ORF-Überfall: Wer ließ die Anti-Israel-Aktivisten bis zum Newsroom?
Sechs Anti-Israel-Demonstranten gelangten am Donnerstag bis vor den ORF-Newsroom am Küniglberg; die Polizei beendete die Störaktion rasch. Doch wie konnten sie zwei Sicherheitskontrollen passieren? Schwere Vorwürfe stehen im Raum, manche davon weist der ORF als Verschwörungstheorie zurück.
Der Überfall von Donnerstagnachmittag am ORF-Newsroom sorgt für Aufsehen. Polit-Berater Daniel Kapp fordert eine unabhängige Untersuchung und wundert sich zugleich über das Schweigen am Küniglberg: Auf keinem ORF-Kanal wurde über die Protestaktion berichtet.
Aktivisten dringen trotz Sicherheitsapparat bis vor den Newsroom vor
Um 16 Uhr gelang es Anti-Israel-Demonstranten, trotz eines strengen Sicherheitsapparats mit mindestens zwei Kontrollen, bis in den Kernbereich der ORF-Berichterstattung vorzudringen. Vor dem Newsroom hinterließen die Aktivisten den Schriftzug „ORF enabled Genocide“. Die Polizei beendete die Protestaktion.
Pro-palästinensische Demonstranten drangen in die Zentrale des Österreichischen Rundfunks (ORF) ein, um gegen die Berichterstattung über den Krieg in Gaza zu protestieren. Sie beschmierten Wände mit roter Farbe.
— Ahmad Mansour 🎗️ (@AhmadMansour__) August 22, 2025
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Symbolträchtige rote Hände mit düsterer Bedeutung
Besonders verstörend: Wie bereits bei einer Störaktion bei den Salzburger Festspielen zeigten die Demonstranten rot verschmierte Hände. Diese in Rot getauchten Hände sind für viele Israelis und Juden ein Schock-Symbol und erinnern an den Lynchmord von Ramallah am 12. Oktober 2000. Damals tötete eine palästinensische Menge zwei irrtümlich nach Ramallah geratene israelische Reservisten auf grausame Weise. Einer der Täter, Aziz Salha, zeigte im Anschluss seine blutgetränkten Hände aus dem Fenster einer Polizeistation – das Foto ging um die Welt.
Seitdem steht die Geste nicht bloß für „Blut an euren Händen“, sondern gilt vielen als Anspielung auf Lynchmorde an Juden – was die besondere Brisanz auch für die aktuelle Aktion erklärt.
Kapp stellt interne ORF-Sicherheitsfragen
Kapp fragte: „Wie konnten die Aktivisten überhaupt bis zum Newsroom vordringen? Jeder, der schon einmal beim ORF war, weiß: a) Man kann von der Straße nicht einfach hineinspazieren – es gibt mindestens zwei Sicherheitskontrollen –, und b) man muss sich in den Labyrinthen des Küniglbergs gut auskennen, um zielgerichtet irgendwo anzukommen. Als Fremder bist du dort verloren.“
Heimliche Hilfe für Hamas-Sympathisanten?
Kapp stellte die Frage: „Gab es für die Hamas-Sympathisanten und Proto-Terroristen Unterstützung durch Mitarbeiter des ORF?“ Bei den Salzburger Festspielen war das tatsächlich der Fall; dort ermöglichten ehemalige Mitarbeiter den Demonstranten den Zugang. Der exxpress konfrontierte den ORF mit diesen Fragen – bis zum Redaktionsschluss keine Antwort.
Mittlerweile erreichten aber Kapp neue Informationen von Seiten des ORF: „Die Frage nach möglicher Unterstützung der Pro-Pali-Aktivisten durch ORF-Mitarbeiter wird als Verschwörungstheorie zurückgewiesen. Tatsächlich haben sich die Aktivisten über eine Besucherführung Zugang verschafft.“ Zudem stehe man selbst unter Schock über die gestrige Aktion.
Das Schweigen des ORF sorgt für Kritik
Eine weitere ungeklärte Frage bleibt: Warum berichtete der ORF auf keinem seiner Kanäle über den Vorfall? Kapp beklagte am Donnerstagabend: „Hätte Martin Sellner mit seinen Identitären eine solche Aktion durchgeführt, wäre sie Aufmacher in der ZiB und fett auf der blauen Seite. Zum Pali-Überfall gibt es auf keinem ORF-Kanal auch nur eine Erwähnung.“
Der ORF teilte Kapp gegenüber mit: „Anders als in Salzburg, wo Aktivisten in Interviews ausführlich zu Wort kamen, entschied man sich hier dagegen, ihnen eine zusätzliche Bühne zu bieten.“ Kapp kommentiert dazu scharf: „Wenn dem so ist, verstehe ich nicht, warum man nicht einfach darüber berichten kann. Das geht auch, ohne den Aktivisten mit Interviews breiten Raum für ihre krude Agitation zu geben. Transparenz hätte von Anfang an Klarheit geschaffen.“
Scharfe Kritik äußerte auch die FPÖ. Generalsekretär Christian Hafenecker sprach von einem „sicherheitspolitischen Skandal erster Ordnung“.
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