ministerpräsidenten sollte Europa nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl seine Unterstützung für die Ukraine überdenken.

Orbán äußerte am Sonntag (3. November), dass er davon ausgehe, dass Trump als Präsident den US-Kurs in Richtung eines Friedensabkommens zwischen Russland und der Ukraine beeinflussen werde. In diesem Zusammenhang könne Europa nicht weiterhin “kriegsbefürwortend” bleiben und die Lasten des Konflikts alleine tragen, sondern müsse sich entsprechend anpassen.

Orbán plant nach Videoschaltung mit Trump

Orbán plant angeblich, beim europäischen Spitzentreffen in Budapest eine Videokonferenz mit dem wiedergewählten Präsidenten Trump einzurichten, damit dieser virtuell an dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs teilnehmen kann. Auch in Budapest gibt es entsprechende Hinweise.

Der ungarische Ministerpräsident, dessen Land derzeit den rotierenden Vorsitz unter den EU-Staaten innehat, gilt als Freund des Republikaners Donald Trump. Er hatte auf einen Sieg Trumps gehofft und gratulierte dem zukünftigen US-Präsidenten am Mittwoch als einer der ersten zur Wahl. Auf der Plattform X sprach Orbán vom “größten politischen Comeback” in der Geschichte der USA, die Welt brauche seinen Sieg “dringend”.

Juncker warnt EU-Staaten wie Ungarn vor Alleingang

Der ehemalige Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, hat nach Donald Trumps Wahlsieg die EU-Staaten, insbesondere Ungarn, vor eigenständigen politischen Entscheidungen gegenüber den USA gewarnt.

In einem Interview mit dem Portal Table.Briefings äußerte Juncker: “Man muss denjenigen, die den gemeinsamen Pfad verlassen, eines deutlich machen: Sie allein zählen im Verhältnis zu den USA nur vermeintlich, trotz aller ausgetauschter Zärtlichkeiten”.

Donald Trump und der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker (l) unterhalten sich beim G20-Wirtschaftsgipfels am 8. Juli 2017 in Hamburg, Deutschland.GETTYIMAGES/Sean Gallup / Staff

EU müsse sich als "gefestigte europäische Einheit" präsentieren

Um dem künftigen US-Präsidenten auf Augenhöhe zu begegnen, sollten die Europäer ihm verdeutlichen, “dass die Europäische Union nicht nur ein zusammengewürfelter Haufen von Mitgliedstaaten ist, sondern eine gefestigte europäische Einheit”, sagte Juncker.

Der frühere Kommissionschef hatte während der ersten Amtszeit Trumps intensiv mit diesem verhandelt, um einen Handelskrieg zu verhindern. Trump habe eine teilweise verquere Sicht auf die EU, sagte Juncker. “Er ist aber nicht taub, wenn man europäische Argumente rational präsentiert und gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass europäische Anliegen teilweise auch amerikanische Anliegen sind”, so Juncker.