Patientenhölle Wien:Skandal-Bericht deckt Wartezeiten-Chaos und Leid auf
3.178 Beschwerden in Wien – von verschobenen Operationen über fehlende Versorgung bis hin zu dramatischen Fällen von Long-Covid-Betroffenen.
Im Jahr 2024 gingen bei der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) insgesamt 3.178 Anliegen ein. Knapp 900 Fälle betrafen mutmaßliche Behandlungsfehler, der Rest drehte sich vor allem um endlose Wartezeiten und massive Kommunikationsprobleme. Besonders erschütternd sind die Berichte über monatelang verschobene Operationen, überhitzte Stationen in den Spitälern und fehlende Hilfe für psychisch kranke Menschen.
„Wer bereit ist, privat zuzuzahlen oder eine Zusatzversicherung hat, bekommt raschere Termine für OPs, für radiologische Untersuchungen und Untersuchungen bei Wahl- und Privatärzten. Das ist kein Ruhmesblatt für ein solidarisches, öffentlich finanziertes Gesundheitssystem“, kritisiert der Wiener Patientenanwalt Dr. Gerhard Jelinek bei der heutigen Präsentation des WPPA-Tätigkeitsberichts 2024.
Was ist die WPPA?
Die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) ist die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die sich von Spitälern oder Ärzten im Stich gelassen fühlen. Sie prüft Beschwerden, vermittelt zwischen Patientinnen und Einrichtungen und setzt sich für Verbesserungen im Gesundheitssystem ein. 2024 wandten sich.
Fast 900 Behandlungsfehler gemeldet
Von den über 3.000 Fällen betrafen 880 mutmaßliche Behandlungsfehler – fast ein Drittel aller Beschwerden. In 48 Fällen konnte die WPPA finanzielle Entschädigungen erzielen. Insgesamt flossen 2024 über 3,2 Millionen Euro an Patient die durch Fehler oder Missstände zu Schaden gekommen waren.
„Horror-Wartezeiten“ in Spitälern
Besonders drastisch zeigen sich die Probleme bei den Wartezeiten auf Operationen. Ein Patient etwa musste seit März 2023 auf eine Wirbelsäulen-Operation warten, die erst im November 2024 durchgeführt wurde.
Ein Jugendlicher wiederum erlebte eine dreimal verschobene Hernien-OP und wurde in einem Fall sogar 26 Stunden lang nüchtern gehalten, bevor der Eingriff erneut abgesagt wurde.
In der HNO-Ambulanz berichten Betroffene von acht Monaten Wartezeit allein für einen Ersttermin, während ein anderer Patient mit einer eitrigen Nasennebenhöhlen-Entzündung über ein Jahr auf eine Operation warten musste.
Besonders dramatisch war auch der Fall eines 59-Jährigen, der dringend eine neurochirurgische Dekompressions-Operation benötigte: In den Wochen der Verzögerung litt er unter enormen Schmerzen, entwickelte zunehmende Verwirrtheit und schließlich ein durch Schmerzmittel ausgelöstes Delir.
Die langjährige Gesundheitssprecherin der ÖVP Wien, Ingrid Korosec betont: “Die SPÖ hat unser Gesundheitssystem in eine Schieflage geführt: Wartezeiten, Personalnot und steigende Kosten belasten die Menschen tagtäglich. Wir fordern eine echte Offensive für mehr Personal, bessere Bedingungen und endlich den Fokus auf die Patientinnen und Patienten.”
Verzögerungen auf der Radiologie
Auch in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen zeigt der Bericht dramatische Missstände: Wiederholt beklagten Betroffene und ihre Angehörigen, dass Patienten trotz akuter Suizidgefahr entweder gar nicht aufgenommen oder vorzeitig entlassen wurden.
Gleichzeitig offenbart der Bereich Radiologie unzumutbare Verzögerungen – so mussten Patienten bis zu zwei Monate auf eine dringende Pankreas-Untersuchung warten, dreieinhalb Monate auf eine MRT zum Ausschluss eines Tumors und bis zu vier Monate auf Termine für Routineuntersuchungen nach Verletzungen.
Unerträgliche Hitze im Spital
Im Sommer 2024 meldeten Patienten extreme Hitze in einer Dialysestation einer städtischen Klinik – Temperaturen über 30 Grad. Für chronisch Kranke, die regelmäßig mehrere Stunden in dieser Umgebung verbringen müssen, eine gesundheitliche Zumutung.
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