Plakolm exklusiv im exxpress Interview: „Wo war der Aufschrei der Feministinnen?“
Integrations- und Jugendministerin Claudia Plakolm fordert mehr Einsatz für Mädchenrechte, kritisiert kulturelle Gewalt gegen Frauen – und bringt einen neuen Mutterschutz nach Fehlgeburten ins Gespräch.
Im exklusiven Interview mit exxpress spricht Claudia Plakolm über Gleichberechtigung, integrationspolitische Tabus und ihre Forderung nach einem gestaffelten Mutterschutz bei Schwangerschaftsverlust.
Kinderkopftuchverbot als Signal für Gleichberechtigung
Für Plakolm ist das kürzlich beschlossene Kinderkopftuchverbot ein zentrales Anliegen. Es gehe darum, Mädchen in der besonders prägenden Phase vor dem 14. Lebensjahr vor familiärem oder kulturellem Druck zu schützen. „Wir wollen Mädchen die Zeit geben, sich frei zu entscheiden – ohne Zwang, ohne Unterdrückung“, so Plakolm. Sie betont die Bedeutung eines gleichberechtigten Aufwachsens – besonders im schulischen Kontext.
Feministinnen lassen Mädchen im Stich
Claudia Plakolm zeigt sich im Gespräch mit exxpress enttäuscht über die mangelnde Unterstützung für das Kinderkopftuchverbot aus der feministischen Szene. In den zahlreichen Stellungnahmen zum Gesetz habe sie einen klaren Aufschrei vermisst – „gerade bei einem Thema, das so stark Mädchenrechte betrifft“, wie sie betont.
Auffällig sei gewesen, dass viele der eingegangenen Rückmeldungen von Männern kamen – und nur sehr wenige von Frauen. Plakolm hätte sich hier „mehr Solidarität und klare Worte von jenen erwartet, die sich sonst für Gleichberechtigung stark machen“.
Kulturelle Gewalt gegen Frauen: „Das dürfen wir niemals akzeptieren“
Mit Blick auf aktuelle Fälle in Wien warnt Plakolm eindringlich vor sogenannter „kultureller Gewalt“. Wenn Väter Töchter attackieren, um die „Familienehre“ zu retten, sei das „absoluter Wahnsinn“. Die Politik müsse hier klar und überparteilich auftreten: „Jeder schüttelt den Kopf – aber viele schauen dann doch wieder weg.“
Neuer Mutterschutz nach Fehlgeburt: „Eine Frau ist nicht krank – sie braucht Zeit“
Auch bei einem weiteren Tabuthema geht Plakolm voran: Schwangerschaftsverlust. Sie fordert nach deutschem Vorbild einen gestaffelten Mutterschutz, abgestuft nach Schwangerschaftswoche. „Eine Frau, die ein Kind verliert, soll nicht auf ein ärztliches Attest angewiesen sein. Sie braucht keinen Krankenstand, sondern Schutz und Unterstützung.“
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