Gregor Schütze, Gründer einer großen Kommunikationsagentur und neuer Sprecher der ÖVP-nahen Stiftungsräte, positioniert sich vor der ersten Arbeitssitzung des ORF-Stiftungsrats klar: Umbau beim Gebühreneinheber OBS, Sicherheit am Küniglberg, drastische Einsparungen – und die Frage, ob die Doppelmoderation der „ZiB“ noch zeitgemäß ist.

Gregor Schütze ist Kommunikationsunternehmer und seit Sommer Sprecher der ÖVP-nahen Stiftungsräte im ORF.APA/TOBIAS STEINMAURER

Sicherheitsmängel am Küniglberg

Nach jüngsten Vorfällen mit Gaza-Aktivisten, die bis in den Newsroom und in das Tiroler Studio vordringen konnten, fordert Schütze bessere Schutzmaßnahmen. „Mitarbeiter und Studios sind offenbar nicht ausreichend gesichert.“ Auch der Eingangsbereich des ORF-Zentrums werde nächste Woche wieder Thema sein.

OBS soll kundenfreundlichste Stelle werden

Die ORF-Beitragstochter OBS, die die Haushaltsabgabe eintreibt, steht unter Druck. Der Rechnungshof hatte die OBS heftig kritisiert. Seit dem Sommer gibt es dort eine neue Führung. „Die OBS muss die konsumentenfreundlichste Stelle der Republik sein. Davon sind wir leider noch weit entfernt“, sagt Schütze.

Monatelange Rückstände in der Kommunikation mit nicht Zahlungswilligen hätten das Vertrauen beschädigt. Mit der Ablöse der Geschäftsführung sei ein „erster richtiger Schritt“ getan, doch es brauche weitere Reformen. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sprach zuletzt von 95 Prozent Kundenzufriedenheit, Ziel seien aber 100 Prozent. In drei bis sechs Monaten sollen alle Baustellen beseitigt sein.

Sparen, sparen, sparen

Von 2027 bis 2029 muss der ORF weitere 130 bis 140 Millionen Euro einsparen – nach 325 Millionen in der laufenden Periode. „Noch stärker in den Strukturen sparen“, fordert Schütze. Die aktuelle Geschäftsführung müsse das vorbereiten, auch wenn Programm und Information möglichst geschützt werden sollen: „Die Menschen bezahlen für das Programm.“

Besonders pikant: Schütze rüttelt an einer ORF-Heiligtum. „Ist die Doppelmoderation der Zeit im Bild um 19.30 Uhr noch zeitgemäß? Die Tagesschau in Deutschland hat seit Jahrzehnten nur eine Moderation.“ Für ihn ist das ein Beispiel, wie Ressourcen effizienter eingesetzt werden könnten. Auch beim Personal- und Finanzmanagement will Schütze Änderungen. Landesdirektoren sollten mehr Verantwortung bekommen und nicht jede Entscheidung von Wien absegnen lassen müssen.

Landesstudios und Wahl 2026

Bislang müssen die Landesdirektoren jede Personalentscheidung in Wien absegnen lassen. Schütze hält das für unpraktisch und fordert größere Budgetverantwortung vor Ort: Innerhalb vorgegebener Mittel sollten die Studios selbst entscheiden können, wie sie Personal einsetzen.

Ob 2026 ein neuer ORF-General bestellt wird, ließ Schütze offen. Weder er noch Generaldirektor Roland Weißmann äußerten sich bisher konkret dazu. „Die Frage stellt sich noch nicht“, so Schütze knapp.

Über die aktuelle Führung äußert er sich aber positiv: „Die Geschäftsführung genießt aktuell unser vollstes Vertrauen.“