Polen wehren sich: „Weitere Impfstoff-Lieferungen sinnlos“, kritisiert Minister
Polen will für weitere Covid-Impfdosen nicht zahlen. Die Corona-Situation sei stabil, weitere Impfstoff-Lieferungen daher “vollkommen sinnlos”. Pfizer pocht aber auf die Einhaltung der Verträge. Der Pharma-Konzern will auch bei Nicht-Lieferung von Impfdosen Geld sehen.
Die Verträge zwischen der EU und Covid-19-Impfstoffherstellern wie Pfizer sehen eigentlich vor, dass noch Hunderte Millionen Corona-Impfdosen nach Europa geliefert werden. Allerdings: Die Corona-Situation hat sich europaweit beruhigt, so auch in Österreich. Deshalb regen sich immer mehr Stimmen, die eine nachträgliche Änderung der Verträge fordern.
Im März etwa schrieben Bulgarien, Polen, Litauen und Ungarn einen offenen Brief. Darin heißt es: „Wir sind nicht mit Lieferungen einverstanden, die über den Bedarf der Mitgliedstaaten hinausgehen und die die Mitgliedstaaten nicht wollen.“ Ein Statement, das Pfizer aber wenig beeindruckte. Das Pharmaunternehmen pocht auf die Einhaltung der Verträge und hält weiterhin unbeirrt daran fest, Hunderte Millionen von Covid-19-Impfdosen nach Europa zu liefern.
Diese Haltung sorgt jetzt auch bei der polnischen Regierung für massiven Unmut. Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski wandte sich jüngst per Brief an die „Gesellschafter von Pfizer Inc“. Wie die “Welt” berichtet, heißt es in dem Schreiben: Die von Pfizer trotz der „stabilen epidemischen Lage“ anvisierte Lieferung von Hunderten Millionen Dosen sei „vollkommen sinnlos“.
Pfizer fordert: Staaten sollen für nicht hergestellte Corona-Impfdosen zahlen
Niedzielski enthüllte auch, was Pfizer bei einem Lieferstopp von den EU-Staaten fordert: die Hälfte des Preises für jede Dose, die nicht geliefert wird. Der polnische Gesundheitsminister ist jedenfalls erzürnt: „Das sind Kosten für nicht hergestellte Dosen, die nie produziert wurden und nie produziert werden und Pfizer keinen Penny kosten.“
Niedzielski schreibt, es tue ihm „extrem“ leid, schlussfolgern zu müssen, dass der Konzern nicht bereit sei, „ein zufriedenstellendes Level an Flexibilität zu zeigen und irgendwelche realistischen Vorschläge“ zu machen. Es gebe zwar eine ständige Dialogbereitschaft, aber keinen humanitären Ansatz.
Der Gesundheitsminister forderte Pfizer auf, „seiner Verantwortung gegenüber den EU-Bürgern und Mitgliedstaaten gerecht zu werden und in gutem Glauben auf eine Lösung hinzuarbeiten, fair für alle“. Polen wolle weiter daran glauben, dass es in der Pharma-Industrie nicht nur um Geld gehe.
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